Pirmasens „Inspiration kommt von einem sehr magischen Ort“

Roger Hodgson, kreativer Kopf der Band „Supertramp“, die er 1969 mitgegründet hat, ist nach seinem Ausstieg 1983 solo oder mit kleiner Band weiter unterwegs, um die Lieder zu spielen, die er einst für „Supertramp“ geschrieben hat und die in der Mehrzahl auch zu Hits geworden sind. Am Donnerstag, 27. August, wird er nun erstmals auch in Zweibrücken auftreten – open air auf dem Herzogplatz. Im Vorprogramm spielt der Grammy-nominierte Singer/Songwriter John Parr, der mit „St. Elmo’s Fire“ 1985 einen internationalen Hit hatte. Mit Roger Hodgson sprach unser Mitarbeiter Fred G. Schütz.

Herr Hodgson, sie haben mit Musikern gespielt wie Ringo Starr, David Paich, Jeff and Steve Porcaro von „Toto“, sogar mit dem jungen Klavierspieler Reginald Dwight, den wir alle als Elton John kennen. Sie wurden zudem gefragt, ob Sie bei „Genesis“ und „Yes“ mitmachen wollen. Hat das irgendeinen Einfluss auf Ihre Musik gehabt?

Ich hatte in meinem Leben das große Glück, mit vielen wundervollen Musikern zu spielen. Sie spielen zahlreiche Instrumente, Sie sind Sänger und ein unverwechselbarer Songwriter und Performer. Wie sehen Sie sich selbst? Sind Sie eher Songwriter, Performer oder etwas anderes? Ich habe in 50 Jahren als Musiker viele Hüte aufgehabt – Texter, Komponist, Arrangeur, Produzent, Performer, Licht-Designer. Und ich habe alle Rollen geliebt, ob ich ein Album geschaffen oder eine Bühnenshow gestaltet habe. Seit ich mit zwölf Jahren meine erste Gitarre in Händen hielt, fand ich, dass die Musik eine Sprache ist, die ich verstehe und mit der ich mich gut ausdrücken kann. Meine Songs sind immer von einer sehr privaten, sehr oft verletzlichen Stelle in meinem Inneren gekommen. Sie haben meine Überzeugungen transportiert, meine Träume, meine Fragen, meine Sehnsucht nach Liebe und danach, Gott zu kennen. Ich verstehe die tiefe Verbindung, die die Leute mit diesen Songs haben, weil, indem ich meine innersten Gefühle ausdrücke, ich oft auch eine Stimme für sie war. Nach dem Erscheinen von „Hai, Hai“ hatten Sie zuhause einen Unfall, bei dem Sie sich beide Handgelenke brachen. Wie berichtet wird, mussten Sie für lange Zeit medizinisch behandelt werden, um wieder Gitarre spielen zu können. Wie haben Sie es gefühlsmäßig geschafft, sich davon zu erholen? Ja, das war ein sehr traumatisches Ereignis in meinem Leben. Im wesentlichen hatte ich meine beiden Handgelenke zertrümmert. Sie waren mehrfach gebrochen und die Ärzte sagten mir, dass ich Nägel und Metallplatten eingesetzt bekäme und ich nie wieder spielen könnte. Anfangs wurde ich sehr depressiv und unsicher, wie ein Leben ohne Musik sein würde. Dann, an einem bestimmten Punkt, entschied ich mich, den Ärzten keinen Glauben mehr zu schenken und selbst meine Handgelenke zu heilen. Mit Willen, Gebeten, Bestimmtheit, Homöopathie und ganz viel Physiotherapie konnte ich irgendwann meine Handgelenke wieder benutzen – ohne irgendwelche Schrauben oder Nägel in mir drin. Die Ärzte konnten es nicht glauben. Das hat zwei Jahre gedauert und heute würde niemand glauben, dass ich jemals meine Gelenke gebrochen hatte – sie funktionieren perfekt. Viele Fans von Gruppen wie „Supertramp“ erwarten, dass die Songs live Note für Note exakt so gespielt werden, wie sie von der Plattenaufnahme bekannt sind. Fühlen Sie sich als Musiker von diesen Erwartungen nicht eingeschränkt? Da ich die meisten Arrangements geschrieben habe, ist das genau das, was ich gehört habe, als ich die Songs schrieb. Ich möchte, dass sie so gespielt werden – selbst die Saxofon-Soli sind so gut bekannt, dass ich glaube, das Publikum wäre enttäuscht, wenn sie nicht dem Original entsprächen. Viele Fans sagen mir, meine Band spiele sie besser als die originalen „Supertramp“, was das größte Kompliment ist. Die Songs haben wirklich nie besser geklungen. Fans und Musikkritiker sagen auch, dass ich heute besser bin als bei „Supertramp“ und ich so sei, wie ein guter Wein, der mit dem Alter besser wird. Meine Stimme ist besser geworden. Und meine Band ist die beste, die ich je zusammengestellt habe. Jeden Zuhörer erwarten wundervolle Überraschungen. Wären Sie so nett, unseren Lesern zu erklären, welche Routine Sie beim Liederschreiben haben. Oder gibt es überhaupt keine Routine? Ich habe mich nie hingesetzt und gesagt, „okay, worüber schreibe ich jetzt einen Song. Lass uns einen Song über die politische Situation schreiben, oder über irgendwas anderes“. So geht das nicht. Inspiration kommt von einem sehr magischen Ort. Beinahe so, als ob ich vom Weg abkomme. Das ist mehr so, als wenn die Musik bestimmt, wo es lang geht als dass ich versuche, der Musik zu sagen, welche Richtung ich einschlagen möchte. Und manchmal ist es mit den Texten genauso. Ich fange an, die Melodie zu singen, die ich in meinem Kopf höre und plötzlich taucht da ein Vers auf. Dann fange ich an, darauf aufzubauen. Sie haben die meisten der „Supertramp“-Hits komponiert und gesungen, Lieder wie „Dreamer“, „Give a Little Bit“, „Breakfast in America“, „Take the Long Way Home“ und „It′s Raining Again“. Haben Sie nach einer solch beeindruckenden Serie von Hits noch das Bedürfnis, neues Material zu schreiben? Ich habe Songs geschrieben und Musik komponiert seit ich zwölf Jahre alt war, und ich werde damit fortfahren, obwohl ich nicht müsste. Derzeit habe ich 60 Songs, die noch nicht aufgenommen wurden, und ab und zu spiele ich einen oder zwei für Leute, die unbedingt etwas Neues hören wollen. Es gibt eine ganze Menge sogenannter Tribute-Bands, die Ihre Musik spielen. Fühlen Sie sich dadurch geehrt oder ärgert Sie das eher? Ich sehe und höre immer mehr Tribute-Bands und manche sind sehr gut. Ich kann sie verstehen, dass sie Freude daran haben, meine und Ricks Songs zu spielen. Es macht viel Spaß, sie zu spielen. Sie spielen auf großen Festivals, in berühmten Konzertsälen wie dem Olympia in Paris aber auch in recht kleinen Hallen. Wo spielen Sie am liebsten?? Ich mag die Abwechslung, in kleinen oder großen Hallen zu spielen. Ich ziehe aber gut klingende Säle vor. Für mich ist die intime Verbindung zu meinem Publikum sehr wichtig und ich möchte, dass die Leute das Gefühl spüren, das ich beim Singen in die Songs lege und sie auch die Texte hören können. Für mich ist es eine Herausforderung, diese Verbindung herzustellen, ob im Pariser Olympia, in der Albert Hall oder vor 60.000 Leuten im Wembley Stadion. Bei Ihrer aktuellen Welttournee spielen Sie oft Abend für Abend. Was ist Ihr persönliches Fitness-Programm? Touren geht wirklich an die Gesundheit und es ist nie Zeit für ein regelmäßiges Fitness-Programm. Was mich weitermachen lässt ist die Tatsache, dass ich ein bisschen von meinem Herzen, meiner Leidenschaft und meiner Liebe geben und hoffentlich etwas in jemandes Leben verändern kann. Da meine Stimme stark ist und ich die Energie und die Leidenschaft habe, überstehe ich die Belastungen des Reisens. Ich will weitermachen, solange mich die Leute sehen und hören wollen. Infos Karten für das bestuhlte Konzert von John Parr und Roger Hodgson am Donnerstag, 27. August, ab 19.30 Uhr in Zweibrücken gibt es zu Preisen zwischen 53,95 und 66,95 Euro unter anderem im Zweibrücker Kulturamt, Telefon 06332/871471, sowie im Internet unter www.ticketregional.de.

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