Pirmasens Zwischen Copacabana und Nordseebad

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MÜNCHWEILER. Larissa Bieß ist eine gefragte junge Frau. Die 25-Jährige vertritt Deutschland bei der Fegentri-Weltmeisterschaft der Amateurrennreiterinnen. Seit Februar reitet sie mitunter an exotischen Orten Pferderennen. Im September und Anfang Oktober hatte die Münchweilerin in Südwestdeutschland einen Lauf und schob sich an die Spitze des deutschen Amateurrennreiterinnen-Championats.

„Eigentlich war die Titelverteidigung kein Ziel. Das ist Zufall. Es ist ganz gut gelaufen“, sagt sie mit Blick auf die Championatswertung. Zwei Siege in Honzrath – einmal für Startrainer Mario Hofer, einmal für den Bottenbacher Christian Peterschmitt – brachten ihr die Saisonerfolge acht und neun ein und damit auch die Führung. Seit Ende August rollt sie das Feld von hinten auf. Siege in Miesau, Lebach und Mannheim, Doppelerfolge in Billigheim und zuletzt in Honzrath führten sie an Eva-Maria Herresthal vorbei. 2015 gewann Bieß das Championat mit 15 Siegen. „Abwarten, es liegen alle ziemlich eng beisammen, alle sind gute Reiter, die viele Chancen kriegen“, ist sie zurückhaltend. In der Fegentri-Weltmeisterschaft – Fegentri ist die Abkürzung von „International Federation of Gentlemen & Lady Riders“ – liegt Bieß derzeit auf Rang vier. „Es ist ungewöhnlich, dass ich so weit vorne bin, weil ich noch kein Rennen gewonnen habe“, erzählt sie. Gewonnen hat sie viele Eindrücke von den Rennbahnen in aller Herren Länder, wo sie als Botschafterin des deutschen Amateurrennsports starten darf. Brasilien, die USA, der Nahe Osten und Europa waren Stationen. „Das macht unheimlich Spaß, auch wenn man nicht immer so viel Zeit hat“, berichtet sie. Weil sie bereits im letzten Semester ihres Lehramtsstudiums war, im Januar ihr Referendariat beginnt, konnte sie so viel Zeit für die Reisen aufbringen. Wenn Larissa Bieß von Rio erzählt, wo sie im März ritt, strahlt sie. „Das war so toll. Die Leute sind völlig durchgedreht, als sie die Rennreiterinnen gesehen haben, das war wahnsinnig“, schildert sie die Begeisterung, die den jungen Frauen aus 14 Nationen entgegenschlug. „Amerika war eine supertolle Erfahrung, da waren wir mit richtigen Pferdemenschen zusammen“, berichtet sie von ihrem USA-Trip. In Rio blieb der Fegentri-Tross fünf Tage, Bieß besuchte die Copacabana und die Christusstatue. In Amerika hatte sie vier Ritte, blieb eine ganze Woche. „Da habe ich viel gesehen vom Land“, erzählt sie. Wenn sie in Europa unterwegs ist, sind es meist nur Tagesreisen. Der Stellenwert der Frauenrennen sei in den Ländern ganz unterschiedlich, das gelte auch für die Rolle der Frauen im Rennsport. „In Frauenfeld in der Schweiz war unser Rennen das Hauptrennen, in Chantilly wird man mit aufs Podest gestellt“, beschreibt Bieß die Unterschiede bei der Wertigkeit. Und dennoch hat die Bahn in Chantilly sie am meisten beeindruckt. „Ich genieße das einfach und finde es toll, dass das so super geklappt hat“, sagt Bieß mit Blick auf die Rennserie. Eine Konkurrenzsituation gebe es unter den 14 Rennreiterinnen nicht. „Eigentlich mag ich sie alle“, bemerkt sie. Wenn sie länger unterwegs sind, teilt sie sich das Zimmer mit der Norwegerin Silja Storen, mit der sie sich gut versteht. „Schweden war richtig toll, das ist eine der besten Sandbahnen überhaupt“, erzählt Bieß. Wobei die Skandinavierinnen einen großen Aufwand betreiben, um zu ihren Rennen zu kommen. „Die fliegen in ganz Skandinavien hin und her, egal ob Dänen, Norweger oder Schweden, die reiten immer zusammen.“ Das Foto oben ist im belgischen Nordseebad Oostende entstanden. Die Rennreiterinnen könnte man mit ihren Trolleys auch für Stewardessen oder Models halten. „Bei der Fegentri heißt es, keine Jeans auf der Rennbahn“, erklärt Bieß, „in Frankreich oder Belgien achtet man dann besonders auf die Kleidung.“ Bluse, Rock und Pumps statt T-Shirt, Jeans und Sneakers – die internationale Meisterschaft ist eine andere Rennsportwelt. In Oostende – die Wellington-Rennbahn liegt an der Nordsee, das Meer ist aber nicht zu sehen – wurde sie von vielen deutschen Touristen angefeuert. Ein Reiseunternehmen hatte eine Fahrt zur Bahn organisiert. Zwei Ziele verfolgt Larissa Bieß auf der Fegentri-Tour: Sie möchte noch ein Rennen gewinnen – sie hat in Europa noch zwei Gelegenheiten: in Wien und Pisa – und sich als eine der besten acht Rennreiterinnen für das Finale qualifizieren. Das ist Anfang Dezember auf Mauritius.

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