Rhein-Pfalz Kreis NPD-Mann holt die Vergangenheit ein

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Christian Hehl könnte seinen Stuhl im Mannheimer Gemeinderat bald räumen müssen. Voraussetzung dafür wäre, dass er zu mindestens einem Jahr Gefängnis verurteilt wird. Seit Freitag beschäftigt sich das Amtsgericht mit den Jahren 2010 und 2011 im Leben des Rechtsextremen. Er soll unter anderem mit Drogen gehandelt haben, was er vor Gericht aber bestritten hat.

„Dealer ins Arbeitslager“. Hemden mit diesem Aufdruck hat Neonazi Christian Hehl früher vertrieben. Doch er soll selbst mit Drogen gehandelt haben. Seit Freitag muss er sich deshalb vor dem Mannheimer Schöffengericht verantworten. Der vielfach vorbestrafte 46-Jährige sitzt seit 2014 für die rechtsextreme NPD im Mannheimer Gemeinderat. Laut Anklage hat er sich 2010/2011 mit dem Handel von Amphetamin seinen Lebensunterhalt sowie den Eigenkonsum finanziert. Den Stoff habe er vorportioniert in seiner Wohnung aufbewahrt und in mindestens zehn Fällen verkauft. Außerdem sei er im Besitz von verbotenen Waffen wie Schlagringen und einem Springmesser gewesen. Letzteres räumte der bullige Mann mit dem Totenkopf-Tattoo auf dem kahlen Schädel ein. Er bestreitet jedoch, Drogen verkauft zu haben. Gelegentlich habe er früher Cannabis zum Einschlafen konsumiert, einige Male auch Amphetamin. Etwas anderes ergibt sich aus der Aussage eines bereits verurteilten mutmaßlichen „Kunden“. Der 31-Jährige berichtete vor Gericht, er habe von Hehl mindestens zehnmal ein bis zwei Gramm „Aufputschmittel“ in dessen Wohnung gekauft. Ein anderer Zeuge sagte aus, seine damalige Freundin habe für Hehl Amphetamin in ihrem Kühlschrank aufbewahrt. Dies habe sie ihm erzählt. Er selbst habe dort eine Dose mit vermutlich dieser Droge bemerkt. Neonazi Hehl ist seit mehr als 20 Jahren in der rechtsextremen Szene und als Fußball-Hooligan aktiv. 2002 kandidierte er bei der Bundestagswahl für die NPD in Ludwigshafen als Direktkandidat. Bei den Mannheimer Kommunalwahlen im Mai 2014 wurde er mit 3545 Stimmen in den Gemeinderat gewählt. Dort sitzt er isoliert ganz außen in der letzten Reihe. Er sei seit dem Jahr 2000 „überwiegend arbeitslos“, beziehe Hartz IV sowie eine Aufwandsentschädigung für seine Tätigkeit im Gemeinderat. Er leide an mehreren chronischen Erkrankungen und habe rund 100.000 Euro Schulden, sagte Hehl. Er ist 14-mal vorbestraft, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung, Betrugs und Landfriedensbruchs. Er verprügelte einen Antifaschisten und verletzte Polizisten durch Steinwürfe. Über drei Jahre saß er insgesamt im Gefängnis. Das Landgericht Frankenthal bescheinigte ihm 1997 eine „menschenverachtende Gesinnung“. Gleichwohl setzte die Kammer eine einjährige Strafe wegen Körperverletzung zur Bewährung aus, weil Hehl seinen Ausstieg aus der rechtsextremen Szene angekündigt hatte. Gehalten hat er sich nicht daran. Die jetzt angeklagten Taten liegen bereits fünf bis sechs Jahre zurück. Im Mai 2012 war das Verfahren gegen ihn zunächst eingestellt und 2016 wieder aufgenommen worden. Der für Anfang November terminierte Prozess war wegen einer Erkrankung Hehls geplatzt. Die Beweisaufnahme wird am 19. Mai fortgesetzt. Noch einmal soll der mutmaßliche Kunde Hehls gehört werden. Verteidigerin Nicole Schneiders hat Zweifel an dessen Aussage. Der 31-Jährige war eigenen Angaben zufolge damals schwer alkoholabhängig. Es sei „gewagt“, auf dessen Aussage eine mögliche Verurteilung zu stützen, so die Anwältin. Sollte Hehl zu einer Strafe von mindestens einem Jahr verurteilt werden, könnte er vom Gemeinderat ausgeschlossen werden.

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