Rhein-Pfalz Kreis Kreis plant für Flüchtlingskinder mehr Geld ein

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Die Betreuung minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Begleitung nach Deutschland gekommen sind, wird den defizitären Jugendhilfe-Etat des Landkreises Bad Dürkheim zusätzlich belasten. Auch werden beim Jugendamt mehr Stellen erforderlich sein. Das hat Johannes Henrich, Leiter des Jugend- und Sozialamts, dem Jugendhilfeausschuss am Dienstag angekündigt.

Derzeit sei davon auszugehen, dass bis zum Jahresende 34 solcher Flüchtlinge im Landkreis sein werden, so Henrich. Anfang 2016 würden etwa 100 Minderjährige erwartet. Wie berichtet, muss Rheinland-Pfalz mehr unbegleitete minderjährige Asylbewerber aufnehmen als bisher. Das Jugendamt führe Gespräche mit freien Trägern der Jugendhilfe darüber, wo sie untergebracht werden können, sagte Henrich. Eine Unterbringung in Pflegefamilien sei in der Regel nicht möglich, da die Familien mit den Anforderungen, die die Betreuung dieser Jugendlichen mit sich bringt, überfordert seien. Wie Henrich berichtete, ist der Versuch, einen Jugendlichen in eine Pflegefamilie aufzunehmen, nach wenigen Tagen gescheitert. Nach Angaben von Henrich übernimmt das Land nur die Kosten für die Unterbringung, nicht aber für sozialpädagogische Betreuung, Vormundschaften und ähnliches. Diese Kosten müsse der Kreis tragen. Mit der derzeitigen personellen Ausstattung des Jugendamts seien die zusätzlichen Aufgaben nicht zu bewältigen. Wie der Erste Beigeordnete Claus Potje (SPD) berichtete, müssen bereits jetzt andere Aufgaben zurückstehen. „Die Situation ist schwierig“, sagte Henrich. Auch deshalb, weil das Jugendamt kaum Informationen über die Jugendlichen habe, bevor sie ankommen, und weil man letztlich nicht wisse, wie viele kommen. Ausschussmitglied Matthias Weber (FWG) monierte, dass der Beschluss, im Landkreis sogenannte Sozialraum-Teams zu bilden, in denen Personal des Jugendamts eng mit Mitarbeitern anderer Einrichtungen zusammenarbeiten, noch nicht überall umgesetzt sei. Henrich sagte, dass derzeit die Bildung eines Sozialraum-Teams in der Region Grünstadt in Vorbereitung sei. Das sei zum Beispiel eine der Aufgaben für die das Jugendamt kaum noch Zeit habe, so Potje. „Das läuft nebenher“, sagte Henrich. Tageseinrichtungen für Kinder, Hilfen zur Erziehung sowie Inobhutnahme und Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Menschen nannte Henrichs Mitarbeiterin Clarissa Lorenz als die drei großen Positionen im Jugendhilfe-Haushalt. Der sieht für das kommende Jahr Ausgaben von rund 55,4 Millionen Euro vor, davon muss der Kreis knapp 32 Millionen Euro tragen. Kosten von rund 17,8 Millionen sind für Tageseinrichtungen für Kinder eingeplant, knapp 11,2 Millionen für Hilfen zur Erziehung und 942.000 Euro für Inobhutnahmen. Laut Lorenz setzt man bei den Hilfen zur Erziehung so weit wie möglich auf ambulante Maßnahmen wegen der geringeren Kosten. Die Beteiligung des Landes an den Hilfen zur Erziehung werde von Jahr zu Jahr weniger, bedauerte Lorenz. Hans-Robert Schreiner (SPD) regte an, betroffene Kinder möglichst in Pflegefamilien unterzubringen. Das sei billiger als ein Heim. „Wir sind da nicht unbedingt stolz darauf, aber es ist nun einmal so“, kommentierte Beigeordneter Potje den Umstand, dass Abrechnungen für die Erstattung von Personalkosten an die Träger von Kindertagesstätten bis ins Jahr 2011 zurück ausstehen. Auch Widersprüche von kommunalen Kita-Trägern, die wegen „atypischer Finanzschwäche“ einen höheren Kostenanteil des Kreises fordern, seien noch nicht bearbeitet. Um auf einen aktuellen Stand zu kommen, bräuchte man drei zusätzliche Mitarbeiter. Matthias Weber forderte Qualitätskriterien für freie Träger, die vom Kreis für die Jugendhilfe beauftragt werden. Auch dazu bräuchte man zusätzliche Mitarbeiter, sagte Potje. Zudem habe der Kreis in Verhandlungen keine starke Position, weil dieser klar auf die Angebote der freien Träger angewiesen sei. Einstimmig wurde beschlossen, dass sich der Kreis 2016 mit etwa 8200 Euro weiterhin an den Kosten für Schulsozialarbeit in der Berufsbildenden Schule Bad Dürkheim beteiligt. (ann)

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