Homburg Seemonster am Zunderbaum gesichtet

Seinem schottischen Artgenossen sieht das Saarländische Nessi-Pendant erstaunlich ähnlich. Bei ihm ist jedoch klar: Das Monster
Seinem schottischen Artgenossen sieht das Saarländische Nessi-Pendant erstaunlich ähnlich. Bei ihm ist jedoch klar: Das Monster ist nicht echt. Vielmehr steckt eine Protestaktion dahinter.

Lebt beim Homburger Zunderbaum etwa ein Seemonster? Nein. Es ist nur eine Drahtfigur, angefertigt von der Bürgerinitiative „Zunderbaum“. Mit dem Aprilscherz soll aber eine deutliche Nachricht an Politik und Bevölkerung geschickt werden.

Seit Jahrzehnten wird nach dem Seeungeheuer „Nessi“ auf dem schottischen See „Loch Ness“ vergeblich Ausschau gehalten. In Homburg hat es sich nun ein Artverwandter des Sagenwesens gemütlich gemacht. Auf dem kleinen Bach der Brachfläche neben der Autobahnabfahrt in Homburg schwimmt der saarländische Nachkomme. Die schwarze Wasserschlange mit den rot reflektierenden Augen und feuerroten Zunge ist sechs Meter lang und treibt gut sichtbar für vorbeifahrende Verkehrsteilnehmer der A6 und der B423 oder Spaziergängern auf der angestauten Wasseroberfläche.

Zwei Tage haben Gerd Braun und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative (BI) „Zunderbaum II“ an dem Ungeheuer gewerkelt. Ein paar Bretter, etwas Drahtgeflecht, Bauschaum, ein Drainagerohr und Bitumenschlämme als Überzug, haben sie benutzt, um ihr „Nessi“ zu erschaffen. Es ist ein von der BI ausgedachter Aprilscherz, der dieses Jahr auf den Ostermontag fällt. Aus Werbegründen zogen die Macher das zu Wasser lassen vor. Bereits jetzt treibt „Nessi“ auf dem kleinen Bach herum.

Mehr als nur ein Seemonster-Streich

Die BI wäre keine BI, wenn sie mit der kurzweiligen und lustigen Aktion nicht auf ein gewichtigeres Thema als auf lange verschollenen und plötzlich aufgetauchte Seemonster hinweisen möchten. „Wir möchten damit aufmerksam machen, was durch die Ansiedlung der Spedition Fiege hier für eine Naturlandschaft kaputtgemacht wird“, äußert sich „Zunderbaum II“-Sprecher Gerd Braun zu den Beweggründen dieser Aktion.

Hintergrund: Das nordrhein-westfälische Speditionsunternehmen möchte am Zunderbaum, einem der größten Industriegebiete des Saarlandes, sein zukünftiges Logistikzentrum genau an diese Stelle bauen. 170.000 Quadratmeter versiegelte Fläche, davon etwa 55.000 Quadratmeter mit Hallen und Bürogebäuden sollen, wenn es nach Fiege geht, im ausgewiesenen Wasserschutzgebiet III entstehen.

„Hier wird eine Umweltsünde begangen“

„Die Fläche hier wirkt wie ein Wasserrückhaltebecken, es werden viele Kubikmeter Wasser gespeichert und dosiert wieder abgegeben“, erläutert Braun, der über 30 Jahre lang Leiter der Homburger Wasserwerke war, die Wichtigkeit dieses Geländes. „Wenn dieses Feuchtbiotop trocken gelegt ist und die Fläche erstmal versiegelt ist, dann wird der angrenzende Wald bei Altstadt kaputtgehen. Das Wasser kommt dann auf einen Schlag runter und der Berliner Wohnpark wird überschwemmt“, skizziert der BI-Sprecher seine Befürchtungen. „Hier wird eine Umweltsünde begangen“, betont der 70-jährige Bauingenieur.

Schon mit der Rodung der Waldfläche sei dies begonnen worden. Immer noch ist die Brachfläche ein Symbol für Natur und Tierwelt. „Hier leben Frösche, Amphibien, es gibt Spuren von Hasen und Rehen“, plädiert Braun, weiter von den Bauplänen abzurücken.

„Wir führen einen Kampf David gegen Goliath, nur haben wir als David keine Schleuder, sondern müssen uns andere Dinge überlegen. In der Bevölkerung wollen wir mit diesem sichtbaren Zeichen noch einmal darauf aufmerksam machen, was hier zerstört wird“, klärt er über Ansinnen hinter dem Aprilscherz weiter auf. Bis Dienstag nach Ostern wird „Nessi“ im Gewässer bleiben und kann besichtigt werden.

Am Freitag, 19. April, ab 19 Uhr, lädt die BI Zunderbaum II die Bevölkerung zur Informationsveranstaltung in der Angelegenheit um die Speditionsansiedlung und Umweltzerstörung ins Haus der Begegnung in Erbach ein.

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