Pirmasens Riesiger Bedarf, wenig Geld

An der Berufsbildenden Schule werden – als Provisorium – die Schulcontainer aufgestellt
An der Berufsbildenden Schule werden – als Provisorium – die Schulcontainer aufgestellt

Michael Schieler, zuständiger Dezernent der Stadt Pirmasens, und Leo Noll, Leiter des Hochbauamts, gaben im Gespräch mit der RHEINPFALZ einen Überblick über den aktuellen Stand der Planungen und die Historie der „Schulrochade“. „Um das Ausmaß zu verdeutlichen, muss ich etwa 16 Jahre zurückgehen“, holt Schieler aus. Der Investitionsstau sei am deutlichsten bei den Straßen gewesen, erinnert er sich. 2001 habe man deshalb die wiederkehrenden Beiträge eingeführt und ein Sanierungskonzept für die Stadt erstellt. Danach habe man die rund 120 städtischen Gebäude, darunter 22 Schulen, genauer unter die Lupe genommen. „Denn Heizkosten und Instandhaltung summieren sich“, weiß Noll. Es seien immer mehr Anträge zum Unterhalt der Häuser bei ihm eingegangen. „Dinge, die der Hausmeister eben nicht mal schnell erledigen kann und die einen Handwerksbetrieb erfordern“, erklärt er. Daraufhin hätten die Verantwortlichen begonnen, Kennzahlen zu erheben. Wie werden die Gebäude genutzt? Wo sind die Kosten am höchsten? Wo kann was eingespart werden? Wo kann repariert, wo muss saniert werden? Damals wie heute habe gegolten: „Wir haben einen riesigen Bedarf, aber sehr begrenzte Ressourcen“, sagt Schieler. Die Berufsbildende Schule habe sich als größter Kostenfaktor entpuppt. Auch die heutige Landgraf-Ludwig-Realschule plus in der Alleestraße sei mehr als unwirtschaftlich gewesen. Pro Kopf standen dort jedem Schüler 34 Quadratmeter zur Verfügung, die man heizen und instand halten musste. „Wirtschaftlich und in den Plänen vorgesehen sind heute zwölf Quadratmeter“, verdeutlicht Noll die Dimension. Anhand dieser Kriterien habe man eine Prioritätenliste erarbeitet und ein Konzept entwickelt. „Damals hatten wir allerdings nicht die Änderungen auf dem Schirm, die uns die Politik im Hinblick auf die Schulen bringen würde“, sagt Schieler und ergänzt: „Diese Entwicklungssprünge sind für uns noch heute nicht plan- und handelbar.“ Kritik an der Stadt, was eine zu lange Planungszeit, viele Verzögerungen und damit verbundene Kostensteigerungen angeht, weist er in diesem Zusammenhang zurück. Klar sei, dass derart große Projekte fundiert vorbereitet werden müssten. Geänderte Vorzeichen bei der Konjunktur und steigende Kosten hätten zwar durchaus manche Kalkulation geändert, „auf der anderen Seite haben sich Fördermöglichkeiten aufgetan, die es vorher so nicht gab“, gibt Schieler zu bedenken. Verantwortliche, Planer, Architekten, Schulleiter und Lehrer hätten viele unterschiedliche Varianten geprüft – vom Neubau auf der grünen Wiese bis zum heutigen Ansatz, die Gebäude zu erhalten und weiterhin zu nutzen. Aus der Betrachtung der Wohnorte der Schüler und der Lage der Schulgebäude ergaben sich für die Planer zwei Schwerpunkte für mögliche Schulzentren: die Stadtmitte mit Horeb-, Landgraf-Ludwig- und Nagelschmiedsbergschule sowie der Kirchberg mit der Realschule plus, Grundschule und der Berufsbildenden Schule. „Wir glauben, dass wir mit diesen Zentren die nötige Flexibilität haben werden, um in Zukunft auf geänderte Anforderungen aus der Politik und auf schwankende Schülerzahlen zu reagieren“, begründet Schieler seine Idee. Die nahe beieinander liegenden Gebäude könnten im Fall von geänderten Vorzeichen flexibel genutzt werden. Schieler ist froh, dass es nach langer Planung nun endlich an die Umsetzung geht. Die ersten Vorbereitungen laufen, mit den Bau- und Abrissarbeiten in der Landgraf-Ludwig-Realschule plus in der Alleestraße werde begonnen. Auch der weitere Umbau der BBS steht in den Startlöchern. In welcher Reihenfolge die weiteren Großprojekte (Horebschule, Nagelschmiedsberg) sich anschließen und in welchem Zeitfenster dies geschieht, dazu wollte sich der Baudezernent nicht äußern. Auch nicht, was die endgültigen Kosten angeht. Momentan gehe man von den Planzahlen aus. Ob die aufgrund der guten Konjunktur und der anziehenden Preise zu halten sind, könne er nicht abschätzen, meint dazu Leo Noll. „Wir haben alle Schulen im Blick und möchten dafür sorgen, dass dort ein moderner und zeitgemäßer Unterricht stattfinden kann“, betont Schieler.

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