Speyer Blockhaus wird abgerissen

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Die Ortsgemeinde Waldsee baut neue Wohnungen im Gebäude des ehemaligen Wasgau-Marktes in der Franz-Schubert-Straße. Das „Blockhaus“ genannte Gemeindehaus in der Neuhofener Straße soll abgerissen werden. Dort soll ein Parkplatz entstehen. Das hat zu für Waldseer Sitzungen ungewohnten Diskussionen unter den Gemeinderäten geführt. Auch die Gefühle im ausnahmsweise gut besuchten Zuschauerraum kochten hoch.

Das Blockhaus in Waldsee wird abgerissen. Das hat der Ortsgemeinderat Waldsee einstimmig beschlossen. Gegen die fünf Stimmen der SPD-Fraktion wurde beschlossen, dass das knapp 900 Quadratmeter große Grundstück nach dem Abriss planiert wird und dort vorerst Parkplätze entstehen sollen. Hintergrund: Das Haus in der Neuhofener Straße 37 ist in Gemeindebesitz und wurde erst an Sozialfälle vermietet und später dann von Asylbewerbern bewohnt. Das in einfachster Bauweise errichtete Haus ist sehr heruntergekommen, eine Sanierung lohnt sich nach Auffassung des Gemeinderats nicht mehr. Der Abriss war schon länger geplant, allerdings mussten zunächst die dort wohnenden Asylbewerber anderswo untergebracht werden. Das ist geschehen. Waldsees Ortsbürgermeister Otto Reiland (CDU) rechnet mit einem Abriss innerhalb der nächsten Wochen. Ursprünglich wollte die Gemeinde an dieser Stelle ein Mehrfamilienhaus bauen lassen, das Geld dafür ist im Haushaltsplan für dieses Jahr eingestellt. Allerdings war bei der Erstellung des Haushalts noch nicht bekannt, dass die Gemeinde das Gebäude des Wasgau-Marktes kaufen und dort Wohnraum schaffen werde. Ortsbürgermeister Reiland argumentierte bei der Sitzung am Donnerstagabend, wenn das geschehe, halte er einen Neubau in der Neuhofener Straße zur gleichen Zeit nicht für sinnvoll. CDU-Sprecher Arno Sturm gab zu bedenken, dass der Erwerb und Umbau des Wasgau-Marktes, der schon lange geplante Sporthallenneubau, die Erweiterung der kommunalen Kindertagesstätten und der beschlossene Straßenausbau genug an Projekten seien. „Wenn diese Projekte abgeschlossen sind, kann man immer noch entscheiden, was mit dem Grundstück passiert“, sagte Sturm. Dem widersprach SPD-Sprecher Matthias Leidner. Sozialer Wohnungsbau stünde der Gemeinde gut zu Gesicht. Die Verwaltung bitte die Bevölkerung, Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung zu stehen, da sei es kein stringentes Verhalten, wenn die Gemeinde es selbst andersherum handhabe. Außerdem könnte es der Kreisverwaltung Geld sparen, wenn dann 20 Asylbewerber aus dem Hotel Oberst in ein neu gebaute Haus in der Neuhofener Straße ziehen würden. Das würde auch die Ortsgemeinde spüren, weil sich das in der Kreisumlage bemerkbar mache. Wolfgang Berl (CDU) bezeichnete das als Wunschdenken: „Die Kreisverwaltung würde die leer werdenden Plätze im Hotel Oberst doch sofort wieder besetzen.“ „Wir sind keine Träumer“, entgegnete Leidner. Der Kreis und die Verbandsgemeinde Waldsee müssten auch mal Druck machen, dass nicht drei Viertel der Asylbewerber der Verbandsgemeinde in Waldsee untergebracht werden. Reiland informierte, dass man inzwischen ein Haus in Altrip für Asylbewerber angemietet habe und bei einem Objekt in Neuhofen noch in Verhandlungen stehe, aber auch, dass das Hotel Oberst plane, noch mehr Flüchtlingen Platz zu bieten. An einem Punkt kippte die Stimmung: SPD-Mann Leidner warb für einen Neubau auf dem Grundstück des Blockhauses auch damit, dass es ja in letzter Zeit keine Beschwerden gegeben habe. Daraufhin gab es höhnisches Gelächter und ungehaltene Zwischenrufe aus dem Publikum: „Nur weil das Haus jetzt leer steht!“ Reiland musste die Zuhörer zur Ruhe aufrufen. Hintergrund: Als das Blockhaus noch bewohnt war, gab es Probleme mit der Trunkenheit und Gewalttätigkeit eines Bewohners. Rainer Claus (CDU) sprach sich gegen einen Neubau aus, auch weil die Anwohner einmal entlastet werden sollten. Steffen Hahn (SPD) sagte: „Wir haben nie etwas davon im Rat mitbekommen.“ Ortsbürgermeister Reiland entgegnete Hahn: „Wir haben hier informiert!“

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