Pirmasens Zweimal New York ganz digital

New York hat schon immer Künstler fasziniert. Zwei Pfälzer, Ulli Bomans aus Landau und Harald Kröher aus Pirmasens, sind im vergangenen Jahr nun auch in die US-Metropole aufgebrochen, haben ihre Digitalkameras mitgenommen und fleißig Bilder geschossen. Die Ergebnisse ihrer unterschiedlichen Ansätze sind bis Ende April in der Pirmasenser Unicorn-Art-Lounge zu sehen.

Mit den beiden New-York-Chronisten wurden auch gleich die zwei Seiten des Molochs abgebildet. Hier die Hochglanzfassaden und Ansichten, auf denen sogar Obdachlose noch schick aussehen, und dort das schmuddelige New York mit seinen Graffitis, zerrissenen Werbebotschaften und einem Hauch von Subkultur. Der Pirmasenser Fotograf Kröher hat sich die Hochglanzfassaden ausgesucht, mit einem Hubschrauber die Stadt abgeflogen und in den Straßen und Shopping-Malls die ganz typischen New-York-Fotos geschossen. Alles glänzt, ist hübsch aufpoliert und sogar die Wolken wirken, als ob sie die New Yorker Stadtverwaltung so dahin gemalt hätte. Menschen und die Skyline der Stadt interessierten den Pirmasenser, der in der Unicorn-Art-Lounge Fotos zeigt, die eine für Digitalfotografie typisch kühl-perfekte Ausstrahlung haben. Ganz anders ging der aus Landau stammende Bomans vor. Der Künstler und Musiker ist viel in Deutschland rumgekommen und lebt heute nach Stationen in Berlin, Köln und dem Ruhrgebiet in Hamburg, wo er seine digitalen Collagen am Computer zusammenrechnen lässt. Begonnen hatte die Leidenschaft Bomans für Computer-generierte Musik und Bildwelten mit einem Amiga-Computer. Der würde die Datenmengen, die heute seine Digitalcollagen verursachen auch in hundert Jahren nicht verarbeiten können. In der Unicorn-Art-Lounge hängt ein wohl acht Meter langes Bild von Bomans. Im Gegensatz zu Kröher zeigt der Südpfälzer die Reste der Hochglanzmetropole. Fahrscheine, Plakatfetzen, Fragmente von Werbebotschaften und überall Graffitispuren und handschriftliches Gekritzel hat Bomans über die weniger beliebten Fotomotive des Molochs gelegt. Stellenweise bedient er sich der Technik der Decollage, fotografiert abgerissene Plakatwände und legt im Computer neue Botschaften über die Leere. Bomans vermischt in seinen „70.000 Agents“ oder „Deadsex“ Elemente der Pop-Art mit dadaistischen Techniken und Anklängen an die Punkkultur. Während bei Kröher die touristisch beliebten Ecken der Großstadt reproduziert werden, hat sich der in Hamburg lebende Bomans den Ecken gewidmet, die wohl kaum auf den üblichen Tourenvorschlägen der Reiseführer liegen und ein stimmungsvolles Porträt einer Stadt geschaffen, deren Glamour an jeder Ecke bei der falschen Richtungswahl abstürzen kann. Für die Präsentation der Ausstellung wählte der Veranstalter hochwertige Digitalausdrucke auf sechs Millimeter dicken Glasplatten aus, die ein Pirmasenser Unternehmen fertigte. Das passt sehr gut zu den Hochglanzaufnahmen Kröhers, während für Bomans eine mattere Variante auf Papier angemessener gewesen wäre. Zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog erschienen, der alle zu sehenden Arbeiten beinhaltet und die gegensätzlichen Ansätze der beiden Fotografen durch das Layout gut vermittelt.

x