Rhein-Pfalz Kreis „Ein bedeutender Kaiser“

«Altrip». Fast 150 große und kleine Altriper sind am Samstag zur Einweihung der Valentiniansstele vor dem Bürgerhaus Alta Ripa gekommen. Der römische Kaiser Valentinian I. hat vor 1650 Jahren mit dem Bau des Kastells alta ripa – „hohes Ufer“ – den Grundstein des heutigen Altrips gelegt. Daran erinnert nun eine Stele, die der Heimat- und Geschichtsverein unter Vorsitz von Alois Eitl in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde von Bildhauer Siegfried Keller erstellen ließ. Golden glänzt das Gesicht des Kaisers auf dem Denkmal. Die Nachbildung einer römischen Münze mit dem Profil des Herrschers ist der Blickfang der Stele. „Valentinian I., Gründer von Alta Ripa, 369 n. Chr.“, steht in der klassischen Schrift Capitalis Quadrata auf dem Stein aus fränkischem Juramarmor. Valentinian wollte am Rhein den Grenzwall Limes als Schutz gegen die Barbaren, die Nicht-Römer, befestigen und sichern. Leuchtend blau ist der Rhein zwischen den alten römischen Siedlungen Alta Ripa und Mogontiacum, heute Mainz, zu erkennen. Den Verlauf des Limes sieht man grau gestrichelt. In Pannonien, dem heutigen Kroatien, wurde Valentinian 321 geboren, am 17. November 375 starb er auf dem Gebiet des heutigen Ungarn, erfährt man auf dem 2,20 Meter hohen und 70 Zentimeter breiten Stein. „Valentinian stand selbst in den Fluten des Neckars und packte mit an“, zitiert Lars Börner, Kurator im Historischen Museum der Pfalz, alte römische Texte über den Bau des Kastells. Die Mündung des Neckars lag zu römischer Zeit am Altrip gegenüberliegenden Rheinufer. Den Rhein und auch die Gallier und Germanen hat der zupackende Regent in die Schranken gewiesen. Im Jubiläumsjahr feiert nicht nur Altrip den alten Römer. „Valentinian I. und die Pfalz in der Spätantike“ heißt die aktuelle Ausstellung in Speyer. Ergänzt durch Altriper Funde wird sie im November auch in Altrip zu sehen sein. Auf ihren Kaiser ist die Gemeinde stolz. „Ich bin Ur-Altriperin und gekommen, weil er unser Gründer ist“, meint Ellen Kern, die auf dem Platz vor dem Bürgerhaus in der ersten Reihe steht. „Im Gasthaus zur Krone bin ich geboren und wohne nun in der Valentiniansstraße“, erzählt sie. „Silentium!“, ruft ein „Legionär“. Feierliche römische Musik der Gruppe Classicum auf nachgebauten Instrumenten erklingt, bevor Ministerpräsidentin Malu Dreyer, assistiert von Ortsbürgermeister Jürgen Jacob, das goldene Tuch vom Denkmal zieht. Die Stele macht die Vergangenheit lebendig. „Menschen haben großes Interesse daran, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen“, sagt Dreyer zuvor bei der Festrede. „In diesen turbulenten Zeiten bin ich überzeugt, dass man wissen muss, woher man kommt. Aus Geschichte kann man viel ableiten“, weiß sie und lobt die Arbeit des Geschichts- und Heimatvereins. Die Kraft der Tradition, aber auch den Widerstandsgeist der Altriper, weiß Jacob zu schätzen. Für religiöse Toleranz und gegen Korruption habe der Christ Valentinian gekämpft, betont Landrat Clemens Körner und sei damit heute noch Vorbild. Aktuelle Bezüge stellt auch Börner her: „In der Dämmerung der Völkerwanderungszeit rumorte es in Britannien, in Spanien und in Gallien. Alle Grenzen waren unmöglich gleichzeitig zu sichern.“ Mit seiner Strategie, Angst und Schrecken durch Angriffe auf feindlichem Gebiet zu verbreiten, sicherte Valentinian das riesige römische Reich, aber auch durch die Errichtung von strategischen Kastellen an Rhein und Donau. Valentinian war nicht von Adel. Als Sohn eines römischen Offiziers habe er sich zum Kaiser hochgearbeitet und auch die Interessen der Bevölkerung im Blick gehabt. So versuchte er, Finanzen von Städten und Gemeinden zu stabilisieren, indem er Regeln für die Steuererhebung durchsetzte und Korruption und Steuerbetrug eindämmte. Valentinian sei ein bedeutender Kaiser gewesen, betont der Historiker. Caesar, Nero oder Caligula mit ihrem gewaltsamen Ende kennt man jedoch eher aus dem Geschichtsunterricht. Doch auch Valentinian, der nicht nur tapfer kämpfen, sondern auch geschickt verhandeln konnte, war kein friedlicher Tod vergönnt. Nicht weit vom heutigen Budapest soll er sich über einen feindlichen Gesandten so aufgeregt haben, dass ihn der Schlag ereilte, berichtet Börner und zitiert: „Römische Kaiser sterben nicht im Bett.“ In Altrip lebt die Erinnerung an Valentinian I. weiter.

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