Speyer Ausdrucksvoll und differenziert

Der Passionszeit gemäße Werke getragenen Charakters haben am Samstag in der Krypta des Speyerer Doms auf dem Programm eines Konzerts gestanden. Die Altistin Bettina Ranch, die Barockoboistin Jeanine Krause und ein Instrumentalensemble mit Domkapellmeister Markus Melchiori an der Orgel haben den Werken eindrucksvolle Wiedergaben bereitet.

Vor den vokalen Hauptwerken gab es – quasi als instrumentale Einleitung – jeweils ein Oboenkonzert. Tomasso Albinonis Oboenkonzert d-Moll ist ein dicht und kunstvoll gesetztes Stück mit Ausdruckskraft. Krause nutzte alle Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis mit beredter, pointierter Phrasierung. Dabei spielte sie aber höchst lebendig und mit einem warmen Ton, der bei Protagonisten der historischen Aufführungspraxis nicht immer zu finden ist. Das galt auch für ihre Wiedergabe von Johann Sebastian Bachs Konzert für Oboe d’amore, Streicher und Basso Continuo, wo Krause den weichen vollen Klangcharakter des Instruments schön auszuspielen wusste. Adäquat begleitet wurde sie bei beiden Werken von einem solistisch besetzten, hochkompetenten Instrumentalensemble mit Mechthild Blaumer und Franka Palowski (Violine), Lothar Haass (Viola), Julie Borsodi (Cello) sowie Melchiori. Das „Stabat mater“, das Gedicht, das den Schmerz der Mutter Jesu um den Gekreuzigten beschreibt, ist von vielen großen Komponisten von Josquin Desprez bis Penderecki vertont worden. Eine der bedeutendsten Kompositionen stammt von Antonio Vivaldi, der den Text in neun Abschnitte zu drei (oder sechs) Verszeilen gliedert und den Solopart einer Altstimme anvertraut. Ranch war eine ideale Interpretin dieser Komposition. Hier war eine wirkliche Altstimme zugange, kein tiefergelegter Mezzo: ausdrucksvoll und differenziert, den Textgehalt betonend, doch ohne unangemessen opernhafte Dramatisierung. Bachs Solokantate „Ich habe genug“ ist eine seiner bekanntesten. Ursprünglich für Bass geschrieben, wurde sie hier vom Alt gesungen, auch wieder mit ausdrucksvoller Textausdeutung und suggestiver Darstellung der Arien und Rezitative. Trefflich dialogisierte die Sängerin hier mit der obligaten Oboe. Die Aufführung blieb indes unvollendet. Zu Beginn der letzten Arie wurde Ranch von einer wohl erkältungsbedingten, durch die berühmt-berüchtigte Kälte im Dom noch geförderten Indisposition erfasst und musste die Segel streichen. Dennoch gab es viel Beifall vom Publikum, das die großartige sängerische Leistung bis dahin zu würdigen wusste.

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