Speyer Künstliches Geläuf ist geläufig

Länderspielcharakter: Die B-Junioren des FC Speyer (blaue Spielkleidung) treffen auf die Augsburg University aus Minnesota in de
Länderspielcharakter: Die B-Junioren des FC Speyer (blaue Spielkleidung) treffen auf die Augsburg University aus Minnesota in den USA.

«Speyer.» Die Verbandsliga-B-Junioren des FC Speyer haben gestern Abend im Sportpark ein Freundschaftsspiel gegen die Augsburg University (US-Bundesstaat Minnesota) 1:3 (0:1) verloren.

Ein Aufkleber des 1. FC Kaiserslautern an einer Ampel an der Kurve Petschengasse/Eselsdamm deutet schon auf eine gewisse Bedeutung des Fußballabends hin, aber noch mehr der große silberfarbene Mannschaftsbus mit niederländischem Kennzeichen am Sportpark. Er stammt von der Agentur, die die Amerikaner noch bis zum Wochenende durch die Republik kutschiert. „Bitte schieben“, steht auf einem Schild im Eingangsbereich. Gemeint sind Radfahrer, nicht der Schiedsrichter. Holzbänke tragen die Namen der Sponsoren. Ein paar sind noch zu vergeben. Der Speyerer Nachwuchs trainiert in den Trikots von Toni Kroos und Pierre-Emerick Aubameyang auf den Plätzen. Aber die Eckballfahnen zeigen, wo das Match steigt: auf dem Kunstrasen, ein den Gästen geläufiges Geläuf. Die Auggies, wie sie heißen, machen sich vor dem Umkleidetrakt schon etwas warm, Kapuzen und Mützen auf, die Hände unterm Pullover. Trinkflaschen stehen rum. Die Torhüter tragen pink mit den Nummern 0 und 00, weil die stehen muss. Der Nachwuchs räumt das Feld. Eleftherios Konstantakis, Betreuer der Speyerer, schleppt das Gastgeschenk heran. Ein in Glas gerahmtes Trikot des FC mit Name und Datum der Begegnung. Die ersten Fans aus Minneapolis verlassen das Vereinsheim. Die Kälte sind sie von daheim gewohnt. „Come on, Auggies“, ruft einer mit Bierglas in der Hand. Matthias Richter, stellvertretender Vorsitzender der Nullneuner, kommt und erklärt, warum die U17 und nicht wie vorgesehen der FC II (A-Klasse) aufläuft: die Grippewelle und ein gemischtes Team sei nach Rücksprache mit Franz-Josef Kolb, Leiter Sport- und Spielbetrieb des Südwestdeutschen Fußballverbandes, nicht möglich. Die US Boys starten mit einem langen Schlag in das Duell. Sebastian Ebeling, Jugendkoordinator Sport, und Klaus Weber, Sportlicher Leiter, gucken auch zu. Ein schöner Spielzug bringt Minnesota das 1:0. Zweimal 40 Minuten dauert’s heute Abend. „Go in“, „Big Save“ und „Good Job“, heißt es auf der einen Seite, „raus“, „Zeit“ und „meine Fresse“ auf der anderen. Die Amerikaner haben die ganze Familie dabei. Väter kicken mit den Söhnen in der Pause und nach Wild-West-Manier auf dem Rasen: den halb vollen Bierkrug am Spielfeldrand gegenüber dem Kinderwagen, die Zigarette im Mundwinkel. Auf dem kleinen Kunstrasen machen sich die Alten Herren breit: die in den orangefarbenen Leibchen gegen den Rest. Die Fußballer kommen aus der Pause zurück. „Heim“ steht auf der Auswechselbank der Gäste. Davor liegen ein orangener und ein paar weiße Bälle, beim FC drei weitere Kugeln. Einer schießt die 0 warm. Dann geht sie an die Mittellinie, dehnt sich, spuckt in die Handschuhe. „Kannst rein, brauchst nicht auf den Schiri zu warten“, ermuntert ihn ein Speyerer. Die Gäste sind passsicherer, körperlich überlegen, da älter. Doch die FCler sind schnell. Als sie drängen und pressen, steht’s in dem Spiel, das immer mehr Fahrt aufnimmt, 1:1. Augsburg antwortet mit einem wunderschönen 2:1. Ein grünbemützter Fan, der am Rand hin- und hertigert, sich nun auf einer Bank stehend dehnt, jubelt. Die Gäste kontern zum 3:1. Abpfiff: Die Amis greifen zu fein säuberlich auf einer Mülltonne gestapelten Schals und hängen sie den Speyerern um den Hals.

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