Pirmasens „Heimspiel“ für Michael Zobely

Michael Zobeley – er gastierte am Samstagabend in Waldfischbach in der alten Scheune der Posthalterei – gehört zu den beständigsten Musikern der hiesigen Szene. Natürlich eilt ihm beim „Heimspiel“ im Geburtsort dieser gute Ruf voraus. So fanden sich bei freiem Eintritt über 100 Gäste in der alten Scheune ein, die sich für den Songmix des Solokünstlers begeisterten. Und es brauchte nicht mal lange, bis sogar mitgesungen wurde.

„Hier drin war ich noch nie“, räumte Zobeley gleich bei seiner ersten Ansage ein. Dass das geräumige Gebäude geradezu ideal für Musik mit akustischen Instrumente ist, zeigte sich auch in diesem Fall – auch wenn es für Mitte Mai noch ein bisschen frisch war und eben keine Möglichkeit besteht, die Räumlichkeit großzügig zu beheizen. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, die Atmosphäre in dem naturbelassenen alten Gebäude „stimmt“ und mit reichlich passender Bühnenbeleuchtung sah das alles recht professionell aus. Michael Zobeley fühlt sich bei seinem Programm jener Musik verbunden, mit der er aufgewachsen ist und die ihn schon immer begleitet hat. Zwar hat es die „späte Geburt“ leider nicht erlaubt, Bands wie „The Beatles“ oder den „frühen“ Bob Dylan selbst „live“ zu erleben. Dafür aber hat Zobeley auch deren Songs verinnerlicht und interpretiert sie nun auf seine ureigene Weise. Und es ist ganz eindeutig gesagt: Wenn der Musiker einem Pop-Standard seine Stimme leiht, dann wird daraus immer ein lebendiges und individuell geprägtes „Cover“. Dabei spielt vor allem Zobeleys unverkennbares Timbre eine ganz wesentliche Rolle. Dessen angenehm „aufgeraute“ Stimmbänder bringen immer einen Blues- oder Rocktouch mit sich – und gerade das frischt so manche altbekannten Musikoldie angenehm auf. Dafür gibt es in der Veranstaltung reichlich Beispiele: Neil Youngs „Heart Of Gold“ wird da stimmlich durchaus aufgewertet und bietet einen adäquaten Ersatz zur hohen, „cleanen“ Stimme von Young selbst. Auch bei Bob Dylans „The Times They Are A-Changing“ macht sich ein anderes Timbre ganz gut; im Übrigen hat Dylan selbst später auf Konzerten ganz unterschiedliche Versionen dieses Songs vorgelegt. Aus tiefster Überzeugung und einer gewissen Verneigung vor dem außergewöhnlichen Talent findet sich dann auch ein „Beatles“-Medley im Repertoire. Und das hat Michael Zobeley mit geschickter Hand zusammengestellt, umfasst es doch in etwa die gesamte Beatles-Ära bis Ende der 60er Jahre. Da gehört der damals schon „unplugged“ gespielte Song „You’ve Got To Hide Your Love Away“ zu der frühen Ära, „I Will“ ist einer der schönsten und einfühlsamsten Love-Songs auf dem legendären „White Album“ und so zum echten alten „Beat“ passt dann „All My Loving“. Nicht zu vergessen: „Yesterday“ – auch im Original nur mit akustischen Instrumenten gespielt und auch von Paul McCartney bei Bühnenauftritten nur zur akustischen Gitarre gesungen; genau das macht eben auch Michael Zobeley und das Publikum spart nicht mit Applaus; nur so kommt „Yesterday“ unverkitscht „rüber“; zu viel Instrumentenmasse würde da eher schaden. Bei Zobeleys Stimme liegt es natürlich auf der Hand, auch einmal eine bekannte Joe Cocker-Nummer mit ins Repertoire zu nehmen. „Unchain My Heart“ gehört zu den ersten Hits der „neuen Karriere“ des Woodstock-Heroen. Und man müsste annehmen: Zobeleys Version würde sicherlich auch Cocker überzeugen, weil sie nichts von der Ursprünglichkeit des Songs eingebüßt hat. Solches gilt auch für den frühen 70er Hit „I Can See Clearly now“ des farbigen Sängers Johnny Nash. Doch so ganz stilistisch festlegen will sich Zobeley dann auch nicht: Denn immerhin hat er den Hymnus des ewig tourenden Musikers „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader auf der Setliste oder eben auch den Spät-80er Country Hit „When You Say Nothing At All“ von Keith Whitley, den viele von der Version Ronan Keating her kennen. Doch ein ganz subjektives Bekenntnis: Zobeleys Version nur mit Akustikgitarre sticht die von Keating allemal aus.

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