Pirmasens Pech und Unvermögen

PIRMASENS. „Hast Du Scheiße am Fuß, hast Du Scheiße am Fuß.“ Andreas Brehmes legendäres Zitat aus dem FCK-Bundesliga-Abstiegsjahr 1995/96 traf auf die Regionalliga-Fußballer des FK Pirmasens im Match gegen die zweite Mannschaft eben jenes 1. FC Kaiserslautern zu. Denn das Pech und ein Stück weit Unvermögen klebten erneut an den Stiefeln der auf den drittletzten Platz zurückgefallenen Pirmasenser. Deshalb verlor die „Klub“ vor 1903 Zuschauern das prestigeträchtige Westpfalzderby mit 1:3 (0:3).

FKP-Trainer Peter Tretter hatte seine Startelf gegenüber der 1:4-Niederlage in Saarbrücken auf drei Positionen verändert und zudem auf ein 4-4-2 umgestellt. Er beorderte den zuletzt unsicheren Alexander Heinze auf die Bank. Für ihn rückte der bisherige Rechtsverteidiger Simon Maurer in die Abwehrzentrale. Rechts durfte zunächst Sascha Hammann verteidigen, der nach 30 Minuten mit Mathäus Gornik die Seiten tauschte, weil er gegen Lauterns Jung-Profi Manfred Osei Kwadwo mehrfach den Kürzeren zog. Weil neben Heinze auch Niklas Kupper draußen blieb, kam Felix Bürger zu seinem Startelf-Debüt. Bürger spielte neben Freyer zweite Spitze, war durchaus ein Gewinn fürs Team und erzielte auch das 1:3 (48.). Da die Pirmasenser „Torwart-Ikone“ Frank Steigelmann krankheitsbedingt passen musste, ging Matthias Gize – quasi direkt vom Ausbildungsplatz in der Central-Garage – zwischen die Pfosten. „Ich habe am Freitagmorgen erfahren, dass ich spiele. Da kamen direkt Anspannung und Vorfreude auf“, erzählte der 19-jährige Schlussmann aus Steinalben, der – wie einige seiner Mannschaftskollegen – in der Jugend auch beim FCK gespielt hatte. Die (Leistungs)-Geschichte von Gizes Regionalligadebüt spiegelte am Freitagabend sehr deutlich die derzeitige Verfassung der FKP-Kicker wider. „Da hältst du gut, machst aber einen Fehler, und der wird bestraft. So ist Fußball“, rekapitulierte Gize die 90 Minuten. Bereits nach fünf Minuten klärte der junge Torwart glänzend per Fußabwehr, als der pfeilschnelle und trickreiche Osei Kwadwo frei vorm ihm auftauchte. Drei Minuten später war Gize erstmals geschlagen. Osei Kwadwo und Jan-Lucas Dorow spielten Doppelpass, und Dorow verwandelte dann unhaltbar zur Lauterer 1:0-Führung. Der FKP schüttelte sich kurz und drückte auf den Ausgleich, doch der gute Patrick Freyer traf nach Vorarbeit Hammanns den Ball nicht richtig (10.) und Bürgers 20-Meter-Schuss nach feinem Solo (17.) war nicht wirklich ein Problem für den Österreicher im FCK-Tor, Raphael Sallinger. Und bei Freyers gefährlicher Ecke, die Christian Henn am ersten Pfosten verlängerte, bekamen die Lauterer den Ball noch irgendwie aus dem Fünfmeterraum. Dann die 27. Minute: Gize wollte den Ball weit nach vorne schlagen, landete dabei auf dem Hosenboden. Der verunglückte Abschlag landete 30 Meter vorm FKP-Tor bei Lauterns Sturmspitze Jakub Swierczok, der sogleich Mario Pokar bediente. Dieser marschierte noch einige Meter mit dem Ball und schoss dann recht ungestört ins linke Eck – 2:0. „Ich bin leider weggerutscht, bitter für die Mannschaft“, lautete die Entschuldigung Gize, dessen Abschläge allgemein verbesserungswürdig waren. Erstaunlich unbeeindruckt reagierten die spielerisch durchaus mithaltenden Pirmasenser. Eine gefährliche Freistoßflanke Freyers brachte eine Ecke, aus der eine Doppel-Riesenchance für Freyer und Bürger resultierte. Der hier klasse parierende Sallinger patzte dann in Minute 42: Freyer luchste ihm den Ball 30 Meter vorm Kasten ab, spielte ihn aus, doch Routinier Alexander Bugera vereitelte Freyers Schussversuch aufs leere Tor. Der FKP-Goalgetter bekam dabei einen Schlag auf den linken Knöchel. „Ich hatte danach starke Schmerzen, wollte aber weiterspielen“, erklärte der frustrierte Torjäger, der in der 84. Minute Pech bei seinem Schuss an den Innenpfosten hatte. Es wäre der 2:3-Anschlusstreffer gewesen, weil beide Teams in der Zwischenzeit noch je einmal getroffen hatten. Mitten ins Mark des FKP kam Osei Kwadwos Kopfballtreffer zum 3:0 quasi mit dem Pausenpfiff. Kevin Lahn hatte völlig ungehindert zum Ghanaer geflankt. „Der Kleinste auf dem Platz macht einen Kopfballtreffer“, merkte der mit seinem Team durchaus zufriedene FKP-Trainer Tretter dazu an. Gornik verlor das Kopfballduell mit Osei Kwadwo. Direkt nach der Pause keimte Hoffnung bei den FKP-Anhängern auf, als Bürger nach Vorlage von David Becker auf 1:3 verkürzte. Maurer besaß in der 55. Minute die große Chance zum Ausgleich, doch seine Direktabnahme landete ebenso über dem Kasten wie der Schuss des eingewechselten Kupper neun Minuten später. Hätte es hier das 2:3 gegeben, wer weiß, was passiert wäre. Auf der anderen Seite aber hätte es bei Chancen für Dino Bajric und Calogero Rizzuto in der 60. sowie Dorow, der zweimal (87., 89.) am prächtig haltenden Gize scheiterte, das 1:4 geben können. Bitter: Der schwache Schiedsrichter Stefan Faller aus dem badischen Neuthard zeigte Steil in der 77. Minute nach angeblichem Notbremsen-Foul an Thorsten Reiß die Rote Karte. „Ich habe klar den Ball gespielt. Die sollen sich mal die Fernsehbilder genau anschauen“, schüttelte der lange Abwehrspieler im Kabinengang den Kopf angesichts der krassesten Fehlentscheidung des Referees.

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