Pirmasens „Ich schreibe aus meinem Leben“

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Das Finale des Event-Advents, der einmaligen Veranstaltungsreihe in der ehemaligen Pirmasenser Hauptpost, steht bevor. Mit der Sängerin und Songschreiberin Alexa Feser tritt am Samstag ab 19 Uhr eine Musikerin auf, die mit „Gold von morgen“ eine CD vorgelegt hat, die 16 Wochen in den deutschen Charts platziert war und dort bis auf Platz 19 kletterte. Einen weiteren Achtungserfolg erzielte Feser mit dem dritten Platz beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2015 und mit der Nominierung für den Musikpreis Echo in der Kategorie „Künstlerin Rock/Pop national“. Mit Alexa Feser sprach unser Redakteur Christian Hanelt.

Das Album „Gold von morgen“ ist im September 2014 veröffentlicht worden. Haben Sie inzwischen neue Lieder geschrieben, die Sie im Konzert vorstellen?

Zwei oder drei Songs, die man noch nicht kennt, werden wohl dabei sein. Aber ein Jahr finde ich für ein Album noch nicht sehr alt. Manche Musiker touren ja viele Jahre mit einem einzigen Album. Da ist ein ein Jahr altes Album doch noch relativ frisch – man sitzt ja auch sehr lange daran, ein solches Album fertigzustellen. Das können schon mal zwei, drei Jahre sein – und da muss man dann auch ein bisschen länger mit dem Album unterwegs sein. Aber ein neues Album ist in Sichtweite? Aktuell schreibe ich schon Songs für ein neues Album – das stimmt. Aber ich muss das trennen von den Tourneen, denn um mich auf das Songwriting einzulassen, muss ich eine Phase haben, in der ich länger zuhause bin und mich damit beschäftigen kann. Ich kann nicht von heute auf morgen Songs schreiben, sondern muss mich erst mal wieder eingrooven, meine täglichen Rituale pflegen und dann allmählich mit dem Schreiben anfangen, um da wieder reinzukommen. Ich habe keinen Automatismus beim Schreiben, ich brauche dafür wirklich Zeit und Muße. Deswegen funktioniert das bei mir auch nicht zwischen Tür und Angel. Was ist bei Ihren Liedern zuerst da – die Musik oder der Text? Ich gehe meistens vom Text aus, weil ich mich so mit dem Inhalt nicht limitiere. Und wenn ich dann einen Text habe, kommt die Melodie von ganz allein. Hätte ich umgekehrt zuerst eine Melodie und müsste dann einen Text dazu schreiben, würde mich das doch sehr einschränken von der Semantik her und von dem, was ich sagen will. Ich müsste dann wahrscheinlich auch Füllwörter oder Füllreime nehmen. Sehen Sie es da als eine besondere Herausforderung an, deutsche Texte zu schreiben? Bei einem fremdsprachigen Text kann man leichter über Füllwörter und Phrasen hinweghören. Das geht wahrscheinlich jedem Muttersprachler so, dass er nicht über Texte in seiner eigenen Sprache hinweg hören kann. Und es ist ja auch gut, wenn Songs nicht nur melodiös, sondern auch in ihrer Bedeutung wahrgenommen werden – das ist ja der Grund, warum man überhaupt Songs schreibt. Aber selbst wenn ich englischsprachige Musik höre, interessiert mich immer der Inhalt des Songs. Es ist mir wichtig, genau zu wissen, worum es geht, denn viele Songs wirken erst durch ihren Inhalt. Daher finde ich es sehr wichtig, dass man den Text versteht. Ihre Songs sind sehr persönlich. Sie sagen selbst, dass sie darin die „Hose runterlassen“. Wieweit kann man da gehen? Als Künstler muss man immer verletzlich sein. Ich bin ja keine reine Interpretin – ich bin Songschreiberin und schreibe Lieder aus meinem Leben. Es gibt für mich nur diese eine Möglichkeit, Lieder zu schreiben. Das muss man wissen, bevor man als Songschreiber an den Start geht. Und ich glaube, dass das allen Künstlern bewusst ist. Man schreibt ja erst einmal nur für sich und verarbeitet dabei Dinge, die man erlebt. Dass das dann jemand hört, ist der zweite Schritt, den man als Songschreiber zuerst gar nicht vor Augen hat. Klar, wenn ich jetzt nur für andere Songs schreiben würde, würde ich vielleicht auch eher konzeptionell an das Songschreiben herangehen. Aber ich bin das, was ich schreibe – ich kann das gar nicht anders. Was ich mache, ist das Produkt meiner selbst. Das Gute ist, dass man von mir privat relativ wenig weiß und ich bei entsprechenden Fragen immer auf meine Songs verweisen kann. Fällt es Ihnen schwer, ein Lied loszulassen und es für fertig zu erklären? Wenn der Song fertig ist, ist er fertig. Ich komponiere alles am Piano und kann dann schon relativ schnell sagen, wann der Song fertig ist. Die anschließende Produktion ist dann eher ein Prozess, bei dem man manchmal zweifelt, ob man damit fertig ist oder nicht, ob man noch etwas dazumacht oder wieder wegnimmt. Das ist wie beim Malen eines Bildes: Man hat die grobe Skizze, die man dann ausmalen muss. So ist das auch beim Produzieren eines Songs. Sie haben mit „Ich gegen mich“ 2008 schon Ihr erstes Album veröffentlicht. Wieso hat es dann so lange gedauert bis zu „Gold von morgen“? Das erste Album ist unter Voraussetzungen entstanden, die für mich nicht so waren, wie ich sie gerne gehabt hätte. Da fehlte es einfach am Produktionsbudget. Das einzige echte Instrument darauf war mein Piano, alles andere ist dazu produziert worden. Doch das war nie mein Plan. Ich wollte immer ein Album mit echten Instrumenten machen, die live eingespielt werden. Und diesen Traum habe ich mir jetzt erfüllt. „Gold von morgen“ ist so geworden, wie ich das auch wollte und wie es mich eins zu eins widerspiegelt. Genau so wollte ich es haben – so, dass ich es mir in 20, 30 Jahren immer noch anhören und darauf stolz sein kann. Beim Eurovision Song Contest (ESC) 2015 sind sie im deutschen Vorentscheid Dritte geworden. Warum haben Sie, die so viel Wert auf die Songs legt, bei diesem Wettbewerb, bei dem es doch immer mehr um die Show geht, mitgemacht? Ich wurde angefragt. Bis dahin hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Ich bin dann auch gar nicht mit irgendwelchen Erwartungen hingegangen, wie das für mich werden könnte. Ich habe das nur als eine schöne Möglichkeit gesehen, dort meine Songs zu präsentieren, vielleicht auch Menschen zu erreichen, die mich noch nicht kannten. Und es war ja letztlich auch schön und eine tolle Erfahrung. Künstler haben eh nicht diesen Wettbewerbsgedanken – unter Künstlern gibt es so etwas nicht, da macht jeder für sich seine eigene Sache. Deshalb war es auch nie ein Thema, dass der, der nicht zum Finale fährt, ein Verlierer ist – ganz im Gegenteil. Es waren alles Menschen, die tolle Songs performt haben, und ich habe es mit dem dritten Platz doch relativ weit geschafft und konnte mich mit meinen deutschen Songs relativ gut präsentieren – Deutsch gesungen haben ja die wenigsten Teilnehmer. Insofern bin ich auch gar nicht davon ausgegangen, dass ich überhaupt so weit komme. Infos Karten gibt es für 25 Euro plus Gebühren unter anderem im Internet unter www.reservix.de und in Pirmasens in der Unicorn Art Lounge und im Reisebüro Satter. An der Abendkasse kostet die Karte 30 Euro.

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