Pirmasens Kein laues Lüftchen unterm Lindenbaum

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„Man(n) singt“ schon ziemlich klasse. Nicht nur den Amateur-Status des A-cappella-Ensembles im Hinterkopf, war das Konzert zum Auftakt der 13. Fabrik-Musik am Mittwoch im Pirmasenser Forum Neufferanum musikalisch ein voller Erfolg. Dass die Fans der erfolgreichen Konzert-Reihe (berechtigtes) Vertrauen in die Qualität der Musik hatten, zeigte sich auch an gut 150 Besuchern im Neufferanum.

Manuel Knoll, Christoph Gerthner, Michael Schönwald, Peter Gortner. David Schwarz und Dominic Egger (Tenor) sowie Niklas Sikner, Stefan Burkhardt, Peter Schröer und Nikolaus Rentrop (Bass) sind allesamt Eigengewächse der Pfälzischen Jugendkantorei. Erstaunlich genug, dass das Ensemble, das es von der Pfalz in die Kurpfalz, vom Saarland bis ins Badische buchstäblich in alle vier Winde geweht hat, diesen Standard aufrecht erhalten kann, wie er im aktuellen Programm „Evolution“ geboten wird. Verpflichtungen in Beruf und Studium – im Ensemble finden sich beileibe nicht nur professionelle Musiker, sondern auch Physiker, Politologen, Mathematiker und Volkswirtschaftler – machen regelmäßiges Proben nicht gerade einfach. Umso mehr also verdient „Man(n) singt“ den Respekt der Zuhörer. Zumal mit dem Programm „Evolution“, in dem ja vom mittelalterlichen Madrigal, englischen Motetten, deutschen Volksliedern bis hin zu Pop-Songs von den „Wise Guys“ oder den „Beatles“ bruchlos vieles einen Platz findet. Wer „Man(n) singt“ im Konzert gehört hat, dem fällt es schwer, das Klischee von Biederkeit, das Männerchören anhaftet, aufrecht zu erhalten. Ganz besonders, als der unbegleitete Gesang – a cappella – derzeit ja durchaus ein enthusiastisches Publikum hat. Man denke nur an die seit Jahren erfolgreiche A-cappella-Nacht in Blieskastel oder den Auftritt der „Les Brünettes“ vor Jahresfrist bei den Dahner Jazzfreunden. „Man(n) singt“ ist also auch in dieser Beziehung völlig auf der Höhe der Zeit. Die Qualität des Ensembles darf auch daran gemessen werden, dass man tatsächlich a cappella singt und auf die Segnungen zeitgemäßer Effekt-Elektronik verzichtet. Wer sich schon mal gewundert hat, wo selbst in Mädchen-Bands der orgel-tiefe Bass-Gesang oder die Bass-Drum herkommen: Ein bisschen Mikrofon-Technik und das entsprechende Effektgerät machen es möglich. Auch „Mann singt“ hat Snare-Drum und Schüttel-Ei im Gepäck, aber eben vokal pur. Dass mal ein echtes Tambourin oder Maurice Croissant am Klavier mitspielen dürfen – gut so. Viel wichtiger ist, dass „Man(n) singt“ noch bei jedem Arrangement – der einstimmige Hymnus „ Ave, maris stella“ aus dem neunten Jahrhundert mal ausgenommen – das farbigste, rhythmisch anspruchsvollste aussucht. Beim bei Amateur-Kammerchören so beliebten Madrigal „El grillo“ von Josquin Desprez ziehen die Männer das Tempo ganz gehörig an. Auch „am Brunnen vor dem Tore“ weht unterm „Lindenbaum“ alles andere, als ein laues Lüftchen. Silcher hätte das gefallen. Auch „Ein Jäger längs dem Weiher ging“ („Lauf, Jäger lauf“), das in den 70er Jahren jede Folk-Band auf der Pfanne hatte, kriegt bei „Man(n) singt“ gehörig rhythmischen Pfeffer ins Arrangement. Perfekt auch das „Vater unser“, das Jan Wilke so vielschichtig vertont hat, als habe er dabei an „Man(n) singt“ gedacht. Und Sir Paul McCartney hätte sich über das vokale Big-Band-Arrangement von „Ob-la-di, Ob-la-da“ bestimmt gefreut. Zwei Zugaben gab es für ein begeistertes Publikum.

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