Rhein-Pfalz Kreis Warum auch aufregen ...

Als Kurpfälzer hat Arnim Töpel „die Ruh’ weg“.
Als Kurpfälzer hat Arnim Töpel »die Ruh’ weg«.

«Schifferstadt.» „Hallole, isch bin`s, de Günda“, stimmte Arnim Töpel im Schreiwer-Hais`l an. Kaum zu glauben, dass der Radio-Hit schon 29 Jahre alt ist. Und Günda ist inzwischen der Star einer Krimi-Serie, die der Kabarettist und Musiker vor fünf Jahren angefangen hat. Wie es dazu kam und was der Pfälzer Kommissar seinem Assistent Freese noch so an Dialekt beibringen muss, das gab es bei der musikalisch-mundartlichen Matinee zu hören.

Zwei Sprachen und zwei Persönlichkeiten leben in Arnim Töpel: Da ist der Sohn der aus Berlin stammenden, ausschließlich Hochdeutsch sprechenden Eltern. Der studierte Jurist drückt sich gewählt und akzentfrei aus, wählt seine Worte mit Bedacht. Und jeder Kurpfälzer hört sofort: „Der is awwer net vun do.“ Und da ist „de Günda“ (Günter). Der „babbeld“ schnell, derb und direkt und klingt wie ein Einheimischer der x-ten Generation. Und Töpel wechselt ganz locker zwischen den beiden Persönlichkeiten. Das allein ist schon eine faszinierende Sache, vor allem für die Mundart-Fans im Schifferstadter Schreiwer-Hais`l, wo echtes Hochdeutsch eher selten zu hören ist. Und Töpel hat ein besonderes Ohr für den Klang, für typische Redewendungen und Eigenheiten. Töpel ist auch ein toller Musiker, der unter anderem mit Schlagzeuger Erwin Ditzner und Bassist Michael Herzer als „Die Töpelkings“ auftritt. Im Schreiwer-Hais`l begleitet er sich auf dem Keyboard zu einigen Stücken. Immer zu hören ist dabei ein deutlicher Blues-Einfluss. Bei Töpel klingt das mit Mundart so selbstverständlich, als sei dieser Stil nicht im Mississippi-, sondern im Rhein-Neckar-Delta entstanden. Als Kurpfälzer hat Töpel „die Ruh` weg“. Er fragt ins Publikum „Weesch was misch so rischdisch uffreescht? – Nix!“ Seit 70 Jahren kein Krieg, das habe es in der Pfalz noch nie gegeben. Und trotzdem sei das liebste Spiel der Leute „Uffregerles“, das Aufregen über alles Mögliche. Philosophische Tiefe „uff Pälzisch“ ist Töpels Spezialität. „Was sagt des Läwe? – Du kannsch`s net heewe ...“, singt er über die Vergänglichkeit des Irdischen. Dass die Pfälzer „ramondisch“ sind, zuhause „schdrimbisch odder baafießisch laafen“ und „mi`m Debbisch“ sich zudecken, das überraschte im Schreiwer-Hais`l eigentlich niemand. Aber es klingt lustig und macht den aus Walldorf stammenden Künstler zu einem von uns. „Net vun doo“ ist Kommissar Gündas Assistent Freese. Die Missverständnisse mit den Einheimischen sind manchmal zum Schreien komisch. Auf der Jagd nach Drogen stellt er einen Mann mit einem verdächtig verschlossenen Eimer: „Was haben sie da drin?“ – „Dinger“ – „Aha! Und was macht man damit?“ – „Dinge“. Nicht wissend um die pfälzische Lautverschiebung ahnt Freese nicht, dass es sich um Dünger handelt. Die inzwischen fünfteilige Krimi-Serie begann Töpel aus Ärger über in der Region spielende TV-Krimis, in denen kein Dialekt vorkommt und auch sonst die Pfalz sträflich missachtet wird. Und so ist in Töpels Krimis die Pfalz und deren Mentalität der eigentliche Star. Die jüngsten beiden Bücher sind „Fagrumbelung“ und „Männas“. Der Kommissar und die Einheimischen werden in Dialekt wiedergegeben. Töpel hat dafür nach dem Klangbild geschrieben. Aber man liest sich schnell ein.

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