Rhein-Pfalz Kreis Einer für alles

Otterstadt/SCHIFFERSTADT. Ehe man ihn sehen kann, riecht man den Bärlauch: Eine feine, nicht unangenehme Wolke von Knoblauchduft liegt derzeit über dem Meer von sternförmigen, weißen Blüten an vielen Flecken im Angelwald, der zu Otterstadt gehört.

Der Bärlauch (Allium ursinum) hat lange, lanzettförmige Blätter und kleine Dolden sternförmiger weißer Blüten. Vor allem die Blätter sehen denen des Maiglöckchens zum Verwechseln ähnlich. Allerdings gibt es einen Unterschied: Die hübschen Maiglöckchen sind giftig, was man vom ebenfalls hübschen Bärlauch nicht behaupten kann. Daher rät der Schifferstadter Revierförster Georg Spang auch, sich in Schifferstadt nicht allein auf die Suche nach dem Kraut zu machen. „In Schifferstadt gibt es nur an wenigen Stellen ein bisschen Bärlauch, aber meist ist dieser vermischt mit Maiglöckchen. Daher sollte man die Pflanzen lieber stehen lassen, denn es ist schwer, sie zu unterscheiden“, sagt Spang. Da der Bärlauch zudem zu den Frühblühern gehöre, sei die Blütezeit allmählich schon vorbei. „Sobald er am Verblühen ist, lagern sich Bitterstoffe ein und er schmeckt nicht mehr so gut“, erklärt der Förster. Der Bärlauch ist so gesund, wie ein Kraut nur sein kann. Wie der Otterstadter Horst Kuhn einer großen Gruppe Interessierter bei einer Natur- und Kräuterwanderung durch den Angelwald erläuterte, wird er in der Naturheilkunde eingesetzt zur Blutreinigung und Entschlackung im Frühjahr, er wirkt günstig bei Bluthochdruck und bei hohem Cholesterinspiegel, wirkt positiv auf das Magen- und Darmsystem, auf Leber und Galle und auf die Atemwege. Kurz gesagt: Er ist gut für alles. Dazu kommt, dass er zwar nach Knoblauch riecht und schmeckt, aber der „Duft“ nicht noch drei Tage später aus der Haut dringt, wie der von echtem Knoblauch. All diese wunderbaren Eigenschaften hat aber nur der frische Bärlauch. Es ist sinnlos, ihn zu trocknen, und man sollte ihn auch frisch bald verbrauchen. Einige Bärlauch-erfahrene Mitglieder der Wandergruppe haben erzählt, dass sie ihn am liebsten sehr fein geschnitten aufs Butterbrot gestreut essen. Auch fein geschnitten mit etwas Olivenöl oder Butter unter frisch gekochte Nudeln gemischt, noch etwas frisch geriebenen Parmesan dazu, schmeckt der Bärlauch köstlich. Diese Frühjahrskur ist kein Opfer. Wie Marion Ries vom Reha-Sport Dudenhofen erzählte, werden die noch nicht geöffneten Blütenknospen auch wie Kapern eingemacht und schmecken fein. Bärlauch liebt schattige, feuchte Auwälder, kein Wunder, dass er im Angelwald so gut gedeiht. Durch das teils feuchte, teils sonnige Frühlingswetter der letzten Tage hat sich der Wald in eine Wildnis voll vielfältiger Grüntöne verwandelt. Kuhn erzählte über den Wald: Drei Backsteinfabriken oder Ziegeleien habe es darin gegeben, die Reste sind längst unterm Grün verschwunden. An einer Stelle, direkt am Rhein, hat sich eine Lehm- und Kiesabbaugrube in einen See verwandelt, der durch ein Rohr mit dem Rhein verbunden ist. Nahe am Ufer sieht man einen starken Strudel, der Abfall und Zweige hinunter reißt. Auf der anderen Seite im See entspricht dem eine Stelle, an der das Wasser empor blubbert. Eine Waldwiese weckte bei Kuhn Erinnerungen an die Kindheit, als dort Topinambur angepflanzt wurde und man in Milchkannen gesammelt die Brombeeren nach Hause trug.

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