Pirmasens „Saisonale Küche, lockerer Service“

Das Restaurant „Brasserie“ in der Landauer Straße trägt neuerdings das Gütesiegel mit dem Gesicht des Michelin Männchens, das sich die Lippen leckt. Ein Drei-Gänge-Menü mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert ist in den Restaurants dieser Kategorie für um die 35 Euro erhältlich. In Deutschland gibt es 452 Bib-Gourmand-Restaurants. Im Michelin Guide 2014 sind aktuell 51 Adressen dazugekommen. Darunter befinden sich auch das „Landhaus“ an der Fasanerie in Zweibrücken, das Restaurant „Landgenuss“ in Blieskastel, der „Hubertushof“ in Ilbesheim, das „Weinkontor Null41“ in Landau und eben die „Brasserie“ in Pirmasens, die von Vjekoslav Pavic und Alexander Wahl im vergangenen Juli eröffnet wurde. Über die Auszeichnung freuen sich die Betreiber sehr, denn den Bib Gourmand haben sie bewusst angestrebt. Die beiden sind ein Team, seit sich ihr beruflicher Weg 2006 im Restaurant Refugium im Kloster Hornbach kreuzte. Meisterkoch Pavic, der seit 2010 bereits dreifach einen Stern erkocht hat, und Restaurantleiter und Sommelier Wahl trafen dann mit der Zeit die Entscheidung, gemeinsam ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Wo genau, wussten sie anfangs nicht, aber eines war klar: die Pfalz sollte es sein. „Das hat mit den Menschen hier zu tun, mit dem Wein und auch dem Klima“, erzählt Pavic. Der gebürtige Kroate kennt Deutschland sehr gut, er hat von Nord bis Süd viele Stationen durchlaufen: von Sylt über Bremen nach Oberbayern. Aber er wollte sein, wo es Weinberge gibt und im Frühling die Mandelbäume blühen. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Waldschlössls sprachen dann für sich. Für die „Brasserie“ haben die beiden ein bestimmtes Konzept: das alltagstaugliche Restaurant. Die beiden wissen nur zu gut, dass ein Stern verpflichtet. Der Gast erwarte zu Recht nicht nur eine qualitativ gehobene und umfassende Küche, die sich meist auch zeitintensiv gestalte, sondern auch Gerichte wie japanisches Kobe-Beef oder Sot-l’y-laisse, die Pfaffenstückchen vom Huhn. Das Exquisite soll der Gast in der Brasserie durchaus auch finden, aber das Angebot der Küche hat einen anderen Schwerpunkt: Sie bieten eine saisonale Küche bei lockerem Service. Die Gerichte sollen der Jahreszeit gewidmet sein. Das sorge für günstigere Preise und eine abwechslungsreiche Speisekarte, die immer wieder neue kulinarische Überraschungen beschere. Dadurch sei es möglich, ein Preis-Leistungs-Verhältnis zu etablieren, das ein breiteres Publikum anspreche und hohen Genuss auch bei wenig Zeit möglich mache, sagt Pavic. Ihre qualitativ hochwertige Küche lasse sich durchaus auch für ein Mittagessen in den Tagesablauf integrieren. Wichtig sind ihnen erstklassige, unverfälschte Zutaten. Die kennt Pavic aus seiner Kindheit, denn seine Großeltern waren im damaligen Jugoslawien Selbstversorger. Schon als Junge wollte er gerne Koch lernen. Doch seine Eltern, beide Akademiker, waren strikt dagegen, dass er diesen Beruf ergreift, war er ihnen doch nichts wert. Diesen Traum hat er sich erst verwirklicht als er wegen des Krieges nach Deutschland kam und sein Studium der Elektrotechnik nicht anerkannt wurde. In der Brasserie wird auf die Sterne-Manier im Service verzichtet. Das bedeutet, dass das Personal des Restaurants nicht ständig am Gast dran ist, sondern die Gäste an ihren Tischen einen eher intimen Rahmen genießen. In der Brasserie arbeiten insgesamt sieben Personen: drei in der Küche und drei im Service, zudem noch die Ehefrau von Vjekoslav Pavic. Mit den drei Aushilfen für besondere Anlässe zählt die Belegschaft zehn Personen. Pavic und Wahl waren gespannt, ob ihr Konzept bei ihren ehemaligen Gästen aus Hornbach und Bad Bergzabern ankommen würde und die dem Koch letztendlich nach Pirmasens folgen. Es ist gut gegangen. Und seine Pirmasenser Gäste nennt er qualitätsbewusst. Sein Motto hat recht behalten: „Es gibt keinen falschen Ort für ein gutes Restaurant.“ Alle sechs Wochen bietet die Brasserie ein Gourmet-Menü, für das die Weine vom Weingut Jülg aus Schweigen kommen. An den beiden Weihnachtsfeiertagen gab es zwei saisonale Festmenüs und zu Silvester stand ein 6-Gang-Gala-Menü auf dem Programm. Ein Ausflug in die vergangenen Sterne-Zeiten, wie Pavic es nennt. As Kontrast servieren Pavic und Wahl am 1. Februar einen Sonntagsbrunch mit Gourmetbuffet, um die Türen auch für ein breiteres Publikum zu öffnen.

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