Musikgeschichte(n) Mit Scarlett nach 24 Jahren den Neuanfang gewagt

Gerd Schäfer (2. v. re.) gehört zur aktuellen Besetzung der Pirmasenser Band Scarlett, die 2019 nach 24 Jahren Pause ihr Comebac
Gerd Schäfer (2. v. re.) gehört zur aktuellen Besetzung der Pirmasenser Band Scarlett, die 2019 nach 24 Jahren Pause ihr Comeback feierte. Mit dabei sind jetzt auch (v. li.) Jürgen Zapp, Chris Gehring, Susanne Wallit, Heike Adrian, Frank Schmidt und Gunnar Henges.

Von den musikalischen Anfängen mit der Funk-Rock-Gruppe Raggedy Ann Anfang der 80er Jahre, über Engagements in den Tanzbands Teamwork, Miami Showband oder Lucky, über das Akustik-Trio Schäferstündchen bis hin zu 8 p.m., Tumbleweed und Scarlett reicht das musikalische Spektrum des Pirmasenser Gitarristen Gerd Schäfer, der für die RHEINPFALZ in seinen Erinnerungen kramte.

Herr Schäfer, beginnen wir mit Ihrer ersten Band Raggedy Ann. Woran erinnern Sie sich, wenn Sie auf diese Zeit zurückblicken?
Da ich im zarten Alter von 13 Jahren das Gitarrespielen vorwiegend bei in Münchweiler und Pirmasens stationierten Amerikanern gelernt habe, war zu der Zeit bei mir eher Funk-, Jazz- und Soul-Music angesagt. Die konnte ich bei Raggedy Ann sehr gut einsetzen und mich damit auch hervorragend identifizieren. Neben sehr vielen Eigenkompositionen hatten wir auch Coversongs im Programm. Selbstverständlich auch schon den ein oder anderen härteren Titel von Saga, Toto oder Spliff. 1984 spielten wir dann mal vor der heutigen „Caramba Bar“ in der Bahnhofstraße, gegenüber des damaligen Musikhauses Reisser. Als wir unser Mischpult aufgebaut hatten, staunte der Inhaber des Musikhauses nur über die hervorragende Anlage.

Was veranlasste Sie, als gestandenen Rock-Gitarristen in Tanzbands mitzuwirken und was haben Sie aus dieser Zeit an Erfahrungen mitgenommen?
Das war Mitte der 90er – ich war damals beruflich überwiegend in Berlin und Leipzig tätig. Deshalb war es mir nicht möglich, bei einer probeintensiven Band einzusteigen. Allerdings war die Zeit in diesen Tanzbands auch mit jeder Menge Spaß versehen, weshalb mir erst einmal nichts gefehlt hat. Die große Herausforderung war damals, sich alle Lieder autodidaktisch herauszuhören. Davon profitiere ich heute noch und kann daher auch mal ohne große Vorbereitung bei einer anderen Band oder in einer Duo-Besetzung mitwirken.

Gibt es eine amüsante Geschichte aus dieser Zeit?
Eine witzige Geschichte habe ich tatsächlich dazu: Mit der Band Lucky hatten wir einen Auftritt in Matzenbach. Nicht ganz unüblich in der Zeit benutzten wir einen alten VW-Bus zum Transport unserer Anlage. Nach Ende der Veranstaltung wurde die Anlage wieder eingeladen, dabei viel die Schiebetür des VW-Busses aus der Halterung und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Kurzerhand ließen wir die Tür da und fuhren mit offener Seite nach Hause. Da es in der Faschingszeit war, hatten wir eine entsprechend frische Außentemperatur, die uns im Anschluss alle mehr oder weniger auf das Krankenbett warf.

Wie lange existierte eigentlich ihr Trio Schäferstündchen mit Manfred Zachrau und Werner Klein, und was gibt es aus dieser Zeit zu erzählen?
Als Schäferstündchen spielten wir damals West-Coast-Music im Stil von Crosby, Stills, Nash & Young, America, Eagles oder den Doobie Brothers. Unser Hauptaugenmerk galt dabei dem dreistimmigen Gesang, den wir auch wirklich sehr gut draufhatten. Die Band existierte von 1996 bis 2002. Aus dieser Zeit gibt es auch eine CD mit sechs Songs, darunter eine Eigenkomposition. Bevor wir mit Schäferstündchen aufhörten, gaben wir ein großartiges Abschlusskonzert – „Schäferstündchen XXL“ – im Festsaal der Kulisse, bei dem alle namhaften Musiker aus Pirmasens dabei waren.

Die Pirmasenser Coverband 8 p.m. war acht Jahre lang aktiv und gab im Dezember 2012 im Quasimodo ihr sehr gut besuchtes Abschiedskonzert. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Auftritt?
8 p.m. war eine echt geile Truppe. Wir hatten sehr viel Spaß bei unseren Auftritten und mit Ralf Maxstadt und Dennis Köhler zwei hervorragende Frontmänner, die diesen Spirit auf das Publikum übertragen konnten. Beim Abschiedskonzert hatte unser Drummer Johannes Kröher eine Teufelsmaske auf, was für reichlich Lacher innerhalb der Band und auch beim Publikum sorgte. Nach dem Ende der Band habe ich gemeinsam mit Michael Bixler und Dennis Köhler die Bixi Chicks ins Leben gerufen. Bei den Chicks sind wir heute wieder mehr funkig und soulig unterwegs, und wir ergänzen unsere Besetzung immer wieder durch herausragende Gastsängerinnen.

Vergangenes Jahr hat die Pirmasenser Melodic-Heavy-Rock-Gruppe Scarlett ihr Comeback gefeiert. Die Gruppe hat von 1993 bis 1995 drei CDs mit eigenen Songs veröffentlicht und damals rund 80 Konzerte gespielt. Mit Ihrem langjährigen Gitarristen-Kollegen Jürgen Zapp traten Sie in die Fußstapfen des Duos von Markus Pfeffer und dem leider schon verstorbenen DJ Elesky. Wie kam es zu Ihrem Engagement damals?
Der Tod von DJ war für die ganze regionale Musikszene ein Schock. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – wollten die ehemaligen Bandmitglieder von Scarlett das Comeback fortführen. Da Pepe Zapp und ich uns an den Gitarren sehr gut ergänzen, hatte unser alter Freund Gunnar Henges gefragt, ob wir nicht bei Scarlett einsteigen wollen. Wir hatten keine Sekunde gezögert. Nach den monatelangen Proben war ich dann sehr positiv überrascht, dass es beim Reunion-Konzert im Z1 die zweithöchste bislang registrierte Besucherzahl gab. Eine schöne Wertschätzung nach der harten Arbeit der vorausgegangenen Monate. Aufgrund der aktuellen Situation sind leider alle Auftritte abgesagt, daher haben wir uns auf das Komponieren von neuen Songs besonnen und nehmen diese im Studio bei unserem Keyboarder Chris Gehring und Drummer Frank Schmitt auf. Vielleicht gibt es in Zukunft mal wieder eine neue CD von Scarlett, wer weiß…

Infos

Mehr zu Gerd Schäfer steht im Internet unter https://scarlett-rocks.de

Gemeinsam mit Manfred Zachrau und Werner Klein ist Gerd Schäfer (vorne rechts) von 1996 bis 2002 als Schäferstündchen aufgetrete
Gemeinsam mit Manfred Zachrau und Werner Klein ist Gerd Schäfer (vorne rechts) von 1996 bis 2002 als Schäferstündchen aufgetreten. Die Musik des Trios lebt fort auf der CD »Sheperd’s Delight«.
Der Gitarrist Gerd Schäfer (vorne rechts) auf einem Plakat der einstigen Pirmasenser Tanz- & Showband Lucky.
Der Gitarrist Gerd Schäfer (vorne rechts) auf einem Plakat der einstigen Pirmasenser Tanz- & Showband Lucky.
Sieben Spaßfaktoren bei den Bixie Chicks: Nadine Schilly, Dennis Köhler und Barbara Lehnhardt an den Gesangsmikrofonen, Gerd Sch
Sieben Spaßfaktoren bei den Bixie Chicks: Nadine Schilly, Dennis Köhler und Barbara Lehnhardt an den Gesangsmikrofonen, Gerd Schäfer (hinten in der Bildmitte), Michael Bixler, Matthias Schmidt und Thomas Vogt. Hier bei einem Konzert im Pirmasenser Z1.
Gerd Schäfer bei einem Konzert seiner ersten Band Raggedy Ann.
Gerd Schäfer bei einem Konzert seiner ersten Band Raggedy Ann.
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