Rhein-Pfalz Kreis Mit und ohne Schnickschnack

Schifferstadt. Aktuelle und gegensätzliche Trends haben sich die Besucher der Motorradausstellung des Schifferstadter Motorradclubs (MRC) in der Waldfesthalle ansehen können. Bei idealem Wetter bestaunten viele Motorradfans Retro-Bikes und Hightech-Maschinen. Wie immer war auch der Partnerverein, die Multiple Sklerose Selbsthilfegruppe, präsent. Die Biker unterstützen die MS-Gruppe seit Jahren.

Alle großen Motorradhersteller sind mit ihren Topmodellen vertreten: die Japaner mit Yamaha und Kawasaki, die Briten mit der Traditionsmarke Triumph, die Amerikaner natürlich mit Harley Davidson, die Italiener mit Ducati, die Deutschen mit BMW und die Österreicher mit KTM. Entsprechend vielfältig sind die Ausstellungsstücke. Die großen Firmen versuchen, für verschiedene Fahrertypen und Geschmäcker etwas zu bieten. „Es gibt derzeit gegenläufige Trends“, erklärt Stefan Berkel, der zweite Vorsitzende des MRC. Auf der einen Seite gebe es Motorräder, die mit einer Vielzahl mechanischer und vor allem elektronischer Finessen ausgerüstet sind. Auf der anderen Seite gebe es eine Gegenbewegung, die ganz bewusst zurück zum altmodisch einfachen Motorrad ohne Schnickschnack will. Allerdings werde da manchmal gemogelt, wie Berkel schmunzelnd feststellt. Die Retro-Optik gehört bei der britischen Marke Triumph schon lange zum Angebot. Die Modellreihe Bonneville wurde erstmals 1959 verkauft, da war sie noch Original, nicht Retro. Die heutige T 100, die in der Waldfesthalle steht, sieht aus wie damals und hat rechts und links unterhalb des Sitzes offenbar zwei Vergaser sitzen – aber das sind Attrappen, wie Berkel erklärt. Tatsächlich verfügt das Motorrad über eine moderne Kraftstoffeinspritzung, und die Schein-Vergaser sind lediglich da, um die Optik von damals zu wahren. Neben der T 100 steht eine Rocket, eine britisch exzentrische Variante eines Choppers. Die Rocket hat einen längs eingebauten Drei-Zylinder-Reihenmotor mit unglaublichen 2,3 Litern Hubraum. Gepaart mit einer Leistung von 140 Pferdestärken lässt das Motorrad ihrer Majestät die Harleys aus den Kolonien wie Tretroller wirken. Auch die Suzuki Intruder mit 1800 Kubikzentimetern Brennraum ist ein mächtiger Chopper. „Man muss selber ein Brocken sein, um so etwas zu fahren“, meint Berkel. Während solche Chopper eher zum Geradeaus fahren gebaut sind, gibt es auch kleine wendige Flitzer: Die brandneue Z 300 von Kawasaki ist dafür ein Beispiel. „Für die Stadt ist das ideal und auch für junge Leute mit weniger Geld erschwinglich“, meint Berkel. Von Suzuki gibt es den Supersportler GSXR 1000 zu sehen, der bei schlanken 203 Kilo Gewicht 185 PS leistet. Überboten wird dieses Leistungsverhältnis von der ebenfalls ausgestellten KTM Super Duke, die mit 180 PS nur 189 Kilo bewegen muss. „Das sind Dimensionen, die kaum noch zu beherrschen sind, oder nur mit elektronischen Helferlein. Ansonsten überholt dich dein eigenes Hinterrad“, meint Berkel. Und wenn Fahrer solcher Geschosse sich nicht besonnen verhalten, schade das auch dem Bild der Motorradfahrer in der Öffentlichkeit. Solche Extreme gehören seiner Ansicht nach auch nicht in den Straßenverkehr, sondern auf abgeschlossene Rennstrecken. Nicht rasen, sondern genussvoll dahingleiten heißt es auch für die Gewinner der Tombola. Wie immer hatte der MRC bei Ausstellern und Geschäftsleuten um Sachpreise geworben. Eine Speyererin und ein Frankensteiner haben die beiden Hauptpreise gewonnen und werden ein Wochenende Harley fahren dürfen. Der Erlös der Tombola kommt wieder der MS Selbsthilfegruppe zugute. Die Biker organisieren regelmäßig Veranstaltungen für MS-Betroffene und Angehörige und wurden für die langjährige Patenschaft mit der MS-Gruppe schon mehrfach ausgezeichnet. Der Gespannfahrer-Stammtisch des MRC hat Rundfahrten angeboten – ein Angebot, das die Besucher gerne angenommen haben. Auch hier gibt es eine Verbindung zur MS-Gruppe. Partner, die nicht mehr selbst oder auf dem Sozius fahren können, können immer noch im „Boot“ mitfahren, erklärt Berkel, der findet, dass die Resonanz auf die Ausstellung an beiden Tagen hervorragend gewesen sei. Das war auch vor der Waldfesthalle zu sehen. Die Motorräder der Besucher wurden genau so gerne betrachtet wie die Modelle drinnen.

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