Rhein-Pfalz Kreis Zaunkönig süß-sauer

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SCHIFFERSTADT. Wie soll es im Ausland klappen, wenn bereits sprachliche Barrieren innerhalb der Pfalz oder im nächsten Bundesland lauern? Kabarettist und Publikumsmagnet Gerd Kannegieser hat am Sonntagmorgen diese Frage und andere zum Anlass genommen, um im Schifferstadter Schreiwer Hais’l unter anderem über die Generation Smartphone und Urlaub im Ausland mal so richtig abzunörgeln.

Der dynamische Westpfälzer gab mit seinem neuen Programm „Kannegieser packt aus“ Vollgas, obwohl die Quecksilbersäule einen Hitzerekord anzeigte. Die Kenner kamen früh, um noch ein „Plätzel“ im schattigen Hof zu ergattern. Hausherrin Beate Holzwarth hatte Regale und Fensterbänke mit allerlei Deko-Figuren geschmückt, so dass der großzügige Hof wie eine Erweiterung der „Guten Stubb′“ des Haisl’s wirkte. Gerd Kannegieser, seit Jahrzehnten im Kabarett-Fach zu Hause, ist hier Stammgast. Er mimte überzeugend den aufgebrachten Technik- und Ehefrau-Geplagten, der sich mit jeder Menge Weltschmerz mal Luft machen möchte. Erstes Ziel war die Generation Smartphone, ein Zeitgeist-Phänomen, mit dem er bei der anwesenden Altersgruppe ins Schwarze traf. Kannegieser dachte an die Zeit zurück, als es noch kein „Ferzbook“ (Facebook) oder Schulpsychologen gab. „Jede Generation hat ihr Technik-Problem, meins ist das Smartphone“, gab er unumwunden zu: „Wenn wir früher vor die Tür gingen, waren wir fort, und wenn wir mit dem Telefon ein Foto hätten schießen wollen, wären wir sicherlich eingesperrt worden“, lautete sein Früher-Heute-Vergleich. Sein Hinweis für die Display-Dauerglotzer: Zwischen Smartphone und Dinosauriern hat es schon eine Welt gegeben. Eine Welt, in der Laternenpfähle noch vor menschlichen Zusammenstößen sicher waren, und der High-Tech-Kram nur von Dr. No oder Mr. Spock genutzt wurde. Schon mal verstiegen und manchmal derb, aber stets mit Kennerblick, kam Kannegiesers humoristische Weltanschauung beim Publikum an. Geschickt schaffte er den Bogen vom High-Tech-Opfer zum gequälten Ehemann. Es sei „kein Krach vun de Stang“ gewesen, erklärte er sein Aufkreuzen mit Koffer im Schreiwer Hais’l. Er erzählte vom Streit mit seiner Frau in Rimini und seiner Flucht, vom nervigen Taxifahrer, urkomische Navi- und Smartphone-Zwischenfälle inklusive. Der Pfälzer Kabarettist bewies sein Händchen für Situationskomik auch bei der Schilderung von Tücken und Hinterlistigkeiten eines Urlaubs im Ausland. Beim Kapitänsdinner „isst der mit dir, während er schifft“, die Bahn brauche dringend ein Schienensystem, um sich zurecht zu finden, und die USA seien für das Auto einfach zu weit. Beim Essen „weißt du nicht, was du kriegst“, mitunter „Zaunkönig süß-sauer“ oder diese „Knotschis mit Gorgonzola-Sooß“. Doch seine größten Bedenken im Kaleidoskop möglicher Urlaubsszenarien gelten schließlich den Verbrechern eines Landes, denn „jedes Land hat auch Zonen, in denen Tagediebe sich nur zu zweit auf die Straße trauen“. Seinen Urlaub in Rimini habe der Obernörgler aber mit seiner Bemerkung im Wellness-Bereich ruiniert: „Bauch, Beine und Po? Machen wir auch mal Hirn?“

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