Pirmasens Solist und Teamplayer

Es war noch im letzten Jahrhundert, als Rolf Stahlhofen mit seinen „Partners in Crime“ in Pirmasens zum ersten Mal auf der Parkplatz-Bühne stand. 1999, um genau zu sein. Das sagt jedenfalls das Archiv. Gefühlt gehört Stahlhofen aber zu dem ältesten Pirmasenser Musikclub, heute Z1, wie der Exe zu Pirmasens selbst, was am Donnerstag mal wieder bewiesen wurde.

Ein Konzert mit Rolf Stahlhofen in der Zweibrücker Straße 1 ist nicht einfach nur ein Abend mit großem Publikum – mehr als hundert Zahlende –, exzellenten Musikern und ebensolcher Musik. Es ist – ohne pathetisch werden zu wollen – eine Feier der innigen Beziehung zwischen Fans und Musikern, die für die Entwicklung der Rockmusik vielleicht sogar wichtiger war, als die Musik selbst. Bei einem Stahlhofen-Konzert, umso mehr in einem eher kleinen Club wie dem Z1, kann man diese Komplizenschaft noch „in echt“ erleben. Das ist alles andere als kleine Münze, wenn man daran denkt, wie oft dieses subtile Verhältnis auf eine reine Geschäftsbeziehung reduziert wird. Am Donnerstag hat dann, es war bei Stahlhofen in Pirmasens noch nie anders, wieder alles gepasst. Eine wirklich großartige Band mit dem Gitarristen Ali Neander, der schon mit den Rodgau Monotones auf der Bühne stand, dazu erneut Tastenmann Toni Farris und Martin Stumpf am Bass und schließlich der ganz fabelhafte Schlagzeuger Dave Mette, der ganz kurzfristig eingesprungen war. Dazu präsentiert Stahlhofen den wundervollen Songwriter Gastone, der so gut mit seinen Liedern angekommen ist, dass schon jetzt feststeht, dass ihn die Musikfreunde Pirmasens für ein eigenes Konzert, vermutlich schon im September, verpflichten werden. Wer um das oft prekäre Verhältnis von Bassern und Schlagzeugern weiß, musste einfach verblüfft sein, wie gut sich Mette und Stumpf verstehen, nicht zu reden von dem beinahe telepathischen Rapport der beiden über Breaks, Stopps und Patterns, es wurde vorher ja nicht geprobt. Wer Spaß daran hat, einer Band auch mal „kleinteilig“ zuzuhören, kam voll auf seine Kosten. Ali Neander ist ein Vertreter jener Gitarristengeneration, die noch wusste, dass der Ton aus den Fingern kommt. Klar, auch er kommt auf dem Weg von der Klampfe zum Verstärker nicht ohne ein bisschen Chorus und Verzerrung aus, aber darum geht“s nicht wirklich. Einfach mal hinhören, wie er allein mit der rechten Hand einen Song in Stimmung und Farbe definieren kann, macht einen demütig. Da war Toni Farris ein ebenso kongenialer Partner, dessen punktgenaues aber zurückhaltendes Tastenspiel sich beinahe unauffällig in den Sound einfädelt. Wer das für eine undankbare Aufgabe hält, weiß nicht, wie gut man spielen können muss, um eben genau das zu können. Und Rolf Stahlhofen braucht Musiker dieses Kalibers, um seine Bühnenpersönlichkeit wirklich entfalten zu können. Er löst das Paradox auf, dass er einerseits natürlich Solist, Frontmann, Kommunikator und Mittelpunkt der Band ist, anderseits aber auch ein Teamplayer von großen Gnaden. Es ist schlicht eine rare Begabung, mit der Stahlhofen einerseits seine Band führt, sich andererseits aber auf sein Publikum einlässt, ohne in peinliche Animationen zu verfallen. Er freut sich drüber, dass man ihm im Z1 wirklich aufmerksam zuhört, manchmal gar, ganz untypisch für ein Rockkonzert, alles ganz mucksmäuschenstill wird. Das ist dieser besondere Gleichklang von Publikum und Künstler, der am besten mit Respekt und Liebe zur Musik zu beschreiben wäre. Besonders schön an diesem Abend, dass sich Rolf Stahlhofen in großen Teilen auf seine eigenen Songs konzentriert, das ein oder andere Cover dazwischen, aber das tut nichts zur Sache. Vielmehr noch sagt über den Abend aus, dass Lokalmatador Ralf „Maxa“ Maxstadt, der an diesem Abend eigentlich Thekendienst hatte, für die Stones-Nummer „Miss You“ auf die Bühne geholt wurde. Stahlhofen im Z1, das ist eben eine Familienfeier.

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