Rhein-Pfalz Kreis „Eine reizvolle Aufgabe“

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Im Oktober 2014 hatten sich die Schum-Städte Mainz, Speyer und Worms, die jüdischen Gemeinden Rheinpfalz und Mainz-Worms, der jüdische Landesverband und das Land Rheinland-Pfalz zu einem Verein zusammengeschlossen. Dessen einziges Ziel ist die Aufnahme der Schum-Stätten als Unicef-Weltkulturerbe. Gestern wählten die Mitglieder eine Geschäftsführerin. Susanne Urban tritt ihr Amt am 1. November an.

Die Wahl für Susanne Urban aus 43 Mitbewerbern sei einstimmig erfolgt, informierte der Wormser OB und Vereinsvorsitzende, Michael Kissel (SPD). Ausgeschrieben habe man die Position in regionalen und überregionalen Zeitungen, in der „Zeit“ sowie an Universitäten dafür geworben. Für die Wahl der gebürtigen Frankfurterin (Jahrgang 1968) sei deren berufliche Entwicklung ausschlaggebend gewesen. Diese beinhaltet Forschung, Öffentlichkeitsarbeit wie Managementtätigkeiten. Susanne Urban stellte sich und ihren Werdegang vor. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Politik und promovierte am Moses-Mendelssohn-Zentrum der Universität Potsdam. Sie war unter anderem freie Mitarbeiterin des Jüdischen Museums Frankfurt und Redakteurin der Zeitschrift „Tribüne“. Von 2004 bis 2009 war sie an der International School for Holocaust Studies tätig und parallel am International Institute for Holocaust Research – damit repräsentierte sie die israelische Gedenkstätte für Holocaust-Opfer in Deutschland. Seit 2009 ist Susanne Urban Leiterin des von ihr aufgebauten Bereichs Forschung und Bildung beim International Tracing Service, dem Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die nationalsozialistische Verfolgung, NS-Zwangsarbeit sowie den Holocaust in Bad Arolsen. Sie betonte, sie habe nicht einen neuen Job gesucht, „ich fand die Aufgabe reizvoll“. An ihrem bisherigen Arbeitsplatz hinterlasse sie keinen Trümmerhaufen, „die Abteilung ist aufgebaut und läuft“. Spannend sieht die Schum-Geschäftsführerin die Erstellung eines Managementplans, dessen Ziel wiederum die Bewerbung der Schum-Städte bei der Unicef-Weltkulturerbe-Kommission 2020 sein soll. Auf der deutschen Vorschlagsliste hatte die Kultusministerkonferenz die Bewerbung im vergangenen Jahr auf Platz fünf gesetzt unter zehn Mitbewerbern. „Extrem wichtig“ sei die Netzwerkarbeit, etwa Befürworter des Antrages zu finden auf nationaler wie internationaler Ebene. OB Kissel verglich diesen Part scherzhaft mit der Verbündetensuche im Weltfußballverband Fifa. Nur dass es hier nicht um Geld, sondern „die Kraft der Argumente geht“. Eines davon könnte sein, dass bislang noch keine jüdischen Stätten in den Welterbekatalog aufgenommen wurden, so Urban. Darüber hinaus führte der OB aus Wormser Sicht an, dass der Friedhof Heiliger Sand der älteste erhaltene jüdische Friedhof in Europa sei, die jüdische Tradition in Worms nicht wie in anderen Städten über lange Zeit abgebrochen sei, und auch das jüdische Viertel sei in seiner Struktur erhalten geblieben. Und schließlich seien die Schum-Städte mit ihren herausragenden Gelehrten und Rabbinern lange Zeit das geistige Zentrum des askenasischen Judentums gewesen. Damit verfügten die Schum-Städte über ein Alleinstellungsmerkmal, das man etwa mit einem gemeinsamen Antrag mit der Stadt Erfurt nicht verwässern wolle. Die Geschäftsstelle des Schum-Vereins wird ihren Sitz im Haus zur Sonne am Synagogenplatz haben in unmittelbarer Nähe zu Synagoge und Mikwe. Personal-, Sach- und Mietkosten, zum Teil auch Projekte werden mit dem Jahresbudget finanziert. 140.000 Euro bringen dafür die Städte mit je 30.000 Euro, das Land mit 40.000 Euro, der jüdische Landesverband mit 5000 und die beiden jüdischen Gemeinden mit je 2500 Euro auf. „Bei einem solch schmalen Budget werden wir auf Kooperationspartner angewiesen sein.“ Auch die Einwerbung von Drittmitteln sah OB Kissel als wichtige Aufgabe. (cei)

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