Pirmasens Sport ist immer noch ganz wichtig

Er war viel versprechender A-Juniorenfußballer beim FK Pirmasens – dann passierte ein Unfall, bei dem er den linken Unterschenkel verlor. Aber anstatt den Lebensmut zu verlieren, holte der aus Herschberg stammende Martin Horn Bronze mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel bei den Paralympics 2000 in Sydney. Als Leichtathlet sieht man den Mitarbeiter des Homburger Bosch-Werks heute nicht mehr so häufig, dafür aber im Fitness-Studio und auf dem Tennisplatz.

„Aufgeben war nie eine Option“, sagt Martin Horn, der im Alter von fünf Jahren bei seinem Heimatverein SV Herschberg mit dem Fußballspielen begann. Aufgrund seines Talents wechselte er nach der C-Jugend zum FKP, wo er erfolgreich bis zur A-Jugend spielte. Doch dann passierte dem zu dieser Zeit 18-jährigen Sportler ein Arbeitsunfall, der sein Leben zunächst gravierend veränderte: „Ich habe damals bei der Firma Wasa in Waldfischbach gearbeitet und dort rutschte ein rund drei Tonnen schwerer Holzstapel auf mich drauf“, erzählt Horn. Ein Jahr lang musste er danach im Krankenhaus verbringen, da er etliche Knochenbrüche, innere Quetschungen und einen Beckentrümmerbuch erlitten hatte. Sein linker Unterschenkel wurde bei dem Unfall so stark beschädigt, dass dieser amputiert werden musste. „Als ich im Krankenhaus wach wurde, wusste ich zunächst überhaupt nicht, was geschehen war, ich konnte mich einfach nicht mehr an den Unfall erinnern“, berichtet der heute 46-Jährige. Erstaunlich gelassen habe er die Amputation seines Unterschenkels genommen. „Wenn ich mich jetzt aufrege, dann wächst es auch nicht mehr nach“, habe er beim Anblick seines Beines gedacht. Als Martin Horn aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wollte er direkt wieder Sport machen. Aufgeben wäre nicht infrage gekommen, denn der Sport hatte schon sein bisheriges Leben bestimmt. Er wollte wieder Fußball spielen. Deshalb besorgte er sich beim Südwestdeutschen Fußballverband eine Genehmigung, um mit seiner Prothese wieder beim SV Herschberg zu spielen. Anfangs in der zweiten, dann wieder in der ersten Mannschaft. „Bild am Sonntag“ berichtete über seinen Fall, wodurch Jörg Frischmann von der Behindertensport-Abteilung bei Bayer Leverkusen auf ihn aufmerksam wurde. Frischmann fragte den Fußballer, ob dieser Interesse an Leichtathletik habe und so fand sich Horn 1993 bei einem Wettkampf in Moers wieder, bei dem neue Talente für den Behindertensport gesucht wurden. Da der ehrgeizige Sportler aber nicht seine gewünschte Zeit erreichte, schämte er sich so sehr, dass er ohne ein Wort zu sagen nach Hause fuhr. Allerdings ließ der Anruf von Frischmann nicht lange auf sich warten, da dieser durchaus Potenzial in Martin Horn sah. So startete seine Karriere als Sprinter. Der ehemalige Schüler der Wallhalber Realschule trat dem LAZ Zweibrücken bei und wurde schon nach zwei Monaten Deutscher Meister im Sprint seiner Behinderungsklasse. Bei den Paralympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde er Sechster über 200 Meter, 1998 verbesserte er den Europarekord über 100 Meter auf 11,99 Sekunden, und bei den Paralympischen Spielen 2000 in Sydney gewann er mit der deutschen Staffel die Bronzemedaille. „Die Atmosphäre bei der Abschlussfeier in Sydney werde ich nie vergessen, das war ein Wahnsinnsgefühl“, sagt er stolz. Mit seiner Karriere im Behindertensport ist er sehr zufrieden. Einzig die Tatsache, dass er den Sport zur falschen Zeit ausgeübt habe, da die Bedingungen heute viel besser seien, bedauert der ehemalige Sprinter. Mittlerweile hat sich Martin Horn von der Leichtathletik verabschiedet. Sport treibt er allerdings immer noch oft und gerne: „Ich spiele Tennis, jogge viel und mache Krafttraining“, beschreibt er seine sportlichen Aktivitäten. Auch in Herschberg trifft man den Sportler nicht mehr all zu häufig an, da er mit seiner Frau und der siebenjährigen Tochter seit Jahren in Zweibrücken lebt. Da aber seinen Eltern noch in Herschberg wohnen und er gern dort die Kerwe feiert, zieht es ihn ab und zu doch noch ins Heimatdorf. Bei Bosch habe er einen „super Job“, erzählt Horn. Mit zwei seiner Arbeitskollegen hat er das Grüppchen „New best friends“ gegründet, das sich dem Fanclub der deutschen Fußball-Nationalmannschaft angeschlossen hat: „Wir werden mit nach Schottland zum Auswärtsspiel fahren. Darauf freue ich mich schon sehr!“ Reisen ist neben dem Sport das größte Hobby des 46-Jährigen. Zusammen mit seiner Frau und seinem Kind fliegt er diesen Monat nach Ägypten; auch mehrere Kreuzfahrten mit der Aida habe er schon gemacht. Besonders Israel wird ihm dabei als schönes Reiseziel in Erinnerung bleiben. „Das wünsche ich mir auch für die Zukunft – dass ich zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter noch viel von der Welt sehen kann und wir alle gesund bleiben“, beschreibt Horn seine Hoffnungen für die Zukunft.

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