Rhein-Pfalz Kreis Warten auf den Führerschein

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LUDWIGSHAFEN. Die Vorsitzenden des Fahrlehrverband Pfalz für den Bezirk Speyer, Kreis Germersheim und Kreis Ludwigshafen kritisieren den Rhein-Pfalz-Kreis, weil die Bearbeitung von Anträgen zur Führerscheinprüfung so lange dauere. Der Kreis gibt zu, dass es „bedingt durch Krankheitsausfälle“ Rückstände gebe. Die Fahrlehrer würden mit ihrer Kritik aber übertreiben.

Bei den beiden Fahrlehrern Bernd Wittmann aus Dudenhofen und Thomas Adam aus Speyer häufen sich in letzter Zeit die Beschwerden: „Es rufen immer wieder Eltern an und werfen uns vor, wir würden ihre Kinder unnötig viele Fahrstunden machen lassen, anstatt sie zur Prüfung anzumelden“, sagt Adam, der auch Bezirksvorsitzender des Fahrlehrerverbands Pfalz ist. Sein Stellvertreter in dieser Funktion ist Bernd Wittmann, er sagt: „Die Eltern verstehen nicht, dass wir gar nichts für die Verzögerung können, der Kreis ist schuld.“ Bei der Kreisverwaltung müssen Fahrschüler nämlich ihre Zulassung zur Fahrprüfung beantragen. Das Problem: „Es dauert vier bis sechs Monate, bis die Anträge vom Kreis zurückkommen“, sagt Adam. Seit gut eineinhalb Jahren bestehe dieses Problem jetzt schon. In einer Großstadt wie München mit Millionen Einwohnern dauere die Bearbeitung nur wenige Tage, auch in Speyer gehe es viel schneller. „Das ist ein Wettbewerbsnachteil für alle Fahrschulen, für die der Kreis zuständig ist. Es gibt schon eine Abwanderung der Kunden Richtung Baden-Württemberg“, sagt Wittmann. Sein Kollege Adam, der auch Fahrschulen in Lingenfeld (Kreis Germersheim) und Harthausen (Rhein-Pfalz-Kreis) besitzt, hat sich wegen der langen Wartezeiten schon mehrfach beim Kreis beschwert, hatte zuletzt sogar ein Gespräch mit Landrat Clemens Körner (CDU). Der Sprecher des Kreises, Stefan Kopf, weist die Vorwürfe Adams auf Anfrage zurück: „Die von Herrn Adam genannten Bearbeitungszeiten von vier bis sechs Monaten treffen nicht zu.“ Kopf räumt allerdings ein, dass „bedingt durch längere Krankheitsausfälle Rückstände entstanden“ seien. „Aktuell reichen die Rückstände bis Anfang Februar 2016 zurück, mithin liegt die Bearbeitungszeit zurzeit bei zwei bis drei Monaten“, sagt Kopf. Adam sagt: „Ich kann nachweisen, dass es in einzelnen Fällen bis zu einem halben Jahr gedauert hat.“ Egal wie lange es letztendlich in der Vergangenheit gedauert hat, die Frage ist jetzt: Wie geht es weiter? Kopf sagt, dass Anstrengungen unternommen werden, um die Rückstände abzubauen, so dass „schnellstmöglich“ eine kürzere Bearbeitungszeit bei den Führerscheinerstanträgen erreicht werde. Zur Aufarbeitung der Rückstände sei die Führerscheinstelle vorübergehend personell verstärkt worden. „Zusätzlich war die Stelle in den vergangenen vier Wochen jeweils mittwochs für den Publikumsverkehr geschlossen“, teilt Kopf mit. „Darüber hinaus leisten die Mitarbeiter Mehrarbeit.“ Die Rückstände sollen kurzfristig komplett aufgearbeitet werden. Adam sagt dazu: „Darauf warten wir jetzt seit über einem Jahr.“ Und er weist auch noch auf ein weiteres Problem hin: Wenn ein junger Autofahrer während der Probezeit ein Aufbauseminar machen müsse, weil er im Straßenverkehr einen Fehler gemacht habe, komme es vor, dass er dieses erst machen könne, wenn die Probezeit schon vorbei sei. „So ist das natürlich nicht gedacht“, sagt Adam. Kopf sagt dazu: „In Einzelfällen kann es vorkommen, dass die Anordnung zum Aufbauseminar erst nach Ablauf der Probezeit erfolgt.“ Dies sei in der Regel dann der Fall, wenn die Zuwiderhandlung des betroffenen Autofahrers kurz vor Ende der Probezeit begangen wurde. „Im Übrigen werden auch die Rückstände im Bereich der Anordnung der Aufbauseminare zügig abgearbeitet“, erklärt Kopf. Den Fahrlehrern bleibt also nur zu hoffen, dass die Rückstände schnell abgearbeitet werden und dann alles wieder seine normalen Wege geht. Bis dahin muss Adam weiter den Kopf hinhalten, wenn es zu Fällen wie diesem kommt: „Eine Mutter will gerade zusammen mit ihrer Tochter den Motorradführerschein machen“, erzählt Adam. Die Tochter habe bereits vor vier Wochen ihren Antrag für die Prüfung zurückbekommen, den sie zusammen mit ihrer Mutter im Januar gestellt habe. Die Mutter warte immer noch.

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