Rhein-Pfalz Kreis Katzensprung über die Mauer

91-95658256.jpg

Geschickt und gelenkig schlängeln, schwingen, springen, balancieren Parkour-Fans durch Anlagen und Straßen. Hindernisse können Pfosten, Treppen, Bänke und Mauern sein. In der Kleinniedesheimer Sporthalle baut Trainer Tim Fruth (37) die Hürden auf und versucht, sich neue Kombinationen einfallen zu lassen. Bedingung: „Die Sprünge müssen mit Matten abgesichert werden.“ Zur Demonstration ihrer Sportart sind sie zu fünft. Zwei Anfänger zeigen, wie man auf schnellstem Weg von der Balustrade in die Halle kommt, die drei erfahrenen Sportler – Dirk Wollschläger (21), Tim Dauth (20) und der Trainer – bereichern den Sprung über einen Kastenaufbau mit Salti. Was Leichtigkeit suggeriert, ist hartes Training, fordert den Körper und den Kopf, betont Fruth. Gestartet wird jede Übungsstunde mit dem Aufwärmen der Gelenke und Muskeln, Sehnen und Bänder, um das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Révers für eine 360-Grad-Drehung, Lazy Vault für einen seitlichen Sprung oder Chat (Katzensprung aus der Hocke heraus) – die Namen der einzelnen Figuren werden wie eine Choreografie aneinandergereiht und ähneln einem akrobatischen Tanz. Zwischen einzelnen Elementen oder am Ende nehmen ein Salto oder eine Rolle Energie aus der Bewegung, denn zu hohe Geschwindigkeit birgt auch ein Unfallrisiko. Trainer Tim Fruth sieht im Vergleich mit Fußball keine größere Verletzungsgefahr. Jedoch gelte: „Man darf sich selbst nicht überschätzen.“ Jede Figur oder Technik wird in einzelne Schritte zerlegt und eingeübt, bis sie sitzt, den Salto übt man mit einem speziellen Saltogürtel, den zwei Sportler halten. Tim Fruth, der von sich sagt, dass er schon immer sportbegeistert gewesen sei und sich gerne und gut bewegen konnte, kam auf Anregung seiner Leichtathletikgruppe auf die Sportart Parkour. „Schöner ist es ja draußen“, gibt er zu, aber für Einsteiger sei das sichere Üben mit Matten in der Halle vorzuziehen. „Mein Job ist es, zu gucken, wo Hilfestellung notwendig ist.“ Mit möglichst wenig Energieaufwand, dabei schnell und sicher die Hindernisse zu überwinden, ist für Tim Fruth das Ziel. Das sieht Dirk Wollschläger anders. Für ihn stehen neben der sauberen Ausführung und Schnelligkeit Ästhetik und Eleganz der Technik im Vordergrund. „Das ist der Kick“, sagt der Anhänger des Free Running, das als eigene Disziplin gilt, im Freien ausgeübt wird, aber in der Technik dem Parkour ähnelt. Wollschläger schätzt dabei die Möglichkeit, sich tolle Sprünge und Kombinationen zu überlegen. Er habe immer gern geturnt, erzählt er. 2009 sei er auf Parkour aufmerksam geworden, habe über das Internet mehr darüber erfahren und im Freundeskreis die Figuren nachgemacht. Angst hat er keine, aber „Respekt ist nicht schlecht“. Sportrends kommen und gehen. Auch die Parkour-Gruppe in Kleinniedesheim hat mit 15 und mehr Teilnehmern bessere Zeiten gesehen. Aber sie hält sich, findet immer wieder Interessierte wie die 15-jährigen Patrick Müller und Felix Jaudes. Beide sind keine Sport-Anfänger, das erleichtert den Einstieg. Mädchen sind in Kleinniedesheim keine dabei. Lediglich Isabella Schmitt sitzt auf einer Bank am Rand und schaut zu. Sie erlebt den Sport auch im Alltag: „Einfach durch ein Tor gehen, das ist nichts für Dirk und seine Freunde. Das muss dann mindestens im Sprung genommen werden.“ Kontakt Parkour ab zwölf Jahren, Dienstag, 17 bis 18.30 Uhr. Info und Anmeldung bei Tim Fruth, Telefon 06239 929720.

x