Pirmasens Spitzen-Wassersportler aus dem Grünen

Die Fachpresse ist voll des Lobes: „auf dem Weg, um einige Titel zu sammeln“, „ein weiteres Talent, von dem wir wohl noch hören werden“... Dabei liegt das Trainingsgelände rund 160 Kilometer entfernt. Fast der gesamte Samstag muss dafür regelmäßig geopfert werden. Und dennoch hat sich der 17-jährige Philipp Burkhart aus Dahn-Reichenbach in der Wakeboard-Szene bundesweit bereits einen Namen gemacht.

Wakeboard? Die Trendsportart entstand in den 1980er Jahren und ist eine Mischung aus Wasserski und Wellenreiten. Ursprünglich ließen sich die Wakeboarder auf einem Brett hinter einem Motorboot herziehen und nutzten dabei die Kielwelle (Englisch: „wake“) als Rampe für Sprünge oder sonstige technische Kunststückchen. Heute gibt es hierfür spezielle Anlagen auf Seen: motorgetriebene feste Seilbahnen mit festen Hindernissen in Form von Schanzen („kicker“) oder Geländern („rails“) im Wasser. Philipp Burkhart hat vor etwa sieben Jahren bei einem Familienurlaub am Gardasee erstmals Wakeboarder und ihre Tricks gesehen. Der damals Zehnjährige, der damals schon gerne Skateboard fuhr, war fasziniert. „Das wollte ich auch machen“, erzählt er. Auf dem Rhein beim badischen Greffern stand er kurz darauf erstmals auf einem Board, gezogen von einem Boot. Seitdem ist er vom Wakeboard-Virus infiziert. „Das ist mit den Tricks, die man machen kann, ähnlich wie Skateboard fahren. Es macht viel Spaß und sieht – mit einem einzigen Brett – besser aus als zum Beispiel Wasserski“, findet er. War das Wakeboarden anfangs nur auf die Urlaube mit der Familie und auf einige Ausflüge an den Rhein beschränkt, so ist Philipp Burkhart seit etwa drei Jahren regelmäßig in dieser Sache unterwegs. In den Ferien mehrmals die Woche, während der Schulzeit – der 17-Jährige macht in zwei Jahren sein Abitur am Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium Dahn – in der Regel samstags. Meistens nutzt er dabei die Anlage „Wakeport“ im hessischen Raunheim. „Das ist eine Zwei-Mast-Anlage, bei der man allein unterwegs ist“, erläutert er. Der Trainingseffekt sei dabei besser, weil man sich mehr auf sich konzentrieren könne als etwa bei Rundanlagen, wo mehrere Wakeboarder gleichzeitig auf dem Wasser unterwegs sind. Die Technik der Anlage ist die eine Sache, das Team in Raunheim eine andere. „Ich versteh mich super mit den Leuten dort“, nennt der Dahner einen weiteren Aspekt, der ihn – und seiner Mutter, die ihn üblicherweise fährt – allwöchentlich die über 160 Kilometer lange Tour zum Raunheimer Waldsee auf sich nehmen lässt. Denn das Team und die anderen Wakeboarder sind wichtig. Man gibt sich untereinander Tipps, lernt voneinander, schaut sich gegenseitig Tricks ab und kreiert daraus eigene. Vor allem von Clint Liddy, einem ehemaligen Profi-Wakeboarder aus Australien, hat sich der Dahner Nachwuchs-Sportler viel abgeschaut. Das regelmäßige Training zahlt sich aus. „Ich habe meine Haltung verbessert, meine Tricks sind technischer und die Ausführung sauberer geworden“, erzählt der 17-Jährige. Im Endergebnis schlug sich dies etwa im vergangenen Jahr bei den deutschen Meisterschaften in Potsdam nieder, wo er am Boot Fünfter wurde. „Wenn ich mehr trainieren könnte, wäre ich noch besser“, hadert Burkhart mit den ungünstigen Rahmenbedingungen für seinen Sport, obwohl – wie er selbst eingesteht – es nirgendwo auf der Welt ein dichteres Netz an Wakeboard-Anlagen gibt wie in Deutschland. Neben Raunheim gibt es sie etwa in St. Leon-Rot, Mannheim, Wiesbaden und Riol bei Trier. Aber es zieht ihn auch in die Ferne: Im Februar nahm der Schüler an einem einwöchigen Trainingscamp in der Türkei teil. In diesem Winter geht es zum Wakeboarden nach Thailand – mit der gesamten Familie, die die Wakeboard-Begeisterung des Sohnes unterstützt, wo immer es. Und nach dem Abi will Burkhart erst mal für längere Zeit ins Ausland, nach Australien und in die USA – natürlich zum Wakeboarden. Doch der sportliche Erfolg hat auch seinen Preis: „Skateboard würde ich gern wieder ein bisschen mehr fahren“, gibt er zu. Judo, das er früher beim Judoclub Schindhard betrieb, sei inzwischen ganz eingeschlafen. Die Zeit, um mit Freunden wegzugehen, wird inzwischen knapp. Skateboard, Judo – wie sportlich muss man überhaupt sein, um Wakeboard zu fahren? „Das kann eigentlich jeder lernen“, ist der Dahner überzeugt. Wer Snowboard fährt oder schon mal auf Wasserski stand, tue sich natürlich leichter. „Der Anfang ist am schwersten“, gibt der Experte mit auf den Weg, „da fällt man oft hin“. Aber dann gehe es relativ schnell, bis man das Board und das Wasser einigermaßen beherrscht und die ersten Tricks einstudieren kann. Die Ausrüstung ist nicht gerade günstig. Ein Board mit Bindung kostet rund 1000 Euro. Hinzu kommt eine Schwimmweste und auf jeden Fall ein Helm. In unseren Breiten ist darüber hinaus ein Neopren-Anzug von Vorteil, wenn man den Sport auch außerhalb des Hochsommers betreiben will. Die meisten Anlagen bieten zum Hineinschnuppern einen Ausrüstungsverleih an. Wer nicht wie das Talent aus dem Wasgau vom „Wakeport“ gesponsert wird, muss darüber hinaus knapp 30 Euro für 15 Minuten Bahnnutzung bezahlen. Philipp Burkhart weiß: „Das hört sich teuer an für eine kurze Zeit. Aber 15 Minuten ist auf dem Board eine verdammt lange Zeit. Das ist richtig anstrengend und reicht für einen Anfänger auf jeden Fall aus.“ (hll)

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