Speyer Helfen mit Blut und Spucke

Bereit zur Typisierung: Anna Stabel (rechts) erhält von Jennifer Trost von der Stefan-Morsch-Stiftung die nötigen Utensilien.
Bereit zur Typisierung: Anna Stabel (rechts) erhält von Jennifer Trost von der Stefan-Morsch-Stiftung die nötigen Utensilien.

„Einmal stechen – zweimal helfen“: Mit diesem Slogan wirbt die gemeinnützige Stefan-Morsch-Stiftung für die Typisierung zur Knochenmark- oder Stammzellenspende. Bei der gestrigen Blutspende-Aktion des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Speyer war die Stiftung aktiv dabei. Sie ist die älteste ihrer Art in Deutschland und – wie alle 30 Spenderdateien im Land – dem zentralen Knochenmarkspender-Register (ZKRD) in Ulm angeschlossen.

Wer sich seinen Weg durch die dicht an dicht direkt vor dem Eingang des DRK-Hauses geparkten Fahrzeuge bahnen kann, trifft direkt hinter der Tür auf Jennifer Trost. An ihr kommt heute niemand vorbei. Auf dem Tisch vor der Biologie- und Pharmazie-Studentin steht säuberlich geordnet ein Dutzend Reagenzgläser. Rundherum liegen Informationen über Typisierung aus. Wie eine professionelle Empfangsdame schickt Trost Blutspende-Willige weiter zur Anmeldung gleich gegenüber. Mit rund 150 freiwilligen Spendern rechnet DRK-Teamleiter Axel Mutschler heute, Trost hofft auf zehn Prozent davon, die sich typisieren lassen. „Das ist hoch gegriffen“, sagt sie. Schon steht Anna Stabel mit einer fertig ausgefüllten Einverständniserklärung zur Knochenmark- und Stammzellenspende vor ihr. Die Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres beim DRK sei die ideale Spenderin, erklärt Trost. Zwischen 18 und 40 Jahren sei die Typisierung kostenfrei, 60 die Altersgrenze. Spender dürften nicht unter 50 Kilogramm wiegen und kein starkes Übergewicht haben. Ebenso fielen Frauen mit mehr als drei Schwangerschaften inklusive Fehlgeburten aus dem Kriterienkatalog. „Gute Sache, kein Schaden, viel Hilfe“, bringt Stabel es auf den Punkt, bevor sie die Speichelprobe nach Anweisung von Trost macht: „Spucke sammeln, Wattestäbchen tief in die unteren Backentaschen, zehn Mal drehen – fertig.“ Stäbchen ins Röhrchen, Spendernummer drauf. Stabel ist typisiert. „Der Ausweis kommt mit der Post“, erklärt Trost. Sie schenkt der 19-Jährigen zum Abschied einen Chip für den Einkaufswagen. Im ersten Obergeschoss sind alle Blutspende-Stationen belegt. Manche der Freiwilligen sind bereits typisiert, viele zu alt, einige nicht sicher, ob sie sich registrieren lassen wollen. 5,6 Milliliter Blut seien für die molekularbiologische Bestimmung der Gewebemerkmale (HLA) ausreichend, erklärt Trost einem jungen Mann, der sich mit den Worten „Einmal Aderlass bitte“ bei ihr meldet. Zur Typisierung ist er heute nicht bereit. Wie er werden sämtliche Blut- und Speichelspender mit Kaffee, Erfrischungsgetränken, Würstchen mit Kartoffelsalat oder Kuchen belohnt. Ein Stockwerk tiefer lassen sich Rukiye und Osman Aydin von Trost über die Typisierungsaktion aufklären. „Ich scheide aus, ich bin in der siebten Woche“, meint Rukiye. „Wenn es die erste Schwangerschaft ist, ist es kein Problem“, erklärt Trost. Ehemann Osman berichtet, „etwas angeschlagen“ und deshalb nicht zur Blutspende zugelassen zu sein. „Macht nichts, Speichelprobe geht auch.“ Trost gibt nicht auf. „Lass es uns machen“, meint die junge Frau. Sie erzählt von einem Familienmitglied, das an einer Tumorerkrankung gestorben sei. „Wenn wir dazu beitragen können, das Leben eines genetischen Zwillings zu retten, sind wir dabei“, pflichtet Osman Aydin seiner Frau bei. Beide füllen die Erklärung aus. Es folgt die gleiche Prozedur wie bei Stabel. Fünf Minuten später ist alles inklusive Hinweise auf Kontaktaufnahme im Spenderfall und Aushändigung der Dankeschön-Einkaufschips erledigt. „Jetzt gehe ich mit einem guten Gefühl nach Hause“, sagt die werdende Mutter. Die Serie Für diese Serie, eine Momentaufnahme aus dem Alltag, sind wir jede Woche gezielt in der Stadt unterwegs.

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