Pirmasens Mit der Diagnose leben

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Diagnose Krebs – zwei Worte, die Panik, Angst und Unsicherheit hervorrufen. Unsicherheit darüber, wie ein Leben mit dieser Krankheit weitergeht. Die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz hilft Betroffenen sowie deren Angehörigen, diese Gefühle zu bewältigen und offene Fragen zu beantworten. In Pirmasens hat die Beratungsstelle am Donnerstag ihre neuen Räume im Wohnheim neben dem Städtischen Krankenhaus eingeweiht.

„Der neue Beratungsraum sollte nicht im Gebäude des Krankenhauses sein, die Patienten und deren Angehörige sollen für die Gespräche aus dem Krankenhaus heraus kommen“, nennt Eva Estornell-Borrull, Leiterin des Beratungszentrums der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz, die Gründe für den Bezug der neuen Räume. Mit Bedacht sei auch eine freundliche Wandfarbe gewählt worden. Die Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz besteht seit über 60 Jahren mit Anlaufstellen in Trier, Koblenz, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Pirmasens. „Wobei Pirmasens an das Beratungszentrum in Kaiserslautern angegliedert ist“, fügt die Psychologin und Psychoonkologin hinzu. Den Sitz in Pirmasens habe die Gesellschaft schon seit 17 Jahren, allerdings bisher nicht mit eigenem Raum. Die Betroffenen seien oft unsicher, empfinden die Gespräche als sehr positiv. Wie wichtig diese Seelsorge für Krebspatienten sei, betonte auch Martin Forster, Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses: „Vor Jahren bestand die Behandlung der Patienten nur aus der Operation und der Chemotherapie. Das Drumherum wurde vernachlässigt. Bei einem Krebspatienten, der nur von Zweifeln und Todesängsten geplagt wird, ist auch das Gesundwerden schwierig.“ Dass auch die Patienten diese Beratung gerne annehmen, zeige sich vor allem darin, dass die Termine für diese Gespräche immer mehr zunehmen. „Als wir begonnen hatten, gab es einmal monatlich ein Beratungsgespräch. Dann zweimal im Monat, danach einmal in der Woche und mittlerweile bieten wir unsere Hilfe mehrmals wöchentlich an“, beschreibt Estornell-Borrull die Entwicklung in Pirmasens. Das liege in erster Linie daran, dass die Zahl der Krebspatienten, die sich in Pirmasens behandeln lassen, in den letzten sechs Jahren angestiegen sei. Da Krebs nicht nur den Kranken selbst, sondern auch dessen Umfeld betreffe, sei die Beratung auch Anlaufstelle für die Angehörigen. „Es gibt Fälle, da spreche ich nur mit dem Partner, den Krebspatienten selbst lerne ich gar nicht kennen. Aber da es eben für den Partner eine große psychische Belastung ist, sucht auch er oft Hilfe bei uns“, erklärt Estornell-Borrull. Die Beratung ende auch nicht mit Abschluss der stationären Behandlung. Die Mitarbeiter würden den Betroffenen auch darüber hinaus ihre Unterstützung anbieten. Auch wenn die Krankheit unheilbar sei, stünden die Mitarbeiter der Krebsgesellschaft den Betroffenen bei und helfen die richtigen Worte zu finden. „Besonders tragisch ist das natürlich, wenn Kinder im Spiel sind“, betont die Leiterin. Dafür gebe es das Kinder- und Jugendprojekt „Mama/Papa hat Krebs“. Zunächst wird den Eltern geholfen, eine Möglichkeit zu finden, ihren Kindern zu sagen, dass sie an Krebs leiden. „Aber auch die Kinder der krebskranken Eltern werden von uns unterstützt“, erklärt Diplom-Pädagoge und Psychoonkologe Stefan Klees. Freizeitangebote wie Fußball und Klettern stünden dabei genauso auf dem Programm wie Nachhilfe für Kinder, die aufgrund der belastenden Situation in der Schule schlechter würden. „Die Aktivitäten finden in der ganzen Westpfalz statt, im Donnerbergkreis, aber auch im Saarland“, zählt Klees auf. Finanziert werde die Arbeit der Krebsgesellschaft derzeit von Spenden, wie beispielsweise dem Erlös des Mitarbeiterkonzerts des Städtischen Krankenhauses im Mai 2015. Den gesamten Erlös von 1300 Euro habe man an die Krebsgesellschaft gespendet, informierte Benno Lutz, Verwaltungsdirektor des Krankenhauses. Info: Termine in der Beratungsstelle können unter Telefon 06331/7143280 vereinbart werden. (iam)

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