Pirmasens „Nicht provinzmäßig verwalten“

Kritik wurde gestern aus den Reihen der Kommunalpolitik laut an der Art und Weise, wie Oberbürgermeister Bernhard Matheis das Kulturamt zum Stadtmarketing verlagerte und gleichzeitig den bisherigen Amtsleiter Jörg Meißner in die Arbeitslosigkeit entließ. Unisono wurden die Verdienste Meißners für den Aufbau des Kulturzentrums gelobt. Die Alte Post brauche weiterhin einen Kurator.

„Das war nicht der richtige Weg“, meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Gerhard Hussong. Die Wunschvorstellung von Matheis, mit weniger Personal mehr Arbeit erledigen zu können durch die Integration des Kulturamts unter das Stadtmarketing, werde sich nicht erfüllen. Der neue Amtsleiter für Kultur, Stadtmarketing und Tourismus, Rolf Schlicher, sei sicher ein blendender Organisator mit hohen Führungsqualitäten, aber nicht unbedingt eine bekannte Koryphäe im Kulturbereich, so Hussong. „Für ein Leuchtturmprojekt wie die Alte Post braucht es jemand, der das hauptamtlich macht. Da braucht es eine Persönlichkeit wie Meißner“, betonte Hussong. Ein Kulturzentrum mit überregionalem Anspruch lasse sich nicht von Halbjahr zu Halbjahr managen. „Kulturpolitik mache ich nicht mit dem Rechnungshof“, konstatierte der Sozialdemokrat, der grundsätzlich vor der Entscheidung eine Debatte gewünscht hätte und die Entscheidungsfindung in einer so wichtigen Sache nicht am Rat vorbei gefällt sehen möchte. Große Hoffnungen setzt CDU-Fraktionschef Denis Clauer auf eine Rückkehr Meißners in sein Büro in der Alten Post. „Es geht nicht ohne Kurator. Die Form und der Arbeitsumfang dieser Stelle muss jetzt noch gefunden werden“, plädierte Clauer für etwas Zeit. Die Alte Post sei von Meißner in den vergangenen zwei Jahren sehr gut entwickelt worden. Der Christdemokrat warb um Verständnis für die Ämterbündelung. „Sofern das gut vorbereitet ist, kann das ja auch eine gute Sache sein.“ Es sei lediglich eine neue Struktur mit neuem Vorgesetzten. Mit Ausnahme Meißners seien noch alle Akteure an Bord und der Kulturbetrieb könne ohne Probleme weiterlaufen. „Man darf so einen Mann doch nicht ziehen lassen“, zeigte sich gestern Hermann Schulze von Bündnis 90/Die Grünen fassungslos über die Art, wie der Oberbürgermeister den bisherigen Kulturamtsleiter Meißner demontiert habe. „Das kratzt derart am Renommee Meißners. Ich glaube nicht, dass da noch eine Lösung mit Meißner zu finden ist.“ Schulze hofft dennoch auf eine Zukunft der Alten Post mit Meißner. „Im Moment sehe ich nicht die künstlerische und personelle Kapazität, das ohne Meißner zu machen.“ Ein Betrieb der Alten Post ohne Kurator hält der Grüne für ausgeschlossen. „Die Alte Post ist viel zu wertvoll, um sie provinzmäßig zu verwalten.“ Schulze mahnte ein klares Konzept für die Alte Post an, das immer noch fehle. Oberbürgermeister habe hier kläglich versagt und das werfe jetzt mit dem Abservieren von Meißner ein ganz schlechtes Licht auf die ganze Stadt. Schulze plädiert in der aktuellen Situation wie Hussong auch für einen neuen Ansatz bei der Präsentation von Hugo Ball in der Alten Post. „Da muss ein neues Konzept her“, meint Schulze. Sozialdemokrat Hussong sieht hier gute, schon vorhandene Ansätze mit dem Hugo-Ball-Preis und vielen Veranstaltungen ungenutzt. Gerade mit dem Thema Dadaismus und Ball könnte die Alte Post noch mal zusätzlich überregional positiv herausgestellt werden. Walter Krämer von der FDP und Stefan Sefrin (FWB) waren gestern nicht zu erreichen. (kka)

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