Rhein-Pfalz Kreis Krimi aus dem Mittelalter

Die östliche Ringmauer muss saniert werden.
Die östliche Ringmauer muss saniert werden.

Rückschlüsse auf die wechselhafte Zerstörungsgeschichte der Wachenheimer Wachtenburg zwischen 1470 und 1689 könnten aktuelle Grabungen ergeben. Sie laufen seit einigen Wochen und sind notwendig, um anschließend die einsturzgefährdete östliche Ringmauer zu sanieren. Erste Erkenntnis: Ein Feuer, das eine Woche lang brannte, könnte der Burg zugesetzt haben.

Wie ein mittelalterlicher Tatort hört sich das an, was Holger Grönwald aus Berlin da an ersten Erkenntnissen zum Besten gibt. Unter der Leitung des Archäologen finden seit einigen Wochen an der Wachtenburg zwischen Süd- und Südostturm Sondierungsgrabungen im Auftrag der Landesdenkmalpflege statt. Sie könnten Aufschlüsse darüber geben, wie die Burg in Kriegszeiten bekämpft worden ist. Im Fokus stehen dabei die großen Zerstörungen in den Jahren 1470 und 1471 durch den Pfalzgrafen Friedrich I., genannt der Siegreiche, und jene von 1689 im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs durch französische Soldaten. Die Franzosen sprengten damals den Bergfried. Untersuchungsgegenstand ist gegenwärtig die östliche Ringmauer, die laut Dieter Weilacher, Vorsitzender des Förderkreises zur Erhaltung der Ruine, wegen Einsturzgefahr so schnell wie möglich saniert werden muss. Seit September legt das siebenköpfige Grabungsteam, zum großen Teil bestehend aus Studenten des Instituts für Archäologische Wissenschaft der Universität Freiburg, Teile der Mauer frei. Sie stützte den Palas, wo der Rittersaal, die Räume der Burgherren und die Küche untergebracht waren, und diente gleichzeitig als Wand. Die interessanteste Entdeckung bisher waren komplett verkohlte Holzbalken und Baumstämme, die dem Archäologen Hinweise darüber geben können, wann und wie dieser Teil der Burg zerstört wurde. Die Geschichte könnte sich demnach folgendermaßen abgespielt haben: Die seinerzeit mit der Zerstörung der Mauer beauftragten Krieger haben längs der Mauer eine Öffnung von ungefähr einem Meter Höhe und Tiefe geschaffen und diese mit Holz gefüllt. Das Holz wurde angezündet und brannte – so wird vermutet – etwa eine Woche lang. Auf diese Weise sei das Gestein porös gemacht und die Mauer zum Einsturz gebracht worden. Diese Vorgehensweise spricht nach Ansicht des Experten für die Tat Friedrich I., weil das für Sprengungen erforderliche Schwarzpulver zu seiner Zeit sehr teuer war. Die Franzosen, die im 17. Jahrhundert wahre Sprengmeister gewesen seien, hätten sicherlich nicht diese herkömmliche Methode angewendet, vermutet Grönwald. „Die Bestimmung des Alters der verkohlten Hölzer wird uns dann Aufschluss darüber geben, ob diese Theorie stimmt“, sagt der Wissenschaftler, der schon früher einen Bauphasenplan, einen Gesamtplan der Burg sowie der damaligen Umgebung erstellt hat. „Wir vom Förderverein sind auch schon sehr gespannt, welche Ergebnisse die Untersuchungen bringen“, sagt Dieter Weilacher. Er selbst geht davon aus, dass es die Franzosen 1689 gewesen seien, die für die Schäden an der Mauer verantwortlich zeichnen. Für Archäologiestudentin Lara Gmirek waren die vier Wochen auf der Burg eine tolle Erfahrung. „Wir können einen spannenden Abschlussbericht schreiben“, sagt sie. Kommilitonin Vera Rammelkammer war von der Gastfreundschaft des Fördervereins angetan. „Die haben sich toll um uns gekümmert“, erzählt sie. Nächstes Jahr kämen sie als Urlauber zurück, um zu schauen, was aus der Burg geworden sei, kündigen die Studentinnen an. Im Frühjahr können sie die dritte Grabungskampagne beobachten. Bis dahin soll der letzte Abschnitt der knapp 40 Meter langen Ringmauer freigelegt sein. „Wenn wir damit fertig sind und von der Landesarchäologie grünes Licht bekommen, können wir mit der Sanierung der maroden Mauer beginnen“, erklärt Dieter Weilacher. Die dafür veranschlagten Kosten von rund 450.000 Euro werden jeweils zu einem Drittel vom Land, der Stadt Wachenheim und dem Förderverein zur Erhaltung der Ruine getragen.

Lara Gmirek und Grabungsleiter Holger Grönwald betrachten freigelegte Areale.
Lara Gmirek und Grabungsleiter Holger Grönwald betrachten freigelegte Areale.
Funde aus dem 15. Jahrhundert: Hier wird gerade sorgfältig Keramik geborgen.
Funde aus dem 15. Jahrhundert: Hier wird gerade sorgfältig Keramik geborgen.
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