Pirmasens Wedebrunnen: Wie ein sozialer Brennpunkt entschärft wird

Die Kirchbergwerkstatt hat Schilder, auf denen die Grundrechte stehen, auf der Wiese im Park am Wedebrunnen angebracht. Die Grun
Die Kirchbergwerkstatt hat Schilder, auf denen die Grundrechte stehen, auf der Wiese im Park am Wedebrunnen angebracht. Die Grundrechte sind in einfacher Sprache formuliert und wurden ins Englische und Arabische übersetzt.

Am Wedebrunnen fühlen sich viele Pirmasenser unsicher. Das hat eine Umfrage der RHEINPFALZ ergeben. Dabei gibt es viele Akteure in der Stadt, die daran arbeiten, die Situation im Park zu verbessern. Ein Überblick.

Der Bereich um den Wedebrunnen „ist die Wiege der Stadt Pirmasens“, sagt Oberbürgermeister Markus Zwick. Dort wurde zuerst gesiedelt. In den 1970er Jahren wurde die aktuelle Anlage angelegt. Doch die zentrale Lage zwischen Innenstadt und Winzler Viertel war nicht nur von Vorteil: Das Areal entwickelte sich zu einem „Ort, wo es Probleme gibt“. Der OB spricht von Trinkgelagen, Ruhestörung, Handgreiflichkeiten und Verschmutzung. Polizei und Ordnungsamt waren oft vor Ort, doch Zwick zufolge hat die Stadt vor ein paar Jahren eingesehen, dass man mit repressiven Methoden ab einem bestimmten Punkt nicht weiterkommt. Also wurde ein neuer Plan gefasst: Das Areal sollte verschönert und den Menschen dort geholfen werden. Der Park „hat es verdient, dass man sich um ihn kümmert“, meint Zwick.

„Menschen zurückgewinnen“

Zu diesem Zweck fanden sich viele Akteure unter der Koordination des Paktes für Pirmasens zusammen. Der Verein für soziale Rechtspflege hat im Park einen hohen Bedarf an aufsuchender Sozialarbeit festgestellt und kann dank der Finanzierung aus dem Bundesprojekt „Demokratie leben“ seit 2021 fast täglich nach den Menschen dort sehen, berichtet Geschäftsführer Stefan Hellmann. Die Sozialarbeiter vermitteln Wohnungen, begleiten die Menschen aufs Amt, sorgen dafür, dass Suchtkranke medizinisch versorgt werden, oder lösen Streitigkeiten mit dem Vermieter oder den Stadtwerken, wenn Rechnungen nicht bezahlt wurden. „Wir wollen die Menschen zurückgewinnen für die Demokratie und die Gesellschaft“, sagt Hellmann. Ausgrenzung fördere Radikalisierung. „Die Polizei mit ihren Mitteln kann die Probleme dort nicht allein lösen.“

Peter Kiefer, stellvertretender Leiter der Pirmasenser Polizeiinspektion, spricht von einem subjektiven Gefühl von Unsicherheit in der Bevölkerung gegenüber dem Park am Wedebrunnen. Dabei sei es „kein besonders gefährlicher Ort“. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei knapp über 40 Einsätze am Wedebrunnen, dabei gab es zehn Strafanzeigen. „Das ist wirklich nicht viel“, meint Kiefer.

Klare Regeln

Bei den Zielen für den Park am Wedebrunnen orientierte sich die Stadt am Walter-Slodki-Platz am Winzler Tor, wo der Plan aufgegangen sei: Seit der Umgestaltung „haben wir dort nichts mehr zu tun“, sagt Kiefer. Straftaten seien dort so stark zurückgegangen, dass der Platz für die Arbeit der Polizei keine Rolle mehr spiele.

Das Jugendhaus One kommt in den Park, um Jugendliche anzusprechen, auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen und auch einen Zeitvertreib anzubieten: Sport, Picknicks, Kunst und Ferienauftakt. „Wenn wir da sind, sorgen wir dafür, dass ganz klare Regeln herrschen“, erzählt Mitarbeiterin Lisa Biegaj. Jeder räumt seinen Müll weg und geht höflich mit anderen um. An einer Veranstaltung beteiligte sich die Polizei und brachte ein Motorrad mit, dass sie den Jugendlichen zeigten. Das habe Begeisterung ausgelöst, sagt Biegaj. Ziel sei, dass die Polizei nicht als Gegner wahrgenommen wird, sondern als Ansprechpartner.

Vandalismus geht zurück

Die Mitarbeiter des Familienzentrums Aufwind sind abends im Park zu finden, wo auch sie den Menschen dort Hilfe anbieten. Die bisherigen Maßnahmen würden gut angenommen, die Stimmung sei positiv, berichtet Shawn Frederick. Teilweise sei der Ort „ein richtiger Jugendtreff geworden“.

Tina Sanjo von der Heinrich-Kimmle-Stiftung hat sich 2022 um das Demokratie-Projekt im Park gekümmert. Die Grundrechte wurden in einfacher Sprache auf Tafeln festgehalten, ins Englische und Arabische übersetzt und bildlich dargestellt. Mit Kindern legte die Stiftung 2021 Hochbeete, Nistkästen und Bienenwiesen an. Übereinstimmend berichten die Gruppen von positiven Erfahrungen: Wenn ein Platz schön gestaltet wird, gehe der Vandalismus zurück. Es gebe eine Hemmschwelle, Dinge zu zerstören, um die sich andere mühevoll kümmern. Die Menschen vor Ort, umliegende Geschäfte und Institutionen wurden bei den Aktionen eingebunden. Das habe die Akzeptanz deutlich verstärkt, sagt Zwick.

Viele Bürger fühlen sich in der Fußgängerzone unsicher.

Wie sicher ist Pirmasens?

Seit der Kriminalpräventive Rat eine Umfrage zur Sicherheit in Pirmasens gestartet hat, vergeht kaum eine Woche, in dem das Thema nicht diskutiert wird. Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite "Wie sicher ist Pirmasens?".

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x