Pirmasens Schulen in Pirmasens: Stadtrat spielt Ball ins Bidlungsministerium zurück

Bei der Berufsinformationsbörse 2015 hatte sich erstmals auch die Fachoberschule mit Schwerpunkt Metalltechnik in der Messehalle
Bei der Berufsinformationsbörse 2015 hatte sich erstmals auch die Fachoberschule mit Schwerpunkt Metalltechnik in der Messehalle präsentiert und um Schüler geworben.

Stadtrat und Schulleitung haben ihre Schuldigkeit getan, jetzt liegt es am Bildungsministerium in Mainz, die Fachoberschule an der Landgraf-Ludwig-Realschule plus um die Fachrichtung Gestaltung zu erweitern. Ein entsprechender Antrag liegt bereits in Mainz vor. Der Stadtrat stimmte gestern nachträglich zu.

Für die Schulen in Pirmasens ist Bürgermeister Markus Zwick zuständig. Sein Ziel ist es, „die Schulvielfalt in Pirmasens zu bewahren, um jedem Schüler passgenau ein Angebot zu machen“, wie er gestern im Stadtrat sagte. Dazu gehöre auch die Erweiterung der Fachoberschule an der Landgraf-Ludwig-Realschule plus um die Fachrichtung Gestaltung. Bisher gibt es dort nur die einzügige Fachrichtung Technik mit Schwerpunkt Metalltechnik. Das Bildungsministerium in Mainz war an die Landgraf-Ludwig-Realschule plus herangetreten mit dem Wunsch, die Fachoberschule zweizügig weiterzuentwickeln. Schulleiterin Liane Fremgen war nicht abgeneigt, durch ein zweites Standbein werde die Fachoberschule gestärkt, hatte sie im Schulträgerausschuss gesagt. Die Region Pirmasens habe einen großen Bedarf an höherqualifizierten Mitarbeitern im gestalterischen Bereich. Weil die Zeit eilte, haben die Schulleitung und die Stadt Pirmasens beim Bildungsministerium bereits beantragt, die Fachoberschule um besagte Fachrichtung Gestaltung zu erweitern – unter dem Vorbehalt, dass der Stadtrat zustimmt. Und der enttäuschte die Antragsteller gestern nicht. Nur die Linke und die Wir-Fraktion stimmten dagegen, bei einer Enthaltung aus dem Lager des Freien Wählerblocks. Zwick nahm gestern noch einmal Bezug auf die Diskussion im Schul-trägerausschuss vor einer Woche. Dort hatte BBS-Schulleiter Jörg Altpeter die Befürchtung geäußert, dass die Erweiterung der Fachoberschule auf Kosten des Technischen Gymnasiums an der BBS gehen könnte. Zwick glaubt das nicht, die Zielgruppen seien unterschiedlich. Die Fachoberschule ziele ab auf praxisnahe Ausbildung bei zwei Schultagen in der Woche, das Technische Gymnasium biete dagegen ein vollständiges schulisches Angebot und führe zum Abitur. Zwick bedauerte gestern, dass er die Entscheidung zur Erweiterung der Fachoberschule im Schulträgerausschuss im „Schweinsgalopp“, wie Grünen-Sprecher Hermann Schulze es bezeichnete, durchgezogen hatte. Er habe den Gesprächsbedarf im Schulträgerausschuss unterschätzt. Die CDU-Fraktion stimmte der Erweiterung der Fachoberschule gestern zu, wenngleich man sich als zweiten Zug eher die Fachrichtung Gesundheit gewünscht hätte, wie Fraktionsvorsitzender Denis Clauer sagte. In der Zweizügigkeit sehe er eine Weiterentwicklung der Fachoberschule, die auch Schüler aus dem Umland nach Pirmasens ziehen könnte. „Es gibt in Pirmasens keine Schulstrategie, ich erkenne sie jedenfalls nicht“, kritisierte der Fraktionsvorsitzende der SPD, Gerhard Hussong. Genauso wie seine Fraktion dem Willen des Immanuel-Kant-Gymnasiums entsprochen habe, Englisch als Eingangssprache einzuführen, werde man nun dem Willen der Landgraf-Ludwig-Realschule plus entsprechen und der Erweiterung der Fachoberschule zustimmen. Damit werde ein Angebot geschaffen, das in der Lage sei, Schüler von außerhalb nach Pirmasens zu bringen. Grünen-Sprecher Hermann Schulze zeigte sich zwar skeptisch („Ich weiß nicht, ob das Konzept auf Dauer tragfähig ist.“), stimmte aber nach Abwägen des Risikos für die Schule und der Chance durch die Zweizügigkeit der Erweiterung zu. Auf keine Gegenliebe stieß die Erweiterung bei den Linken. Brigitte Freihold bezweifelte, dass es in Pirmasens eine Vielfalt der Schulen gibt, zumal es keine Integrierte Gesamtschule gebe. Sie warnte vor einer weiteren Wettbewerbsverschärfung in der Schullandschaft. Es sei ein Fehler, auf Ähnlichkeiten zu setzen statt auf ein Alleinstellungsmerkmal wie etwa eine Fachrichtung Gesundheit und Soziales, die es zwar im Landkreis, nicht aber in der Stadt gebe. „Statt mit einer Fachrichtung Gesundheit dem Landkreis Konkurrenz zu machen, machen wir unseren Schulen in der Stadt Konkurrenz“, sagte Andreas Burkhardt von der Wir-Fraktion. Er bezweifelte, dass es für eine zweizügige Fachoberschule genügend Schüler gibt, wenn schon die Einzügigkeit nicht richtig geschafft werde.

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