Rhein-Pfalz Kreis „Die Made“ in Mundart

Schifferstadt. „Heinz plus“ heißt das Programm, mit dem Manfred H. Krämer dem unvergessenen Heinz Erhardt die Ehre erweist. Im Schifferstadter Schreiwer-Hais′l hat er nicht nur Übertragungen von Erhardt-Gedichten in Mundart vorgestellt, sondern auch amüsante Fortsetzungen von Versen vorgetragen, in denen er Themen des großen Komikers witzelnd weiterwebte.

Heinz Erhardt war ein Meister des höheren Blödsinns. Nach dem Krieg, im Wirtschaftswunderland der jungen Republik Deutschland, hatte er als Bühnenkünstler, später auch in Kinofilmen das Publikum begeistert. Noch heute sind Redewendungen in Gebrauch, die auf ihn zurück gehen. „Was bin ich doch für ein Schelm“, oder „noch′n Gedicht“ gehören dazu. Als echter Schelm hat sich auch Manfred Krämer entpuppt. Anlass seines „Heinz plus“-Programms war der 100. Geburtstag Erhardts im Jahr 2009. Krämer hat dafür nicht einfach Erhardts komische Gedichte vorgetragen, er hat sie „übersetzt“, nämlich in die hessische Mundart seiner Heimat Lampertheim. Zu hören war für die Mundart-Fans im Schreiwer-Hais′l, dass sich hier pfälzisch und hessisch mischen. Krämer beherrscht einige Dialekte und bewies das zum Beispiel mit „Die Made“, die mit Kinde hinter der Rinde sitzend von Erhard bedichtet wurde. Da fiel Krämer in ganz breites Hessisch. Mit Hornbrille und Anzug hatte sich Krämer auch äußerlich Erhardt angenähert – aber der Unterschied zwischen der ziemlich pummeligen Figur des Originals und dem sportlich-straffen Lampertheimer ließ sich nicht verbergen. Erhardts schusselig-schüchterner Stil lässt sich auch schwer imitieren. Deshalb ist es geschickt, dass Krämer das nur kurz angerissen hat, ansonsten aber viel Eigenes gebracht hat. Das macht er nämlich prima. Die Übertragungen in Mundart sind anspruchsvoller, als man auf den ersten Blick sieht – beziehungsweise hört. Es kommt nämlich darauf an, für Erhardts Hochdeutsch die passenden Mundart-Begriffe zu finden und dabei Reimschema und Versmaß zu erhalten. Das schafft Krämer aber sehr gut. Er bleibt nahe genug am Original, nimmt sich aber auch die nötige Freiheit, um so umzudichten, dass Klang und Rhythmus stimmig bleiben. Bis zur Erhardt-Hommage ist Krämer als Autor ganz anders aufgefallen, nämlich als Verfasser von Kriminalromanen. 2005 begann er mit „Tod im Saukopftunnel“ eine Reihe, die an der Bergstraße spielt. Es spricht für deren Qualität, dass der Heyne Verlag die Serie bundesweit auflegt. Inzwischen hat Krämer auch eine Rhein-Neckar-Krimireihe gestartet, die im Mannheimer Waldkirch Verlag sehr erfolgreich läuft. Trotz der Erfolge als Autor, geht Krämer immer noch seinem Tagesjob als Lkw-Fahrer für eine Mannheimer Spedition nach. In seiner Freizeit ist er auch als Langstreckenläufer unterwegs, was seine „unerhardtsche“ Figur erklärt, und verfasst eine Kolumne für „Runner′s World“. Die Höhepunkte seines „Heinz plus“ Programms kommen in Schifferstadt im zweiten Teil. Da nämlich bringt er eigene Werke, die an Erhardt-Gedichte anknüpfen und sie fortführen. „Ich habe mich gefragt, was Erhardt wohl heute schreiben würde“, erklärte Krämer den Zuhörern im vollbesetzten Schreiwer-Hais′l-Hof. Krämer lässt die Königstochter aus Erhardts Schiller-Veräppelung „Der Taucher“ ins Meer stürzen, einen Fischschwanz bekommen und Fischer verführen – was dann auch den Bogen zur Loreley schlägt. Seine Alltagserfahrungen als Lkw-Fahrer bringt Krämer ebenfalls im Erhardt′schen Stil. „Als wär des Lebe net schon schwer, erfindet man de Kreisverkehr“ dichtet er. Und wenn sein Radfahrer mit „Platz da, isch verkratz da, dein Mazda“ schimpft, spielt er wie Erhardt mit dem Wortklang und erinnert nebenbei noch an Erhardts Film „Natürlich die Autofahrer“. Nach dem Altmeister klingen auch Krämers Strandbeobachtungen wie etwa „ich fürchte zu erblinden, teilt ein String enorme Schinken“ Ganz ohne Todesfälle geht es beim Krimi-Krämer nicht und so gab es zum Schluss noch ein paar ziemlich makabere Geschichten über einen unglücklichen Lottogewinner und einen tollpatschigen Suizid-Kandidaten.

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