Pirmasens Geldbote kommt nicht

Zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilte das Landgericht Kaiserslautern gestern einen 21-Jährigen aus Kaiserslautern. Die Jugendkammer befand den Mann für schuldig, im Oktober letzten Jahres gemeinsam mit zwei Kompagnons aus einem Lauterer Autohaus komplette Radsätze im Wert von mehr als 23.000 Euro gestohlen zu haben. Kurz darauf hatte das Trio auch Überfälle auf den Geldboten des Autohändlers in Kaiserslautern und Pirmasens geplant, die allerdings fehlschlugen.

Zunächst schienen die Pläne des jugendlichen Trios ganz gut zu funktionieren: In der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 2013 drangen die drei jungen Männer in die Lagerhalle eines Autohauses in Kaiserslautern ein. Einer von ihnen hatte am Tag zuvor einen geliehenen Transporter auf dem Parkplatz des Händlers abgestellt, der andere besaß noch einen Schlüssel aus seiner Lehrzeit als Kfz-Schlosser. Und der dritte im Bunde fasste kräftig mit an. Am nächsten Morgen kutschierten die drei Komplettrad-Sätze für edle Autos im Wert von mehr als 23.000 Euro vom Hof des Händlers. Doch die finanzielle Ausbeute des nächtlichen Raubzugs geriet eher mager. Ganze 2000 Euro gab ihnen ein Hehler für die glitzernden Radsätze, die zum Teil über ein Internet-Auktionshaus angeboten wurden. „Wir haben damals ziemlich oft Party gemacht, und dafür brauchten wir viel Geld,“ gab gestern einer der drei Beteiligten etwas kleinlaut vor dem Richter zu. Da war die Beute ziemlich schnell weg, es mussten neue Einnahmequellen her. Die nächste Idee kam offenbar wieder von dem ehemaligen Azubi des Autohauses: Ein Überfall auf den Geldboten seines früheren Arbeitgebers, der regelmäßig die Tageseinnahmen aus den beiden Niederlassungen in Kaiserslautern und Pirmasens abholte und zur Bank trug. Gemeinsam kundschaftete das Trio die möglichen Tatorte aus, besorgte sich Gesichtsmasken, Elektroschocker, Baseball-Schläger und sogar eine Schreckschuss-Pistole. Doch beim richtigen Termin für den Überfall versagte offenbar das Insider-Wissen des Anstifters: „Wir haben mehr als eine Stunde auf den Geldboten gewartet, aber er kam einfach nicht,“ räumte er gestern vor der Jugendkammer ein. Dafür hatte ein weiterer Freund der Clique von den Machenschaften des Trios erfahren und sich, wohl auf sanften Druck seiner Mutter, der Polizei anvertraut. Noch im November letzten Jahres griffen die Kaiserslauterer Beamten zu und beschlagnahmten jede Menge Beweismittel. Darunter auch einen lebhaften Schrift- und Bildverkehr über soziale Netzwerke, der den Dreien zum Verhängnis wurde. Einer von ihnen wurde, weil er den Richtern bereits als „Erwachsener“ galt, inzwischen bereits zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Dagegen kam der 21-Jährige gestern nach den Worten des Vorsitzenden Richters Alexander Schwarz „mit einem himmelblauen Auge davon“: Weil er inzwischen der Clique glaubhaft Adieu gesagt hat und geständig war, ein neuer Wohnsitz und ein Arbeitsplatz in Aussicht sind, kam er mit einer Gesamtstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung davon. Hinzu kommen 200 Stunden Sozialarbeit und die Kosten des Verfahrens. „Denken Sie bitte noch einmal gründlich darüber nach, was alles hätte passieren können, wenn der Geldbote wirklich gekommen wäre,“ gab ihm der Richter mit auf den weiteren Lebensweg. „Ich habe verstanden,“ lautete die kurze Antwort des Angeklagten. (mibo)

x