Speyer Austausch mit Stift und Pinsel

„Tauschen wir uns mit den Partnergemeinden der alten Verbandsgemeinde nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch aus.“ Das war der Wunsch von Theo Ofer (Harthausen) und Erich Bettag (Dudenhofen), den Initiatoren des sechsten Dudenhofener Kunstsommers in der Festhalle. Heute, Samstag, endet der Austausch mit den Künstlern aus dem Ausland um 19 Uhr mit einem Programm in der Festhalle in Dudenhofen.

Ein Woche lang haben ein Mann aus Südtirol und zwei junge Leute aus dem ungarischen Kondoros mit Theo Ofer und Erich Bettag gemalt und ein Stück Pfalz kennengelernt. Die beiden Teilnehmer aus Tarczyn (Polen) reisten erst am Donnerstagabend an. Gianfranco Bonora (66) kommt aus dem Vinschgau. Der Südtiroler war Maschinenschlosser, malt seit 20 Jahren, stellt in seiner Heimat aus, organisiert selbst Ausstellungen. Zur Malerei kam er zufällig, als die Tochter fragte, was sie ihm zum Geburtstag schenken solle. Sein Wunsch: Buch, Block, Malutensilien. Er bezeichnet sich als Autodidakt, „probiert alles“: Bilder in Acryl, Wasserfarben, Skulpturen mit Dachschindeln, Marmor. Gianfranco ist mit Ehefrau Rainelde angereist. Die beiden genießen die tolle Aufnahme, familiäre Atmosphäre. Boglarka Zuberecz (18) und Zoltan Roncsek (20) stammen aus dem ungarischen Partnerort Hanhofens, Kondoros, und studieren Kunst in der Hauptstadt Budapest. Profession, Berufswunsch offen. Zoltan: „Sollte es mit der Uni nicht klappen, versuche ich mich als Tattoo-Künstler durchzuschlagen.“ Die Partnerschaft mit Hanhofen kennen sie bislang nur vom Hörensagen. Sie zeichnen Portraits (auch von den Gastfamilien) in Öl, Kohle, Stillleben. Zoltan Zitronen, Boglarka eine Tafel mit Obst, einem Glas Rotwein. Ihre zweite Leidenschaft ist der Sport. Er boxt, sie schwamm am Tag der Ankunft abends noch im Bonnetweiher. Boglarka freuten neben der praktischen Arbeit die neuen Eindrücke, und die Möglichkeit, Leute kennenzulernen. Barbara Debska „lebt in Farben, Formen“. Von Kind an, sagt die pensionierte Lehrerin für Kunsterziehung. Die Polin arbeitet in einem breiten Spektrum, hauptsächlich mit Wolle, Filz, Schmuck, Textilien, verschönert die Dinge. Beispiel: Taschen, Materialien, Gegenstände mit bemaltem Papier bekleben. In der Jugend inspirierten sie die Burda-Modezeitschriften: „Die Models waren meine Kolleginnen, mit denen ich älter wurde.“ Andrej Kujawa möchte auch noch an seinem letzten Tag malen. Auch er ist seit der Kindheit von Kunst, der Malerei begeistert. Seit der Pole Rentner ist – er arbeitete als Elektriker – hat er dafür endlich die Zeit. Sein Sujet sind vornehmlich Landschaften (Öl, Acryl), die Architektur (Grafik), „freie, abstrakte Themen“. Er stellte in der polnischen Hauptstadt Warschau aus, zeichnet, verkauft Bilder zugunsten kranker Kinder, ist Vorsitzender einer Malervereinigung. Mit aus der befreundeten polnischen Gemeinde Tarczyn kamen Bürgermeisterin Barbara Galicz und Jan Zubrzewski nach Dudenhofen. Er ist Opernsänger (Tenor), hat auch Engagements in Deutschland, war drei Jahre in Bielefeld an der Oper und wird heute Abend bei der Finissage Verdi-Arien und neapolitanische Lieder singen. Vor dem Start der Reihe in Dudenhofen leitete Theo Ofer bereits einen Kunstsommer in Ludwigshafen. 2003 suchte er eine „neue Bleibe“. Der damalige Bürgermeister Clemens Körner (CDU) schlug vor: „Machen wir es doch hier.“ Der Maler holte Erich Bettag, Skulpteur „phantastischer“ Holzkunstwerke, und Rainer Riebel für den musikalischen Part mit ins Boot. In den zehn Jahren, fünf Kunstsommern, seither waren in der Festhalle etwa 130 Künstler zu Gast. Bürgermeister Peter Eberhard (CDU) war von der Partnerschafts-Idee begeistert, telefonierte mit seinen Verbandsgemeinde-Kollegen, den Ortsvorstehern der Partnergemeinden. Aus Oberlungwitz (Sachsen), Uchizy (Frankreich), drumherum bekam er Absagen. Eberhard: „Da gibt es nicht so viele Hobby-Künstler, zudem ist Ferienzeit.“ Ein zweiter Südtiroler (Martell) musste kurzfristig absagen. Blieben – mit Ofer und Bettag – zunächst fünf, mit den polnischen Gästen aus Tarczyn sieben Künstler. Bettag auf die Frage, warum man bei den relativ wenigen nicht auch Kreative aus der Verbandsgemeinde dazuholte: „Wir wollten das Motto nicht verwässern.“ So schön die Festhalle für Festabende, Ausstellungen, als Werkstatt ist – sich den ganzen Tag darin aufzuhalten ist auch nicht das schiere Glück. Deshalb organisierten Ofer, Bettag und Eberhard ein Rahmenprogramm: Vergangenen Sonntag Speyerer Dom mit Messe und Bootsfahrt, gemütlicher Abend in der Backstube von Pfarrer Josef Metzinger, Friedwald, Skulpturenweg, Abendbrot in der Rentnerhütte, Mittwoch Musikabend mit dem Instrumentalensemble von Franz-Georg und Rita Rössler sowie Zuschauen beim Radrennen in der „Badewanne“.

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