Rhein-Pfalz Kreis Nicht auf dem Holzweg

Auf Druck des Kartellamts muss Rheinland-Pfalz ab 2019 die Holzvermarktung neu regeln: Kommunale und private Waldbesitzer müssen ihr Holz dann selbst vermarkten. Bisher war dafür eine Zentralstelle der Forstverwaltung zuständig. Die Stadt Neustadt allerdings, die größte kommunale Waldbesitzerin des Landes, vermarktet ihr Holz bereits seit zehn Jahren selbst.

Stattliche 4800 der insgesamt rund 5000 Hektar Waldfläche auf Neustadter Boden gehören der Stadt. Das Kartellamt pochte deshalb schon früh darauf, dass auch die Holzvermarktung in Eigenregie über die Bühne gehen soll. „Und damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Revierförster Jens Bramenkamp. Er ist einer von drei bei der Stadt angestellten Revierförstern, die sich – unter anderem – um den Verkauf des im Stadtwald geschlagenen Holzes kümmern. Davon profitiere die Stadt direkt, da sie keine Abgaben an die Zentralstelle leisten müsse. Absatzprobleme hat es laut Bramenkamp bisher kaum gegeben. Abnehmer seien vor allem Firmen und die holzverarbeitende Industrie. So werde günstigeres Holz zum Beispiel für Paletten oder Spanplatten gebraucht, die höheren Qualitäten gingen an Möbel- und Einrichtungshäuser sowie an Sägewerke. Außerdem sei Neustadt neben der Versorgung des örtlichen Brennholzmarktes im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt: „Wir können flexibel auf Nachfragen reagieren und sind nicht an langfristige Verträge gebunden“, erläutert der Revierförster. Modelle, wie sie etwa in der Westpfalz praktiziert werden, um dem neuen Landesgesetz ein Schnippchen zu schlagen, hält Bramenkamp in Neustadt für nicht praktikabel. Eine Verpachtung des Stadtwaldes an Privatleute, „um ein paar kleine Korrekturen im Haushalt zu erreichen“, würde seiner Meinung nach einen „Aufschrei in der Bevölkerung“ hervorrufen. „Stadt, Wein und Wald – das ist doch alles eng verzahnt bei uns“, findet Bramenkamp. Der Erholungswert des Neustadter Waldes und die Bedeutung für den Tourismus seien schlicht nicht wegzudiskutieren. „Die Gesetzesänderung braucht uns keine Angst einzuflößen. Wir machen einfach weiter wie bisher“, sagt der Revierförster. Über eine mögliche Verbesserung macht sich unterdessen die Verwaltung Gedanken. Auf Anregung von Oberbürgermeister Marc Weigel (FWG) werde ausgelotet, ob man die eigene positive Erfahrung in der Holzvermarktung an die benachbarten Gemeinden weitergeben und sich mit diesen gemeinsam organisieren könne, teilt die Stadt mit. „Das wäre durchaus sinnvoll“, meint auch Revierförster Bramenkamp, zumal dann vielleicht eine zusätzliche Kraft für die Holzvermarktung eingestellt werden könne. „Personell wird es bei uns schon mal eng“, erklärt er.

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