Rhein-Pfalz Kreis Ein Toter im Geißbockstall

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Limburgerhof. Gleich viermal kriminelle Energie aus ganz verschiedenen Schreibfedern – das durften die Besucher der ersten Krimi-Nacht im Limburgerhofer Capitol am Freitag, dem 13., erleben. Die vier Autoren aus der Region sorgten im historische Lichtspieltheater für mörderische Spannung.

Zum Auftakt lud Benno Liebheit die Zuhörer zu einem „letzten Tanz mit einem Geißbock“ nach Deidesheim ein. In dem Weinort werde seit dem Mittelalter der Brauch der Geißbockversteigerung gepflegt – „ohne dass etwas passiert ist, und ich dachte, das muss man ändern“, vertraute Liebheit seinem Publikum an. Der Haßlocher, der unter seinem bürgerlichen Namen Guido Dieckmann auch historische Romane schreibt, entführte die Zuhörer bei der Kostprobe aus seinem Krimi in die Welt des Industriellen Arthur Otterbach. Der ist mit seiner Referentin und Geliebten auf dem Fest, um den traditionellen Geißbock zu ersteigern – natürlich aus werbewirksamen Zwecken für seine neue Kosmetikserie. „Das gelingt ihm auch, aber der Abend endet in einer Katastrophe, denn es liegt eine Leiche im Geißbockstall.“ Mehr wollte der Haßlocher nicht verraten, denn schon wartete die Mannheimerin Claudia Schmid, um am Lesungstisch mit (blut)-roter Tischdecke Platz zu nehmen. Sie unterhielt das Publikum mit einer süffisant-doppeldeutigen Schilderung der Urlaubsreise eines in die Jahre gekommenen Ehepaars. Wie Edelgard in Mordplänen schwelgt, wie sie sich ihres ungeliebten Ehemanns Norbert entledigen und als reiche Witwe ein neues Leben anfangen könnte, sorgte für große Heiterkeit. Dass das Ehepaar dann selbst sogar noch Opfer einer kriminellen Intrige wird und ungewollt zur Renovierung eines alten Zauns beiträgt, bildete die überraschende Pointe des Kurzkrimis „Wer mordet schon in Mannheim“. Mannheim war auch der Schauplatz von Walter Landins Krimi „Gefährlicher Treffpunkt“, aus der der Dirmsteiner eine beeindruckende Szene las: Ausgerechnet eine Gruppe von Kindergartenkindern entdeckt bei einem Ausflug mit ihren Erzieherinnen ein schwer verletztes Kind und drei Tote, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Hauptkommissar Lauer steht vor einem Rätsel, was die Mordopfer – ein sizilianisches Ehepaar und ein unbekannter Radfahrer – miteinander verbindet. Der Dirmsteiner nutzte dazu authentische Fälle von Morden der Mafia in den 90er Jahren in der Quadratestadt. Zum Abschluss der Krimi-Nacht stellte der Schifferstadter Harald Schneider sein neues Werk „Sagenreich“ vor. In bewährter Weise schlägt sich Kriminalhauptkommissar Palzki in seinem zwölften Fall nicht nur mit Kriminalfällen – diesmal geht es um eine tote Darstellerin bei den Nibelungenfestspielen in Worms – herum. Auch die Launen seiner pubertären Tochter und einer schwierigen Nachbarin machen ihm zu schaffen. Und der Autor hatte noch eine Überraschung auf Lager: „Am Schluss wird nach 1500 Jahren endlich der Nibelungenschatz gefunden“, schloss er die Lesung. Alle vier Autoren bekamen viel Applaus vom Publikum, das den Abend sichtlich genoss. Ute Fletschinger (Neuhofen) und Liz Helmecke (Ruchheim) fanden auch „das Ambiente besonders reizvoll“. Die Bücher begeisterten sie ebenso, sie haben sich gleich am Büchertisch eingedeckt – „als Weihnachtsgeschenk.“ Als Erfolg werteten auch die Eigentümer Dieter Janneck und Susanne Deickert ihre erste Lesung: „Gute Stimmung, die Gäste waren durchweg begeistert.“ Eine Wiederholung in einem Jahr werde schon ins Auge gefasst. (mmö)

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