Pirmasens Immer mehr Senioren lesen E-Books

91-78620600.jpg

Klassisch gedrucktes Buch oder E-Book – bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Die meisten Bücher, die als Print erhältlich sind, sind inzwischen auch als elektronische Version auf dem Markt. Die Nachfrage steigt, in der Stadtbücherei und im Buchhandel.

Überall abrufbar, überall verfügbar - digitales Lesen funktioniert auf vielen Geräten. Ob Smartphone, Computer, Tablet oder E-Book-Reader, eine Internetverbindung und ein Klick genügen, schon ist das Buch zum Lesen bereit. Zu beachten gibt es einiges, wobei die Vorteile der E-Books nicht von der Hand zu weisen sind. Sie sind meist billiger als die Druckvariante und nahezu jederzeit und überall zu beschaffen. Auch das Bücherschleppen erübrigt sich. „Wir wissen, dass die Nachfrage nach E-Books groß ist. Wie groß, das können wir allerdings für unsere Filiale nicht beziffern“, informiert Sandra Mertesdorf, Buchhändlerin bei der Pirmasenser Thalia-Filiale. Das E-Book-Geschäft werde zentral über die Homepage des Unternehmens getätigt, erklärt sie. Fast alle Bestseller und Bücher haben die Buchhändler online im Angebot, die passenden Lesegeräte obendrein. Auch wenn die elektronischen Bücher nicht direkt im Laden gekauft werden, den hohen Anteil an digitalen Lesern spüren auch die Pirmasenser Filial-Mitarbeiterinnen. „Zu uns kommen die Kunden meist dann, wenn sie Hilfe beim Herunterladen brauchen“, so Mertesdorf. Trotz des digitalen Hypes gibt es noch Themen, bei denen E-Books eine ganz geringe Rolle spielen, so ihre Einschätzung. Dazu gehören Koch- und Sachbücher sowie Bildbände und Reiseführer. „Auch die Fans von Fantasy-Romanen wollen ihre Bücher im Regal stehen haben und besitzen“, weiß sie. Wie für die Buchhändler sind die E-Books auch für die Stadtbücherei ein Thema. „Onleihe“ nennt sich das dort und ist eine Wortschöpfung aus „Online“ und „Ausleihe“. Kunden der Bücherei können aus aktuell rund 35.000 Büchern ihre Favoriten auswählen, herunterladen und dann in digitaler Form lesen. Die Dateien, sprich Bücher, die auf ihren Readern landen, sind mit einem „Verfallsdatum“ versehen. Nach abgelaufener Ausleihdauer verschwinden die Lizenzen samt Buch einfach vom Gerät und stehen dann wieder für andere Kunden zur Verfügung. „Wir freuen uns, dass unser Onleihe-Angebot in allen Altersstufen immer stärker frequentiert wird“, berichtet Ulrike Weil, Leiterin der Stadtbücherei. Entgegen ihrer ursprünglichen Annahme, damit eher jüngere Leser anzusprechen, werde die Onleihe verstärkt von älteren Jahrgängen gerne genutzt. Auch wenn der Bereich in den fünf Jahren seit dem Start enorm gewachsen ist, einige Wermutstropfen sieht Weil dennoch. Zum einen seien die Lizenzen für viele Bücher, insbesondere Bestseller, für Büchereien überhaupt nicht erhältlich. Außerdem müssten Büchereien für die E-Book-Lizenzen weit mehr bezahlen als Privatkunden. „Das ist eigentlich ein Unding der Verlage“, betont sie. Viele der Lizenzen seien noch dazu zeitlich befristet, gehörten also nicht dauerhaft zum Bestand der Bücherei. „Uns kommt so eine Drei-Jahres-Lizenz eines E-Books teurer als die Druckversion und wir zahlen dafür weit mehr als die Privatkunden für eine unbefristete Variante“, ärgert sich Weil. Trotzdem sieht sie die Onleihe in ihrem Haus gut aufgestellt. Sie bediene nahezu alle Genres, vom Krimi bis zum Kinderbuch. Zur Zeit können in der Stadtbücherei zudem Testgeräte der neuesten E-Book-Generation ausgeliehen werden. „Für alle, die mal sehen wollen, ob das etwas für sie ist“, sagt Weil. Bis Ende März steht das Angebot, dann will die Leiterin der Bücherei entscheiden, ob eigene Geräte angeschafft werden. Auf dem Markt sei eine Vielzahl wirklich guter Reader, so Weil. Allerdings seien nicht alle geeignet, um das Dateiformat der Bücherei wiederzugeben, weiß Weil und verweist auf eine Liste, die auf der Onleihe-Website zu finden sei. Dass das E-Book die klassischen Bücher irgendwann ganz ablösen wird, daran glauben die Fachfrauen nicht. Für viele Leser sei ein Buch eben weit mehr als ein gedruckter Text. Sie wollten es in den Händen halten und besitzen, Eselsohren eine Geschichte erzählen lassen und es auch mal Freunden ausleihen. Das alles gehe nicht mit dem E-Book. (bos)

x