Speyer Mit der Fähre über den Fluss

Alternative mit Ausnahmen: Während des Winterfahrplans macht die Rheinfähre Leimersheim zwischen 10 und 15 Uhr beziehungsweise 1
Alternative mit Ausnahmen: Während des Winterfahrplans macht die Rheinfähre Leimersheim zwischen 10 und 15 Uhr beziehungsweise 10 und 14 Uhr (Baden-Pfalz) eine Pause.

«Wörth/Leimersheim.» Nach erheblicher Verzögerung haben die Sanierungsarbeiten auf der Rheinbrücke bei Wörth begonnen. Rund ein Jahr Baustelle und einige Vollsperrungen erwarten die Pendler auf der stauträchtigen Strecke, die nun wohl noch mehr zum Nadelöhr wird. Welche Alternativen gibt es für Pendler aus der Südpfalz Richtung Karlsruhe und retour? Zur Wahl stehen der ÖPNV und die Fähren Leimersheim-Leopoldshafen sowie Neuburg-Neuburgweier. Die RHEINPFALZ hat sich mit Nutzern der Rheinfähre Leimersheim über ihre Beweggründe unterhalten. Den wohl kürzesten Anfahrtsweg zur Fähre hat Jochen Schallmüller aus Offenbach. Er ist Koch des Ausfluglokals „Rheinblick“ an der Fährstation auf badischer Seite. „Für mich ist die Fähre ganz normaler Alltag. Durch sie spare ich rund 20 Kilometer Strecke. Abends muss ich dann allerdings doch die Rheinbrücke bei Germersheim nehmen, weil die Fähre dann nicht mehr fährt.“ Zur Situation in Wörth meint er: „Eine Katastrophe. Dass die Politiker nicht klüger werden. So kann es eigentlich nicht weiter gehen. Es braucht unbedingt eine zweite Rheinbrücke.“ Nicht sehr erfreut über die permanenten Staus auf der Rheinbrücke ist auch Stephanie Faath. Sie kommt aus Kuhardt und fährt zweimal die Woche ins Fächerbad nach Karlsruhe zum Schwimmen. „Das ist echt schlimm, die Situation auf der Brücke. Für mich ist die Fähre deshalb eine gute Alternative“, sagt sie. Hoch oben auf dem Turm der „Peter Pan“ sitzt Frank Ohler, Kapitän der Fähre. Für die Familie Freiwald, die die Fähren in Neuburg und Leimersheim betreibt, sticht er immer wieder „in See“. An hoch frequentierten Tagen im Sommer setzt er rund 100-mal sein 1200 PS starkes Schiff über. An diesem Novembertag zwischen 8 und 9 Uhr ist jedoch deutlich weniger los. Auf seiner Fähre, auf die je nach Länge zwischen 20 und 23 Autos passen, ist noch reichlich Platz. Von 6 bis 10 Uhr und von 15 bis 18 Uhr wird im Winterplan circa alle zehn Minuten übergesetzt. Der Tiefgang seines Schiffs beträgt 1,40 Meter, 1,48 Meter hat der Rhein an der niedrigsten Stelle. Aber noch geht es. „Heute ist die Frequenz der Nutzer sehr spärlich. Ich weiß auch nicht warum. Aber wahrscheinlich nimmt es zu, je stärker die Baustelle auf der Rheinbrücke zu merken ist“, vermutet er. Auf der Brücke selbst sind zwar die Vorbereitungen im Gange, von einer Beeinträchtigung oder Reduzierung der Spuren ist jedoch noch nichts zu spüren. Ein junger Mann, der für eine Schädlingsbekämpfungsfirma arbeitet, ist ebenfalls auf dem Weg in die Fächerstadt. „Ich spare durch die Fähre eine halbe bis dreiviertel Stunde“, meint er. Wie die meisten hat er ein Abo, die Karte ist schnell gelocht. Benjamin Zimmer, der zum KIT Campus Nord möchte, wo er als Ingenieur arbeitet, ist ebenfalls begeistert: „Ich finde die Fähre cool. Ich nenne sie immer Feierabendfähre. Wenn ich nach der Arbeit auf dem Rhein bin, weiß ich, dass ich Feierabend habe.“ Ursprünglich stammt Zimmer aus Rheinstetten, ist aber nach Rülzheim gezogen, weil er in der Region Karlsruhe keinen passenden Wohnraum gefunden habe. Die Pendelei mache ihm nichts aus. „Ich könnte auch die Rheinbrücke bei Wörth nehmen. Aber hier ist es angenehmer, macht weniger Stress und spart Zeit.“ Auch ein Fahrradpendler steuert die Fähre an, sein Ziel: ebenfalls der KIT Campus Nord. Er sieht die lange Sanierungszeit der Rheinbrücke und die programmierten Staus wie die meisten sehr kritisch. Eines ist augenfällig: Das Gros der Fährnutzer will in Richtung Baden. Die Gegenrichtung wird kaum frequentiert. „Ich schätze das Verhältnis annähernd 90 zu 10“, sagt Kapitän Frank Ohler. Doch es gibt eine Ausnahme. Ein Mercedesfahrer mit KA-Kennzeichen steuert zielsicher auf die „Peter Pan“ Richtung Leimersheim zu. Sein Ansinnen: „Ich kaufe gerne in der Pfalz ein. Kartoffeln, Gemüse, Geflügel. Es gibt hier sehr schöne Hofläden. Die Qualität ist einfach besser. Und auch nicht ganz unwichtig: Die Leute sind viel freundlicher“, merkt er an. Die Tour mache der Badener einmal die Woche. Die Fähre und das dazugehörige „Entschleunigungsgefühl“ gehöre für ihn mit zum Einkaufserlebnis. Eine zweite Rheinbrücke würde der Mann dennoch begrüßen, fügt er hinzu. Im Netz www.rheinfaehre-leimersheim.de

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