Pirmasens Vorbereitet aufs vernetzte Haus

Rohre werden bleiben, aber die Haustechnik verändert ihr Gesicht. Wärme, Wasser, Klima: Alles wird steuerbar aus der Ferne, verknüpft sich immer weiter. Für das Handwerk eine große Herausforderung. Die zweite: Nachwuchs dafür auszubilden. Beidem hat sich der Familienbetrieb WHG Rahn gestellt. Frühzeitig.

Die Fenster sind neu, die Dämmung und das Dach; eine neue Heizung kommt hinzu. Etwa eine Million Euro hat der Handwerksbetrieb Wärme Haustechnik GmbH (WHG) Rahn in jüngster Zeit in die energetische Sanierung des Firmensitzes im „Erlenteich“ investiert – die umfassendste Modernisierung seit dem Umzug aus Winzeln an diesen Standort 1971. Damit hält auch die digitale Welt weiter Einzug in den Traditionsbetrieb. Denn die Heizungsanlage, so plant es Geschäftsführer Jörg Rahn, will er auf einem Bildschirm in seinem Büro abbilden können – auch als Referenzobjekt für Kunden. Das „Internet der Dinge“, davon ist er überzeugt, wird die Haustechnik prägen – „es wird täglich mehr“. Was in der Industrie, wo Produktionsanlagen miteinander kommunizieren, längst Alltag sei, setze sich auch im Wohnbereich durch. Junge Kunden legten längst Wert auf Haustechnik, die sich per App steuern lasse, sagt Rahn. Von der Heizung bis zum Laden des Elektroautos: „Irgendwann fließen die ganzen Energieströme zusammen.“ Es werde sich alles verknüpfen – auch, weil es optimiert werde. Darauf ist der Familienbetrieb bereits eingestellt. Denn kaum ein anderes Unternehmen im Umkreis kann eine solche Bandbreite vorweisen wie WHG Rahn. „Wir bieten eigentlich alles, was mit Klima, Heizung, Wasser, Abwasser zu tun hat“, sagt Rahn – von der Reparatur des tropfenden Wasserhahns bis zur Schwimmbadtechnik, von der Wohnungsheizung bis zur industriellen Entstaubungsanlage. 92 Mitarbeiter beschäftigt Rahn derzeit und erwirtschaftet im Jahr elf Millionen Euro Umsatz mit privaten und gewerblichen Kunden sowie mit Auftraggebern der öffentlichen Hand im Umkreis bis etwa 80 Kilometer. In ihrer Branche, stellt Rahn fest, seien sie das größte familiengeführte Unternehmen in Rheinland-Pfalz. Die Arbeiten im Wohnungs- und Gewerbebau halten sich die Waage; hinzu kommen Aufträge in der Industrie. Ob neues Ärztehaus, alte Komplexe wie Neuffer oder Rheinberger, Firmen wie Wakol oder John Deere, öffentliche Gebäude wie Plub oder FKP-Stadion: Der Betrieb ist breit aufgestellt, setzt dabei nicht nur auf große Kunden: Etwa 90 Prozent ihrer fast 2000 Vertragskunden seien kleiner, stellt Rahn fest. Das Geschäft läuft gut. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Jörg Rahn – Aufträge gebe es bis Juni 2016. Gut läuft es etwa im Wohnungsbau: In Landau hätten sie zum Beispiel derzeit einen Auftragsbestand von über 200 Wohnungen. Der Betrieb fußt auf drei Säulen: Planung und Beratung, Installation und Montage, Service und Wartung. Von der Entwicklung eines Konzeptes bis zur Fernwartung kann alles aus einer Hand kommen. So hätten sie etwa ein eigenes Ingenieurbüro im Haus mit drei Ingenieuren und vier Technikern, eine Montageabteilung mit 35 Monteuren und eine Service-Abteilung mit über 20 Leuten – den Servicebereich hätten schon Großvater und Vater vorausschauend aufgebaut, sagt Jörg Rahn; der 50-jährige Ingenieur und Betriebswirt führt den 1957 von Erich Rahn gegründeten Betrieb heute gemeinsam mit Vater Klaus Rahn. Es ist ein hohes Fachkräfteaufkommen. Und damit zugleich eine Verpflichtung – dazu, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Noch haben sie keine Probleme damit, wie Jörg Rahn feststellt. Der Großteil der Mitarbeiter arbeite zehn Jahre und länger bei ihnen. Sechs angehende Anlagenmechaniker beschäftigt er, sechs Neue werden im August beginnen. Es sind vor allem junge Leute aus der Region, auf die er setzt und um die er in Schulen und auf Messen wirbt. Mit Stundenlöhnen eines Daimler in Wörth könne er nicht mithalten, sagt Rahn. „Aber ich versuche es zu kompensieren: Das Betriebsklima ist uns wichtig.“ Gerade junge Leute legten darauf viel Wert. So unterstützten sie Fortbildungen, aber auch junge Väter, die in Erziehungsurlaub gingen. Die Lebensqualität sei vielen wichtig – und deswegen wollten viele dann eben doch nicht nach Wörth pendeln, Zeit und Benzin investieren. Einen Teil zum Betriebsklima trägt für den Chef übrigens auch der Betriebsrat bei. Er sei froh, dass es ihn gebe, sagt der Chef, denn er bündele Wünsche und Anliegen der Mitarbeiter. Bei WHG Rahn sehen sie sich gerüstet. Aber sie sehen auch, dass der Markt für Fachkräfte schwieriger wird – immer weniger Junge kommen nach, wollen überhaupt noch eine Ausbildung im Handwerk machen. Die Konkurrenz werde stärker, meint Rahn. Deshalb müssten auch kleinere Betriebe unbedingt ausbilden. „Denn Quereinsteiger wird es nicht mehr geben.“

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