Pirmasens „Nie mehr Oberliga“

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MOSBACH. Ein ruhiges Füßchen, die Gier auf einen Treffer, ein Tor des Monats und eins zum Abschied: Zusammengefasst bedeutete dies den Verbleib des FK Pirmasens in der Fußball-Regionalliga. Als Schiedsrichter Philipp Lehmann am Samstag um 15.46 Uhr das letzte Saisonspiel bei Absteiger Spielvereinigung Neckarelz abpfiff und somit der 4:1 (1:1)-Sieg des FKP perfekt war, brachen im Pirmasenser Lager alle Dämme – RHEINPFALZ am SONNTAG informierte.

„Nie mehr Oberliga“, sangen die gut 150 mitgereisten Fans und die Spieler gemeinsam und feierten eine feuchtfröhliche Nichtabstiegsparty im Elzstadion. „Die Klub“ geht somit in ihr drittes Regionalligajahr in Folge – ein großartiger Erfolg der Feierabendfußballer von der Husterhöhe! „Das ist höher zu bewerten als der Klassenerhalt in der vergangenen Saison und die Oberligameisterschaft. Auch Teammanager Andreas Kamphues hat da einen Riesenjob gemacht“, betonten die erleichterten FKP-Präsidenten Karsten Volberg und Manfred Hoffmann, die sich noch lange nach dem Abpfiff zusammen mit Kapitän Sebastian Reinert auf der Ersatzbank vom Stress erholten. Ihr Präsidiumskollege Jürgen „Chick“ Kölsch hatte bereits nach vier Spielminuten das Stadion verlassen, um Herz und Nerven zu schonen – und er kehrte erst kurz vor Spielende wieder auf die Zuschauerränge zurück. Und das hatte einen gewichtigen Grund. In jener vierten Minute schoss Mario Cancar die Neckarelzer mit 1:0 in Führung, der FKP schien doch noch auf einen Abstiegsrang abzurutschen. „Ich hatte vom Kopf her noch nie so eine Belastung wie heute“, schilderte Innenverteidiger Alexander Heinze den immensen Druck, der auf ihm und seinem Team lastete. „Was für ein Nackenschlag. Ich hatte Angst, die Jungs verkrampfen“, gab Trainer Peter Tretter nach der Partie seine Gedanken zu diesem Zeitpunkt preis. Doch die Angst des Trainers war unbegründet, wie sich fünf Minuten später herausstellte. „Ich legte ihn mir noch nach rechts. Da war es schon wichtig, dass ich ein ruhiges Füßchen behalte“, beschrieb Christian Grimm, der am Samstag eine ausgezeichnete Partie ablieferte, seinen vierten Saisontreffer, der den schnellen 1:1-Ausgleich bedeutete. Grimm hatte schon beim 1:1 im Hinspiel getroffen. In der Folge ließen die Pirmasenser mal wieder beste Chancen aus: David Becker, dessen Partner auf der Doppelsechs dieses Mal Reinert war, da Adam Bouzid Rechtsverteidiger spielen musste, köpfte an die Latte, Reinert hämmerte einen indirekten Freistoß aus fünf Metern in das auf der Torlinie stehende Neckarelzer Abwehrbollwerk, Benjamin Auer scheiterte zweimal. Tretter: „Ich habe in dieser Phase begonnen, an mir zu zweifeln.“ Beim Stand von 1:1 lag immer noch das Damoklesschwert über den Pirmasensern, dass Mitkonkurrent SC Bahlingen, deren Partie vor 4500 Zuschauern gegen den SC Freiburg II auch noch zehn Minuten später begann, mit einem Sieg „die Klub“ noch abfangen könnte. Doch in der 62. Minute löste Auer den Gordischen Knoten. „Ich war einfach gierig darauf, dieses Tor zu machen“, sagte Auer zu seinem so wichtigen 13. Saisontreffer. Nach Flanke von Manuel Grünnagel – für Tretter der Aufsteiger der Saison – köpfte Auer freistehend Keeper Mittner an, der Ball kullerte auf der Torlinie und der nachsetzende Ex-Profi bugsierte den Ball irgendwie mit dem rechten Fuß zum 2:1 über die Linie. „Jetzt brauche ich erst mal Urlaub“, konterte der 35-jährige Auer die Frage, ob er noch eine Runde beim FKP anhängt. „Nach dem 2:1 war ich mir sicher, dass wir die Klasse halten“, sagte Tretter. Wobei das alles entscheidende 3:1 durch einen grandiosen Fallrückzieher von Patrick Freyer erst in Minute 84 fiel und alle Spieler und Betreuer von der FKP-Bank auf Feld rennen ließ. „Das war das schönste Tor meiner Karriere“, sagte der strahlende Freyer zu seinem sechsten Saisontreffer und fügte an: „Der Ball kommt nach Grünnagels abgewehrter Flanke sehr hoch. Da habe ich schon gewusst, dass ich einen Fallrückzieher ansetze.“ Der für den laufstarken Felix Bürger eingewechselte Nigel Bier durfte in seinem letzten Spiel für den FKP noch den 4:1-Endstand erzielen. Wieder hatte Grünnagel geflankt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tretter in Alexander Schmieden („Ich habe noch keinen neuen Verein“) und dem zum SC Idar-Oberstein zurückkehrenden Christian Henn („So wollte ich es zu meinem Abschied haben“) zwei weitere Akteure eingewechselt, die den Verein verlassen. Der verletzte Simon Maurer – er geht bekanntlich zu Eintracht Trier – fieberte an der Außenlinie mit. „Je näher der Tag kommt, um so mehr denkt man darüber nach, dass man eine geile Truppe verlässt“, sinnierte Maurer. Auch Abwehrchef Marco Steil fiel eine Last von den Schultern. „Ein brutaler Druck, das war noch krasser als in der letzten Saison.“ „Ich denke, dass wir das diese Woche eintüten können“, beantwortete Präsident Volberg die Frage zu den noch offenen Vertragsverlängerungen von Bouzid und Grimm.

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