Pirmasens Stilgenbauer im Doppelpack

Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs und Kommunalpolitiker: Philipp (links) und Jürgen Stilgenbauer.
Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs und Kommunalpolitiker: Philipp (links) und Jürgen Stilgenbauer.

Ab Oktober gibt es im Pirmasenser Stadtrat eine ungewöhnliche Konstellation: Wenn Jürgen Stilgenbauer (FWB) für Helga Knerr als ehrenamtlicher Beigeordneter in den Stadtvorstand einzieht, rückt ein anderer Stilgenbauer über die FWB-Liste in den Stadtrat nach: Philipp Stilgenbauer, der Sohn des neuen Beigeordneten.

„Ich hatte anfangs Bedenken“ gegen diese Konstellation, sagte Jürgen Stilgenbauer gestern in der RHEINPFALZ-Sommerredaktion im Café Grieve. Aber ihm sei versichert worden, dass das rechtlich in Ordnung sei. Und schließlich sei Philipp von den Bürgern auf den Listenplatz gewählt worden, der ihn jetzt nachrücken lässt. Also wird der Sohn als Ratsmitglied demnächst den Vater als Mitglied des Stadtvorstands kontrollieren Wie genau der Zuschnitt der Dezernate sein wird und welchen Bereich er zu verantworten hat, konnte Stilgenbauer gestern noch nicht sagen. Nur so viel: „Schule war nicht mein Wunsch.“ Das Schuldezernat, das bisher Helga Knerr oblag, wird voraussichtlich mit dem Dezernat für Jugend zusammengelegt. „Ich bin selbst gespannt, was kommt“, sagte er gestern. Gut eineinhalb Jahre bleiben, sich im neuen Amt zu beweisen, ehe 2019 die nächsten Kommunalwahlen anstehen und ein neuer Stadtrat gewählt wird. „Ich würde das gern noch eine weitere Periode machen“, sagte der 57-Jährige. Voraussetzung wäre wohl die Fortsetzung der Koalition mit der CDU. „Wir fühlen uns sehr wohl in der Koalition“, sagt Stilgenbauer, wenngleich der Freie Wählerblock in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit etwas unterzugehen drohe. Das private Umfeld Stilgenbauers hat überrascht auf dessen politische Beförderung reagiert. „Niemand hat gesagt: Es ist richtig, das zu machen“. Eine Reaktion übrigens, die er schon einmal erlebt hat. Der berufliche Werdegang des Jürgen Stilgenbauer begann nach der Schulzeit nämlich beim Zoll. Zwölf Jahre lang bewachte er die Grenze. Als mit dem Schengener Abkommen 1989 plötzlich die Kontrollen wegfielen, gab Stilgenbauer den sicheren Job auf, er wollte nicht nach Stuttgart oder an die Ostgrenze versetzt werden. Am 1. Juli 1989 machte er mit seinem Bruder Thomas, der damals gerade die Meisterschule besuchte, in Erlenbrunn einen Dachdecker-Betrieb auf. Heute beschäftigt das Unternehmen zehn Mitarbeiter, in diesem Jahr wurden seit langem wieder zwei Auszubildende eingestellt. Mittlerweile ist auch Sohn Philipp mit seinen 26 Jahren in die Geschäftsführung aufgerückt. Die Stilgenbauers haben die Aufgaben so aufgeteilt, dass Jürgen Stilgenbauer Zeit bleibt für die Arbeit als ehrenamtlicher Beigeordneter. Der Sohn betreut die Baustellen vor Ort, der Bruder erledigt die entsprechenden Arbeiten im Büro und Jürgen Stilgenbauer ist zuständig für Angebote und Rechnungen. So kann er relativ frei über seine Zeit verfügen. Und das muss er auch, schließlich züchtet er ja auch noch Rinder. Der Ökolandwirt hält, als Ausgleich zum Beruf, eine Herde mit 50 Hochlandrindern. Die soll zwar auf 25 bis 30 Tiere reduziert werden, aber ganz aufgeben will Stilgenbauer die Landwirtschaft auch als ehrenamtlicher Beigeordneter nicht.

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