Pirmasens Ohne störendes Nebengeräusch

Erstaunlich, wie sich der Charakter der Konzerte beim Musiksommer im Pirmasenser Neufferpark ändern kann: Erfreute sich das Publikum zuletzt bei groovigem Rhythm’n’Blues, war die Stimmung am Donnerstag beim Trio „3 Of Us“ komplett auf feierabendliche Tiefenentspannung gepolt: Zuhören, träumen und über das Glück sinnieren.

„3 Of Us“ in der Besetzung Klaus Reiter (Gesang, Gitarre), Kristina Gaubatz (Gesang) und Hans Scharf (Tasten, Gitarre) ist jegliches Bühnengehabe fremd. Schöne Stimmen, zurückhaltendes Instrumentalspiel und das tiefe Vertrauen darauf, dass man sich mit seiner Songauswahl in völliger Übereinstimmung mit dem Publikumsgeschmack befindet. Das Repertoire speist sich aus dem musikalischen Hausschatz der Baby-Boomer-Generation, die ihre Musik noch auf Vinyl oder Cassetten kaufte, bei SWF3 noch ganze Langspielplatten mitschneiden konnte und sich die Amateurmusiker Texte und Gitarrengriffe ihrer Lieder nicht mehr aus der „Mundorgel“, sondern den Heftchen des „Student für Europa“ – inklusive dessen weltanschaulicher Belehrungen – zusammensuchte. Diese Songs haben – was ja eigentlich naheliegend wäre – nicht etwa wegen ihrer überzeitlichen Qualität ihren herausragenden Status, sondern weil sie Teil persönlicher Biografien geworden sind. Selbst dann, wenn man den Text nicht mehr vollständig memoriert, man kann immer wenigstens mit einem phonetischen Imitat mitsingen. Das versuche man mal mit einem Rap von Eminem. Die Lieferanten solcher Qualitätsware ohne erkennbares Verfallsdatum heißen bei „3 Of Us“ Don McLean, John Lennon, „CCR“, John Denver, Albert Hammond, „The Eagles“, Simon and Garfunkel, Bob Dylan, Kris Kristofferson, Cyndi Lauper, Sting, Amanda Marshall, Eva Cassidy und viele mehr. Allesamt Sänger und Liederschreiber aus der anglo-amerikanischen Tradition, die solides musikalisches Handwerk mit gediegener Pop-Poesie verbanden. „3 Of Us“ haben das Talent und den Geschmack, diese Songs gerade soweit den eigenen Wünschen anzupassen, dass der Wiedererkennungswert gewahrt bleibt, ohne die eigenen gestalterischen Ambitionen zu verraten. Sehr schön, ausgerechnet einen Song wie „Vincent“, eine doppelte Hommage von Don McLean an Vincent Van Gogh und Buddy Holly, gerade nicht mit der prägenden Gitarrenbegleitung zu präsentieren, sondern stattdessen das Piano einzusetzen. „Fields Of Gold“, eigentlich von Sting, lehnt sich an die weit beseeltere Cover-Version von Eva Cassidy an, Bob Dylans „Make You Feel My Love“ widerfährt Ähnliches: Hier hat das Cover von Adele Pate gestanden. Aber im Lieder-Gewerbe gilt die Regel „it’s the singer, not the song“ – auf den Interpreten kommt es an. Und da hat das Trio „3 Of Us“ mit seiner neuen Sängerin Kristina Gaubatz, die für Steffi Empel in die Band gekommen ist, einen ganz neuen Zungenschlag erhalten. Viel sanfter, bisweilen süßlicher, weniger mit rockigem Aplomb, sondern mit lyrischen Qualitäten, die gänzlich der schönen Alt-Stimme von Kristina Gaubatz geschuldet sind. Und selbst dann, wenn sie nicht den Solo-Part übernimmt, addiert sich ihr Harmony-Gesang zu Klaus Reiters warm-tönendem Organ, als seien die Stimmen füreinander gemacht. Erstaunlich, wie gut Gaubatz und Reiter bereits aufeinander eingespielt sind, trotz der kurzen Probenphase. Hans Scharf an Piano und Gitarre war wie immer Garant für stilgerechte Girlanden. „3 Of Us“ bedeutet Musik aus einem Guss, ohne störendes Nebengeräusch.

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