Speyer/Homburg „Bach pur“ mit der Jugendkantorei

Faksimile der Handschrift von BWV 22.
Faksimile der Handschrift von BWV 22.

Am 2. und 3. März singt die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz in Homburg und Speyer unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald die Kantaten 22 und 23 sowie die Messe g-moll von Johann Sebastian Bach.

„Bach pur“: Das gehört zum Stammrepertoire der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz seit den Zeiten von Gründer Adolf Graf bis in die Gegenwart. Zu erinnern ist unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald, der im kommenden Jahr das Jubiläum 30 Jahre am Pult des Chores feiern kann, an die sagenhafte h-moll-Messe zum Reformationsjubiläum 2017 oder an die ausdrucksvolle Johannes-Passion vor zwei Jahren. Zum 300. Geburtstag jener Passion aber macht die Evangelischen Jugendkantorei gerade nicht diese, sondern ein Bach-Programm, das gleichsam belegt, warum Bach überhaupt in die Lage kam, dieses Werk zu komponieren. Die Kantaten BWV 22 „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ und BWV 23 „Du wahrer Gott und Davids Sohn“ waren nämlich seine Probestücke seiner Bewerbung um das Amt des Thomaskantors in Leipzig, das er dann 1723 antrat. Ein bisschen Johannes-Passion gibt es aber doch auch, denn in der zweiten Fassung von 1725 hat Bach an den Schluss der Passion den Choral „Christe, du Lamm Gottes“ aus der Kantate 23 gestellt.

Neben den beiden Kantaten erklingt die „Lutherische Messe“ in g-moll BWV 253, die nur aus Kyrie und Gloria besteht und Sätze aus drei Kantaten von 1726 parodiert, also in mehr oder weniger veränderter Form aufgreift. Die erste „Lutherische Messe“ war übrigens die Missa von 1733, auch ein Bewerbungsstück um den Titel eines sächsischen Hofkomponisten. 1736 bekam er den endlich dann – und aus Kyrie und Gloria von 1733 wurde der erste Teil von Bachs Opus Summum, der h-moll-Messe.

Fast ein Heimspiel

Apropos h-moll-Messe: 2020, tief in der Corona-Zeit, gab es im Stream aus Leipzig eine in der Besetzung hochkonzentrierte Version dieses Werks. Es sang das Ensemble Ælbgut. Eine der beiden Sopranistinnen war Angelika Lenter. Sie singt am 2. und 3. März im Konzert der Jugendkantorei. In Speyer ist das für sie fast ein Heimspiel, denn hier tritt sie bei der Dommusik und mit den evangelischen Ensembles regelmäßig auf. Schon am Palmsonntag kommt sie wieder zur Matthäus-Passion mit der Speyerer Kantorei in die Gedächtniskirche. Ælbgut hat übrigens eine preisgekrönte CD eingespielt mit den Bewerbungsstücken für Leipzig 1723, auch denen der Mitbewerber Telemann und Graupner. Zumindest die Kantate 23 ist für Angelika Lenter also ein bekanntes Stück.

Auch für den englischen Countertenor Alex Potter ist die Pfalz kein fremdes Terrain, er sang etwa schon in der Stiftskirche in Neustadt. Im Moment gehört er zum Stamm der Solisten, mit denen Hans-Christoph Rademann mit der Gaechinger Cantorey in Stuttgart und Umgebung alle Bach-Kantaten des ersten Jahrgangs 1723/24 aufführt und einspielt (wir berichteten über „Bach Vision“ am 23. Dezember). Alex Potter singt als Engländer natürlich auch viel Händel, war zum Beispiel ein großartiger Micah beim „Samson“ im Oktober mit Rademann und der Gaechinger Cantorey. Bei dem bewegenden Konzert mit dem „Messiah“ in der Kathedrale von Coventry unter John Nelson (zum Glück auf CD und DVD dokumentiert) im Herbst 2022 ist er ein wunderbar singender Alt-Solist gewesen.

Schwerpunkt Bach

Apropos „Messiah“ zu den schönsten Aufnahmen des Werks aus jüngerer Zeit gehört die mit dem RIAS-Kammerchor unter Justin Doyle. Dabei spielt die Akademie für Alte Musik Berlin, die ja 2017 mit der Jugendkantorei der Pfalz die h-moll-Messe musizierte. Der Tenor-Solist ist dabei der englische Tenor Thomas Hobbs, der seine Aufgabe fulminant meistert. Thomas Hobbs ist aber auch ein gefragter Bach-Sänger, wie viele CDs etwa mit der Bach-Stiftung St. Gallen oder dem Dunedin Consort unter John Butt belegen. Die g-moll-Messe von Bach kennt er. Er hat sie mit dem Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius auf CD aufgenommen. Frieder Bernius aus Ludwigshafen sang übrigens in seiner Jugend in der Evangelische Jugendkantorei der Pfalz.

Der Bariton Thomas Laske singt nicht zum ersten Mal mit der Jugendkantorei, 2019 war er bei einem Konzertprogramm in Lambrecht und in Speyer Solist, in dem neben einer Messe von Heinichen auch Bachs Magnificat erklang. Der in Stuttgart geborene Sänger ist Opern-, Konzert- und Liedsänger mit einem breiten Repertoire. Umfangreich ist auch seine Diskographie, bei der Bach aber durchaus einen Schwerpunkt bietet.

Info

  • „Bach pur“: Samstag, 2. März, Stadtkirche Homburg; Sonntag, 3. März, Dreifaltigkeitskirche Speyer, jeweils 17 Uhr; Angelika Lenter, Sopran, Alex Potter, Altus, Thomas Hobbs, Tenor, Thomas Laske, Bariton, Dresdener Barockorchester, Evang. Jugendkantorei der Pfalz, Leitung: Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald.
  • Tickets: Homburg Protestantisches Dekanat, Kirchstraße 8, Telefon 06841 660311, Speyer: Tourist Information, Maximilianstraße 13, sowie bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen, online unter www.reservix.de.

    Infos auch unter www.ejuka.de

Altus: Alex Potter.
Altus: Alex Potter.
Tenor: Thomas Hobbs.
Tenor: Thomas Hobbs.
Bass: Thomas Laske
Bass: Thomas Laske
Sopran: Angelika Lenter.
Sopran: Angelika Lenter.
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