Speyer Aufregung auf der einen Seite, Unverständnis auf der anderen

Noch nicht im Betrieb, aber sorgt schon für Ärger: die Maut-Kontrollsäule an der B 39 zwischen den zwei Hanhofer Ausfahrten.
Noch nicht im Betrieb, aber sorgt schon für Ärger: die Maut-Kontrollsäule an der B 39 zwischen den zwei Hanhofer Ausfahrten.

«Hanhofen.»In Hanhofen gibt es Ärger wegen der Maut-Kontrollsäule an der Bundesstraße 39. Die Säule wurde Ende März aufgebaut, ist aber noch nicht in Betrieb. Dennoch habe der Schwerlastverkehr in der Hauptstraße in Hanhofen zugenommen, klagte Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (SPD) in der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderats (wir berichteten). Das für die Kontrollsäule zuständige Unternehmen Toll Collect kann die Aufregung dagegen nicht nachvollziehen.

Bei der Auswahl des Standorts der vier Meter hohen, blauen Säule konnte die Ortsgemeinde laut Ebli nicht mitsprechen. Den derzeitigen Standort an der Bundesstraße in Fahrtrichtung Speyer zwischen K 26 und der Straße Am Viehtriftweg will sie nicht akzeptieren. Ebli will sich wehren und versuchen, mit Toll Collect einen neuen Standort auszuhandeln. Den Stromanschluss für die Säule, die ab 1. Juli alle mautpflichtigen Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen kontrollieren soll, versagt die Ortschefin dem Unternehmen derzeit. Als Alternative bringt Ebli im RHEINPFALZ-Gespräch einen Standort in Höhe des Peterhofs – also weiter westlich – an der B 39 ins Gespräch. Da die Säule die Maut in beide Fahrtrichtungen kontrolliert, sieht Ebli an dem von ihr vorgeschlagenen Standort auch einen Vorteil für Harthausen. Denn mautpflichtige Fahrzeuge wie Lastwagen, die von der B 9 kommen, durch Harthausen fahren und dann die B 39 Richtung A 65 nehmen, würden an diesem alternativen Standort auch erfasst werden, erklärt Ebli. Die Ausweichstrecke für mautpflichtige Fahrzeuge durch Harthausen würde somit uninteressanter werden. Dass der Schwerlastverkehr – seitdem es die Kontrollsäule an der B 39 gibt – die Hanhofer Hauptstraße als Ausweichstrecke nutze, hat die Ortsbürgermeisterin von Anwohnern gesagt bekommen. Ebli macht deutlich, dass die Straße sehr eng sei. Sie befürchtet deshalb, dass Kosten auf die Ortsgemeinde zukommen werden, wenn Blumenkübel von Lastwagen beschädigt und der Schaden nicht gemeldet werde. Bisher habe die Ortsgemeinde die Kübel nämlich immer ersetzt, sagt Ebli. Martin Rickmann, Sprecher von Toll Collect, ist der Auffassung, dass die Säule kein Grund für Ausweichverkehr sei, weil die Säule die Maut nicht erhebe. Das teilte er auf RHEINPFALZ-Anfrage mit. Die Säule kontrolliere nur, ob ein Fahrzeug mautpflichtig sei und ob die Gebühr ordnungsgemäß bezahlt wurde, so Rickmann. Die Maut werde über ein Gerät im Fahrzeug erhoben. Wer ein solches Gerät nicht habe, müsse sich über eine App, einen Computer oder ein Terminal vor der Fahrt einbuchen. Der Fahrer bekommt bei dieser Variante eine Gültigkeitsdauer, die ihm vorgibt, wie lange er die Strecke fahren darf. „Er hat Zeitdruck. Die Kontrollsäulen zu umfahren, dafür hat er gar keine Zeit“, sagt der Toll-Collect-Sprecher. Wenn ein mautpflichtiges Fahrzeug die Säule passiere, werden laut Rickmann drei Aufnahmen gemacht – vom gesamten Fahrzeug, von der Seite und von den Achsen, was wichtig für die Mauthöhe sei. Außerdem sendet das Gerät im Fahrzeug die Daten an die Säule. Wenn der Lastwagen richtig eingebucht sei, werden die Daten sofort wieder gelöscht. Stimmt etwas nicht und besteht somit ein Verdacht auf einen Mautverstoß, werden die Aufnahmen an ein Kontrollzentrum weitergeleitet. Eine Kontrollsäule zu umfahren, lohnt sich laut dem Toll-Collect-Sprecher nicht. Bundesweit werde es demnächst 621 Säulen auf Bundesstraßen geben, hinzu kämen 300 Kontrollbrücken auf den Autobahnen und rund 1000 stationäre Kontrollen. Somit gibt es laut dem Pressesprecher alle 56 Kilometer eine Überprüfung. Diese zu umfahren, sei unmöglich, so Rickmann, der außerdem noch auf zusätzliche Kontrollen von mobilen Teams hinweist. Die Verstoßquote gegen die Mautgebühr liegt laut Rickmann konstant bei einem Prozent. „Es gibt eine sehr hohe Loyalität zur Einhaltung der Maut“, sagt er und nennt die Beschwerde aus Hanhofen deshalb „unbegründet“. Zur von der Ortsbürgermeisterin geschilderten Situation in der Hauptstraße sagt er, dass unterschieden werden müsse, ob es tatsächlich mehr Schwerlastverkehr gebe oder ob das nur ein Gefühl sei. Den Standort der Kontrollsäule habe das Bundesamt für Güterverkehr vorgeschlagen, Toll Collect prüfe dann anhand von 30 Kriterien – unter anderem Umweltaspekte, Sicherheit und ein stabiles Mobilfunknetz – ob der Standort geeignet ist, erklärt Rickmann. Aus Erfahrung sagt er, dass die Situation eskalieren könnte, wenn die Gemeinde sich gegen die Verlegung von Stromkabeln wehrt. In anderen Fällen haben die Gemeinden laut Rickmann immer eingelenkt und den Standort akzeptiert, weil das Unternehmen Argumente habe. Außerdem könne eine Gemeinde mit Durchfahrtssperren verhindern, dass Schwerlastverkehr durch den Ort fahre, sagt Rickmann. Die Rubrik Unter dem Titel „Dienstagsfrage“ beantworten wir Fragen, die im Alltag im Speyerer Umland auftauchen.

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