Rhein-Pfalz Kreis Alles Worscht oder: das Beste aus der Pfalz

Ludwigshafen/Windhoek. Im November ist das monatliche Telefonat mit Hannelore Neuffer ausgefallen, und so sprudelt sie gleich los, sobald die Verbindung nach Namibia steht. Die ist dieses Mal allerdings sehr wackelig, zwischendurch ist die Leitung komplett tot. Doch mit Geduld und Spucke gelingt es, das Gespräch zu Ende zu führen, in dem es über eine Reise und Pfälzer Genüsse geht.

Jetzt haben wir uns, wie schön. Im Moment bin ich allerdings etwas aufgebracht. Die Deutsche Botschaft in Windhoek ärgert mich. Ich schenke Frans zum Geburtstag im März eine Reise nach Deutschland und in die Schweiz. Jetzt braucht er ein Visum. Aber die Bürokratie ist ja sowas von kompliziert. Sie wollen mich mit umständlichen Online-Formularen quälen. Da sind Fragen zu beantworten, als wollte Frans auswandern. Wir wollen nur Urlaub machen. Ich werde mir jetzt einen Termin geben lassen, ich will mit einem Menschen reden, nicht mit dem Computer. Die Reise wird eine Eisenbahnreise für Frans. Wir fliegen über Frankfurt nach Zürich, und von dort geht es mit dem Glacier Express nach Zermatt. Ich hoffe, wir haben Schnee. Viel Schnee! Ich will Frans darin barfuß und mit kurzen Hosen fotografieren. (lacht) Ich habe ja wundervolle Erinnerungen an Zermatt. 20 Jahre lang bin ich dorthin zum Skilaufen gefahren. Von Zermatt geht es nach Visp, und von dort wollen wir in Richtung Hamburg durchstarten. Am liebsten eben auch mit dem Zug. In Hamburg geht es mit meinem Eisenbahnfan Frans ins Wunderland – die wohl größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Wir freuen uns riesig auf den Urlaub. Nur eines schaffen wir leider nicht: einen Abstecher in die Pfalz zu machen. Wie gut also, dass ich das Glück habe, immer wieder lieben Besuch aus der Heimat zu bekommen. Im November war Karli da – mit vollem Namen Karl-Martin Friedrich aus Böhl-Iggelheim. Ja, von der gleichnamigen Metzgerei. Und was hatte der im Gepäck? Alle Pfälzer Köstlichkeiten, die ich mir nur vorstellen kann. Wir haben dann eine richtige Pfälzer Tafel angerichtet. Und jetzt rate noch einmal, worauf? Na klar, auf unserer Parkbräu-Garnitur. Pfälzer Bier gab es dann aber nicht zum Essen. Pfälzer Wein auch nicht, der Karli konnte ja nicht alles hierher schleppen. Dafür aber einen guten Sekt aus Südafrika und Tafel Lager. Du hättest mal Frans’ Blick auf Lebeknödel und Saumagen sehen sollen. Oder den unserer Angestellten Rita und Susanna ... Gut, Frans hat mit mir ja schon so manch Pfälzer Mitbringsel vertilgt. Er geht nicht gerade in Begeisterung auf. Aber er isst es. Am Pfälzer Abend habe ich natürlich mein T-Shirt „100% Pälzer“ getragen. Und mit Karl-Martin Pfälzisch gesprochen. Manchmal auch mit Frans. Dann habe ich mich gewundert, warum er mich so komisch anguckt, bis ich kapiert habe, dass er mich gerade gar nicht versteht. Unser Böhl-Iggelheimer Besuch hat sich auch als Fahrer nützlich gemacht. Er ist zum Beispiel nach Windhoek gefahren, um Ritas Mann und zwei Kinder abzuholen. Rita war bei uns schon 2009 als Auszubildende. Dass jetzt ihr zehnjähriger Sohn auf der Farm ist, darüber bin ich gar nicht glücklich. Kinder in diesem Alter gehören in die Schule. Aber es fehlt wohl an Geld. Ich habe mit Frans darüber geredet. Ein Mann aus einer Schweizer Reisegruppe hat das Dilemma mitbekommen. Er kam zu uns und hat seine Hilfe angeboten. Er sagte, er wolle gerne für das Schulgeld aufkommen. Das war und ist sehr, sehr nett. Ich musste zunächst allerdings abklären, was da eigentlich zu bezahlen ist. Schulgeld ist es nämlich nicht. Allerdings wird für das Hostel, wo die Kinder essen und schlafen, eine Gebühr fällig. Frans und ich wollen den Betrag jetzt direkt dahin überweisen. Die Quittung werden wir zu dem lieben Schweizer schicken. Wir müssen uns dazwischenschalten, sonst ist das Geld weg. Und das Kind ... Auch wenn ich auf Rooiklip keine Schule mehr habe, stecke ich schon wieder mitten in Kinderversorgungsprogammen. Insgesamt leben gerade vier Kinder auf der Farm. Eines ist von Susanna, die sich um die Küche kümmert. Sie und ihren Mann habe ich 1999 praktisch mit der Farm übernommen. Zwischendrin waren sie weg und sind im November zu uns zurückgekehrt. Wir haben jetzt auch einen Maurer aus Walvis Bay, der sich nur um das Research-Camp kümmert. Die Forschungsstation für die Münchner Studenten, ich habe ja davon erzählt, muss fertig werden. Sie kommen im März. Für die Baustelle brauchen wir auch Zement, den hat uns ein Fleischer mitgebracht. Klingt komisch, ist hier aber oft so, dass man Deals aushandelt. Denn der Fleischer fährt leer zu uns. Also kann er uns was mitbringen und sich etwas dazu verdienen. Für uns ist es günstiger, als eine reine Zementfahrt zu bezahlen, von der der Lkw leer zurückfährt. Ja, auch das ist Afrika. Und Afrika ist, was unser Pfälzer Karl-Martin miterlebt hat. Die fahrende Klinik ist nach Rooisand gekommen, eine Farm in unmittelbarer Nähe zu uns. Das sagt ja schon der Name. Die Klinik macht regelmäßig Stopp dort, weil es einen Behandlungsraum für sie gibt. Alle Menschen aus der Umgebung, die medizinische Hilfe brauchen, können dann dorthin kommen und sich versorgen lassen. Dieses Mal ist es vor allem um die Tetanusimpfung für Kinder gegangen. Nach dem Abschied von unserem Pfälzer Besuch habe ich mich etwas einsam gefühlt. Aber nicht lange. Es passiert ja immer etwas. Eine 20-köpfige Motorradgruppe hat einen Stopp bei uns eingelegt. Und bald darauf bewirteten wir wieder gute Freunde aus Deutschland. Für sie gab es dann eine afrikanische Tafel: Frans, sein jüngster Sohn Berard und dessen Freundin haben echtes afrikanisches Braai zubereitet. Braai ist die namibianische Art des Grillens. Der Tisch hätte sich gebogen, wäre er nicht aus Stein gewesen. Ja, und Geburtstag hatte ich auch noch. Frans hat mir einen Fernseher geschenkt. Für die Abende, an denen keine Gäste da sind. Sein Sohn hat uns alles eingestellt. Auch meinen Lieblingssender mit den Tierreportagen von National Geographic. Doch wir zwei Alten mit den beiden Fernbedienungen – jeder eine in der Hand, hatten wir in zwei Stunden das System zerschossen. Frans ist ja ein Tüftler. In diesen Dingen dann aber doch nicht. Ein Tüv-Ingenieur aus Karlsruhe hat uns geholfen. Der Fernseher läuft. Noch ...

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