Rhein-Pfalz Kreis „Bei Dämmerung fluchtartig weg“

Schnooke-Paul: Sogar ein eigenes Denkmal hat Paul Schädler in Dudenhofen schon.
Schnooke-Paul: Sogar ein eigenes Denkmal hat Paul Schädler in Dudenhofen schon.
Herr Schädler, wann wurden Sie das letzte Mal von einer Schnake gestochen?

Das weiß ich nicht, das ist lange her. In den 1970er-Jahren war das ganz anders. Im Sommer waren die Schnaken in unserem Garten in Dudenhofen unerträglich. Wir hatten eine überdachte Sitzecke. Wenn es zu dämmern anfing, sind wir fluchtartig von dort aufgebrochen. Warum sind Sie als damaliger Landrat zum Schnakenbekämpfer geworden? Es gehört nicht unbedingt zu den üblichen Aufgaben eines Landrats. Aber ein Landrat muss sich um ein Problem kümmern, das sich ihm stellt. Und wenn ein Problem gelöst werden soll, geht das am schnellsten, wenn die, die zur Lösung beitragen sollen, auch betroffen sind. Und wie haben Sie das Problem dann gelöst? Ich habe mit der Familie an der Adria Urlaub gemacht. Da gab es auch eine wüste Schnakenplage. Ich habe erlebt, wie man in den Pinienwäldern Bekämpfungsaktionen durchführte. Nachts fuhr ein Auto herum und versprühte etwas, morgens lagen unsichtbar die Schnaken, sichtbar die Libellen und auch mal ein Vogel tot auf den Wegen. Man war damals unbekümmerter. Ich dachte, was die in Italien können, können wir in Deutschland auch. Zu Hause habe ich die zuständigen Kommunalpolitiker zu einem Treffen eingeladen. Zunächst haben wir eine Chemikalie der BASF versprüht, damit wurden ausgewachsene Schnaken getötet. Als das Mittel nicht mehr geliefert wurde, haben wir es mit einem Öl-Sand-Gemisch versucht, dass Ende der 1970er-Jahre mit den Hubschraubern auf Brutgewässer aufgebracht wurde. Damit wurden dann Schnakenlarven bekämpft. Der Durchbruch kam aber mit BTI (Bacillus thuringiensis israelensis). Ja. Es tötet selektiv Stechmückenlarven ab. Wir haben es in verschiedenen Varianten angewendet: als Spritzbrühe, als Tablette für Regenfässer und vermischt mit Sand vom Hubschrauber aus. Doch der Sand mit dem BTI ist schnell auf den Grund des Gewässers gesunken und war dort nicht mehr wirksam. Dann hatten Norbert Becker, der wissenschaftliche Direktor der Kabs und der damalige Hubschrauberunternehmer die Idee, ein Eisgranulat herzustellen. Dieser Schritt war einfach umwerfend. Waren Sie auch mal persönlich mit Rückenspritze im Einsatz? Ich bin hin und wieder mitgegangen. Ich wollte wissen, wie das ist, mit großen Stiefeln bei heißen Temperaturen im Wasser herumlaufen. Es ist eine Strapaze. Aber die Stimmung war immer gut. Findet die Kabs denn genug Helfer? Wir haben da gewisse Probleme. Junge Wissenschaftler können wir immer noch bekommen, aber wir müssen klar sehen: unsere Leute sind in der Vergangenheit nicht übermäßig gut bezahlt worden. Inzwischen sind die Stellen besser bezahlt. Für die Helfer aus den Gemeinden war aber nicht der Lohn ausschlaggebend, sondern der Spaß an der Bekämpfung. Bei allem Erfolg, was hat Sie in den vier Jahrzehnten als Kabs-Präsiden geärgert? Trittbrettfahrer. Gemeinden, die es abgelehnt haben, der Kabs beizutreten und von der Bekämpfung in den Nachbargemeinden profitieren. Oder Gemeinden, die nach einem schnakenarmen Jahr aus der Kabs austreten. Das ist, wie wenn der Bürgermeister das Feuerwehrauto verkauft, weil es ein Jahr nicht gebrannt hat. Trifft Sie die Kritik, die in den letzten Jahren von der Uni Landau kam? Sie haben uns unqualifiziert behandelt und es letztlich überzogen mit ihren Behauptungen, wir würden Zuckmücken und Frösche gefährden. Wir haben ein anderes wissenschaftliches Institut beauftragt, das herausgefunden hat, dass diese Behauptung barer Unfug ist. Wir haben auch schon einen Anwalt eingeschaltet. Jetzt ist totale Funkstille aus Landau. Hat das der Kabs geschadet? Nein. Es ist verblüffend, wie viele Leute die Kabs kennen und wie viel Anerkennung wir bekommen. Ein Leben ohne Kabs, ist das für den Schnooke-Paul überhaupt vorstellbar? Das Entstehen ist ja doch wohl auf mich zurückzuführen. Wenn ich das Unternehmen dann 42 Jahre führen kann, ist das auch ein Zeichen, dass ich es richtig gemacht haben könnte. Ich scheide mit großer Zufriedenheit und bleibe der Kabs herzlich verbunden. Langweilig wird mir sicher nicht, ich habe immer noch viel Spaß am Lesen und bin ein sehr intensiver und begeisterter Zeitungsleser. Termin Paul Schädler wird am Mittwoch, 30. Januar, ab 15 Uhr in der Festhalle in Dudenhofen in einer Feierstunde für geladene Gäste als Präsident der Kabs verabschiedet.

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