Speyer Ölbohrung: Gegner stellen Forderungen

Otterstadt. Das Konsortium aus GDF Suez und Palatina GeoCon möchte mit einer Erkundungsbohrung bei Otterstadt herausfinden, ob dort Öl im Boden ist. Dagegen wendet sich die Interessengemeinschaft „Kein Öl in Otterstadt“. In einem offenen Brief hat die IG mitgeteilt, dass sie zu Gesprächen mit dem Konsortium bereit sei. Aber: „Den Bürger ernst zu nehmen, darf und kann sich nicht darin erschöpfen, dass das Konsortium aus seiner Sicht Modalitäten des Betriebs (...) erläutert, sondern setzt Ergebnisoffenheit voraus.“ Konkret fordern die Otterstadter, dass die Unternehmen bereit sind, „die grundsätzliche Durchführung des Vorhabens in Frage zu stellen“. Doch genau das möchte das Konsortium, das bereits in Speyer Erdöl fördert, nicht. Auf eine entsprechende RHEINPFALZ-Anfrage heißt es: „Das Vorhaben wird seitens des Konsortiums nicht in Frage gestellt.“ Mit der Erteilung der Lizenz durch das Landesamt für Geologie und Bergbau zur Suche nach Kohlenwasserstoffen habe das Konsortium die Verpflichtung übernommen, die genehmigten Arbeitsprogramme auch auszuführen. Das Gesprächsangebot an IG, Ortsgemeinderat und an die Bürger allgemein bleibe aber bestehen. In dem offenen Brief kritisiert die IG – unter Berufung auf den Umweltverband BUND –, dass die geplante Bohrstelle an der L 534 zwischen Speyer und Waldsee Lebensräume geschützter Tierarten trennen würde. „Die Vernetzungslinie zwischen dem Pfälzer Wald und dem Auenwald“ würde beeinträchtigt. Das Konsortium schreibt dazu, dass bereits beim Antrag für den Bohrplatz ein Naturschutzgutachten eingereicht werden musste. Mittlerweile habe die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd als Obere Naturschutzbehörde sich dazu geäußert und keine Bedenken formuliert. Den offenen Brief haben neun Mitglieder der IG unterzeichnet. Einen Sprecher hat die Gruppe noch nicht. Wie ein IG-Mitglied mitteilte, werde die Selbstorganisation der IG noch diskutiert. Schon vor dem offenen Brief war die IG in der Öffentlichkeit aktiv – mit einem Flugblatt, das vor Kurzem im Ort verteilt wurde. Es trug den Titel „Bürgerinformation: Bedrohung unserer Gemeinden durch geplante Erdölförderung“. Ein Hinweis auf die IG fehlte allerdings darauf. Es gab nur den Verweis auf die Webseite keinoel.otterstadt.com. Steuert man diese im Internet an, stößt man lediglich auf einen weiteren Link, der zu umfangreichen Informationen führt – und zwar auf der Webseite der Bürger Initiative Otterstadt (BIO), die drei Sitze im Ortsgemeinderat hat. BIO-Vorsitzender Jens Gastorf teilt mit, dass seine Gruppierung beim Thema Erdöl massiv mitmische, er aber nicht für die IG spreche. BIO hat vor Kurzem auf seiner Homepage (www.bio-otterstadt.de) auch eine Umfrage zum Thema Erdöl geschaltet, um die Meinungen der Bürger zu erfragen, wie es von BIO heißt. Auf besagtem Flyer hat die IG unter der Überschrift „Fakten und mögliche Gefahren“ eine Reihe von Argumenten gegen die Bohrung aufgeführt. Dort steht zum Beispiel: 35 Meter hohe, beleuchtete Bohrtürme und Lärm im Ort rund um die Uhr, eine bis zu 15 Meter hohe Fackel, intensiver Schwerlastverkehr. Außerdem wird die Sorge vor der Emission gesundheitsgefährdender Stoffe sowie vor der Verunreinigung der Feldfrüchte geäußert. Zudem ist vom Risiko durch Hebungen und Senkungen des Grundes, Erdbeben und der Förderung von radioaktiv belastetem Begleitmaterial die Rede. Die RHEINPFALZ bat die Erdölförderunternehmen, zu den einzelnen Punkten Stellung zu nehmen. In der gestern verschickten Antwort teilt das Konsortium mit, dass der etwa fußballfeldgroße Bohrplatz versiegelt sein werde, sodass „Verunreinigungen im Boden ausgeschlossen werden können“. Ansonsten verweisen die Firmen darauf, dass interessierte Bürger zu Führungen auf dem Betriebsplatz in Speyer eingeladen seien (die nächsten sind am 6. und 13. März) und dass es im September 2013 im Otterstadter Remigiushaus eine öffentliche Informationsveranstaltung gegeben habe. Zudem soll es eine neue Webseite geben, auf der relevante Projektinformationen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen gegeben werden. Diese Webseite soll unter www.erdoel-in-otterstadt.de am heutigen Donnerstag online gehen. Bei ihrem Ziel, nach möglichem Erdöl bei Otterstadt zu suchen, sind GDF Suez und Palatina GeoCon mittlerweile einen Schritt weiter. Nach Auskunft des Konsortiums hat die SGD einen positiven Bescheid im sogenannten Zielabweichungsverfahren erteilt. Dieses war nötig, dass aus landwirtschaftlich genutztem Gelände ein Industriegrundstück wird. Als nächstes muss das Bergamt einen neuen Hauptbetriebsplan genehmigen. Bevor dann wirklich gebohrt werden kann, bedarf es noch weiterer Genehmigungen von Behördenseite.

x