Rhein-Pfalz Kreis Modelle für die moderne Kirche

Dannstadt-Schauernheim. „Was können wir im Pfarrverband Schifferstadt von der Kirche Südafrikas lernen?“ Dieses Thema hat gut 20 Katholiken am Montagabend interessiert. Dafür kamen sie zu einem Vortrag von Bischof Michael Wüstenberg nach Dannstadt. Eine Patentlösung für ihre Probleme bekamen die Besucher nicht. Und auch keine ausführlichen Erfahrungsberichte aus Südafrika. Stattdessen wurden Modelle für die moderne Kirche vorgestellt.

Michael Wüstenberg ist in Dortmund geboren und in der Nähe von Hamburg aufgewachsen. Seit 2008 ist der Missionar Bischof des südafrikanischen Bistums Aliwal, das in einer der ärmsten Regionen Afrikas liegt. Der Katholikenanteil: 5,4 Prozent. Sein Bistum erstreckt sich über eine Fläche, die etwa so groß ist wie Baden-Württemberg. 16.000 Katholiken leben dort, die meisten sind zu alt oder zu jung, um Arbeit zu finden. Viele Kinder sind Aids-Waisen. „Aliwal selbst hat fünf Straßen, zwei Ampelanlagen und keine Rolltreppen. Wenn man nichts zu tun hat, ist es schrecklich langweilig dort“, beschreibt der Bischof seinen Bischofssitz. Zwölf Priester kümmern sich von drei Standorten aus um ihre Gemeindemitglieder. Nicht jeden Sonntag gibt es in jedem Ort einen Gottesdienst. Das Fundament des kirchlichen Lebens seien die „Kleinen Christlichen Gemeinschaften“, die vom Bistum gefördert werden. Zum Vergleich: 16.000 Katholiken leben hier in den Orten Mutterstadt, Limburgerhof, Neuhofen, Altrip, Waldsee und Otterstadt. Gottesdienste finden an jedem Wochenende statt, doch nicht mehr jeder Ort hat einen eigenen Priester. Und auch hier muss ein Umdenken stattfinden. Wie kann die Gemeinde der Zukunft aussehen? Zusammen mit den Zuhörern erarbeitete Bischof Wüstenberg Modelle. Am bequemsten ist die sogenannte „versorgte Kirche“, so wie sie noch vor einigen Jahrzehnten üblich war. Der Pfarrer kümmert sich um die Gläubigen, die müssen nur kommen. Das geht so nicht mehr. Der Pfarrer schafft das nicht mehr alleine. Also braucht er Helfer. Gruppen finden sich, machen Krankenbesuche, putzen die Kirche, organisieren Feste, der Pfarrer steht quasi als Dirigent in der Mitte und schaut, dass es läuft. „Kirche der Helfer“ heißt dieses Modell. Irgendwann fangen die Menschen an, sich zu fragen: Wer und was ist die Kirche eigentlich? Wie verlinken sich die Gruppen untereinander? Wofür ist der Pfarrer da? „Erwachende Kirche“ nennt Wüstenberg das. Der nächste Schritt wäre die „Kirche der Jünger“. Hier steht in den verschiedenen Gruppen die Heilige Schrift in Mittelpunkt, jede Gruppe hat noch ihre Aufgabe, das Selbstbewusstsein der einzelnen ist gestiegen. Der Idealfall sind dann aber, so Wüstenberg, die „Kleinen Christlichen Gemeinschaften“. Es gibt nicht mehr einzelne Gruppen, die für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind, sondern Gemeinschaften, die zwar untereinander verlinkt sind, die aber ihren Alltag selber regeln: „In diesen Gemeinschaften sind Menschen in ihrem Glauben so gewachsen, dass sie Verantwortung übernehmen – in der ganzen Breite religiösen Lebens: Sonntagsgottesdienst, Religionsunterricht, Beerdigungen, Vorbereitung auf die Sakramente, Katechumenat.“ Diese Gemeinschaften entsenden Vertreter in ein Gremium, das hier in Deutschland dem Pfarrgemeinderat vergleichbar wäre. Wüstenberg erklärt den Unterschied: „Bei Ihnen wird der Pfarrgemeinderat gewählt, sie müssen 18 Kandidaten aufstellen, zwölf werden gewählt, die anderen sechs werden beleidigt und ziehen sich zurück. Wer sagt, dass die gewählten die besten Vertreter sind?“ Wüstenberg warnt aber auch solche Modelle einfach zu kopieren. „Was in Aliwal funktioniert, muss nicht unbedingt auch in Pretoria funktionieren.“ Und wohl auch nicht auf dieselbe Weise im Pfarrverband Schifferstadt. (krx/Foto: Missio)

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